Vom Spaß zum Nebenberuf
Marktlücke Torwarttraining: Robert Madl rückt die Ausbildung von Keepern in den Fokus

20.09.2024 | Stand 20.09.2024, 5:00 Uhr |

Mittwochs ist Torhütertraining in Kreuzberg: Auf der Anlage des TSV kommen die Torhüter in mehreren Altersgruppen nacheinander zum gemeinsamen Training. In dieser Szene trainiert Stefan Schrottenbaum (links) mit Florian Gibis und Luca Obermüller. − Fotos: Privat

„Fang doch mal einen“ oder „was ist das für ein Fliegenfänger“ – Sprüche wie diese hat Robert Madl auf Fußballplätzen oft gehört und mitanschauen müssen, wie ein Torhüter nach einem Fehler alleingelassen zwischen den Pfosten stand. „Fang gscheid“, hätten sie ihm zugerufen, erzählt Madl. „Dabei wird die Torhüterausbildung im Amateurfußball total vernachlässigt“, wie der 40-Jährige weiß.

Er versucht das zu ändern, hat eine Trainingsgemeinschaft gegründet. Die beschäftigt ihn inzwischen nebenberuflich. Robert Madl aus Bischofsreut war viele Jahre Stammtorhüter des TSV Mauth, ehe ihn ein Bandscheibenvorfall zum Karriereende zwang. Wie so viele, ließ ihn der Fußball jedoch nicht los. „Ich wollte was machen, dann bin ich Torwarttrainer in der Mauth geworden“, erinnert er sich. Das lag auf der Hand, schließlich beschäftigte ihn das Torwartspiel schon immer am meisten. Schnell sprach sich herum, dass da ein engagierter Torwarttrainer sein Wissen weiter gibt. „Erst hab ich auch in Hinterschmiding trainiert, dann riefen Eltern an, ob ich mit ihrem Kind nicht was machen könnte“, berichtet Madl, der als Berufssoldat in Bogen stationiert ist. Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine Trainingsgemeinschaft, die seit 2018 den Namen „WOS Keeper“ hat.

„Bis jetzt haben mehr als 60 Torleute aus 17 Vereinen mit uns trainiert“, berichtet Robert Madl. Inzwischen hat er mit Stefan Schrottenbaum (36, TV Freyung) und Stefan Harant (48, TSV Mauth) zwei Mitstreiter. „Im August letzten Jahres waren wir an der Schwelle, dass ich das Ganze nebengewerblich angemeldet habe“, beschreibt Robert Madl, der mit Frau und Tochter in Speltenbach bei Freyung lebt – und von dort nahezu täglich zum Torwarttraining fährt. An den Wochenenden besucht er zudem privat Fußballspiele und analysiert das Torwartspiel.

„Spezifisches Torwarttraining gibt es selten“



„Das war alles eigentlich nur Jux und Tollerei, aber irgendwann hab ich auf Instagram gezeigt, was ich mache und mein Schwager hat mir eine Homepage erstellt und dann hat sich das Ruckzuck rumgesprochen.“ Unter Madl trainieren Bezirksliga-Torhüter wie Michael Mandl (Mauth) oder Andreas Biebl (SV Grainet) genauso wie Nachwuchstorhüter mit 6 Jahren. Mittlerweile ist der Freyunger überzeugt, dass er eine Marktlücke entdeckt hat. „Ich hab mich mal durch etliche Kader im Internet geklickt“, erzählt der 40-Jährige, „Torwarttrainer gab es ungefähr bei der Hälfte der Vereine, aber tatsächlich spezifisches Torwarttraining eher selten“, wie Robert Madl erfahren hat. Darum ist er überzeugt, dass in wenigen Jahren nicht der Stürmer der begehrteste Fußballer sein wird, „sondern der Torwart, weil es wenige Torleute und noch weniger sehr gute gibt“.

Im Internet hat er Gleichgesinnte gefunden und mit „Keepercation“ eine Plattform gefunden, die Torwarttrainer weiterbildet. „Das ist das Wikipedia für Torhüter“, sagt Robert Madl. Was er dort theoretisch mitkriegt, setzt er auf dem Trainingsplatz in die Tat um. Mittwochs ist abends immer Training auf der Anlage des TSV Kreuzberg, wo die Keeper in drei Altersgruppen geschult werden. Dienstags fährt Madl nach Passau, wo er beim dortigen Landesligisten als Torwarttrainer tätig ist. Darüber hinaus sind er und seine Partner bei weiteren Vereinen engagiert. „Wir machen kein körperliches Training, wir bilden die Torleute aus, wollen sie torwarttechnisch wie -taktisch weiterbringen“, zählt Robert Madl auf. Das geht vom Individualtraining bis hin zum Training von allen Torhütern eines Vereins.

Manuel Neuer ist nach wie vor das große Vorbild



Und was zeichnet einen guten Torhüter aus? „Er muss mutig sein, entscheidungsfreudig und muss mit Rückschlägen umgehen lernen, weil der Fehler eines Torhüters einfach verheerender ist, wie wenn ein Feldspieler einen Fehlpass spielt“, beschreibt Robert Madl, dessen Vorbild einst Oliver Kahn war. Heute orientieren sich die meisten Keeper nach wie vor an Manuel Neuer, weiß der 40-Jährige: „So lange er im Tor steht, wird das so sein.“ Und Robert Madl will mithelfen, dass die regionalen Goalies ähnlich wenige Fehler machen wie der mehrfache Welttorhüter, damit er doofe Sprüche auf Keeper nicht so oft ertragen muss.

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