Doppelter Grund zum Feiern: Die Kreisverkehrswacht Freyung-Grafenau e.V., gegründet im Jahr 1954 in Grafenau, hat ihr 70-jähriges Bestehen gefeiert. Gleichzeitig feierten alle Verkehrswachten Deutschlands die Gründung der Deutschen Verkehrswachten vor 100 Jahren. Der 1. Vorsitzende Günter Obermüller begrüßte beim Festakt im Kulturpavillon der Stadt Grafenau besonders zahlreiche Ehrengäste, die Mitglieder sowie Vertreter aus Bereichen, die entweder die Kreisverkehrswacht unterstützen oder die Angebote nutzen. Stadtpfarrer i. R. Kajetan Steinbeißer erinnerte eingangs an verstorbene Mitglieder.
„Kümmern uns um die Schwächsten im Verkehr“
Auch wenn die Verkehrswachten von vielen Beamtinnen und Beamten aus dem Polizeibereich – oft auch ehrenamtlich – unterstützt werden, so der Kreisvorsitzende, handele es sich dennoch nicht um eine „Unterorganisation der Polizei“. Bei den in Bayern tätigen 140 örtlichen Kreisgebiets- und Ortsverkehrswachten mit 33 000 Mitgliedern seien es vielmehr eigenständige Vereine, also bürgerschaftliche Vereinigungen, die sich für mehr Sicherheit und Partnerschaft im Verkehr einsetzen. Insgesamt 1200 Städte, Gemeinden und Landkreise sowie 1900 Firmen, Verbände und Institutionen sind Mitglied darin.
Zu deren Aufgaben zählen die Förderung der Verkehrssicherheit und Unfallverhütung unter besonderer Berücksichtigung des Umweltschutzes. „Und ich füge hinzu“, so Obermüller, „besonders kümmern wir uns um die Schwächsten im Straßenverkehr, unsere Kinder, unsere Behinderten und unsere Senioren!“
Auch 50 Jahre nach der Gründung der Kreisverkehrswacht gelten die damals in der Satzung festgelegten Ziele. Die im Landkreis Grafenau gegründete Verkehrswacht, geleitet durch den damaligen ersten Vorsitzenden, dem Prokuristen der Atexwerke Adolf Rosa Alscher, war bis zum Jahr 1972 auch zuständig für die Landkreise Wolfstein und Wegscheid. Mit Auszügen aus der Vereinschronik und den jetzigen Aufgabenbereich zeigte der Kreisvorsitzende das „Wirken“ der Kreisverkehrswacht auf.
Staatsminister a. D. Helmut Brunner befasste sich mit der Frage: „Warum soll ich ehrenamtlich tätig sein? Es ist bekannt, dass die vielen ehrenamtlich tätigen Menschen einen erheblichen Beitrag leisten, „zum Wohlstand in unserer Gesellschaft“. Weder die Gesellschaft noch der Staat könnte die erbrachten Leistungen auch nur annähernd finanzieren. Brunner erwähnte beispielhaft die vielen, ehrenamtlich erbrachten Leistungen in den Pfarreien, Gemeinden, Vereinen und auch im Freistaat.
Mit Blick auf seine eigene Jugendzeit sagte Brunner: „Lasst im Ehrenamt die Jugend machen, dass sie ihre eigenen Erfahrungen einbringen kann und wir diese Leistungen mit Toleranz begleiten“. Er lobte auch den Einsatz der ehrenamtlich tätigen Politiker, vor allem in den Kommunalparlamenten und deren enge Verbindung zu den Menschen. So gesehen ist das Ehrenamt als die „Seele der Demokratie“ zu bezeichnen.
Das „Ehrenamt“ wird vielfältig unterstützt durch die Kommunen und durch den Staat. In Bayern sind 47 Prozent der über 14-Jährigen ehrenamtlich tätig. Sie profitieren persönlich vom „Element dieser Lebensschule“. Bei allem Tun müssen laut Brunner immer noch die drei „H“ gelten: „Hirn, Herz und Hand“, denn alles, was geleistet wird muss durchdacht sein, von Herzlichkeit geprägt und letztlich auch umgesetzt werden.
Auch der Landrat war schon Schülerlotse
Landrat Sebastian Gruber dankte der Kreisverkehrswacht für die großartige Unterstützung aller Verkehrsteilnehmer. Er erinnert sich an den Wimpel, den er als Kind bekommen hat, für die erfolgreich abgelegte Fahrradprüfung. Während seiner Schulzeit war er auch Schülerlotse – eine Aktion, die bis heute durch die Verkehrswacht unterstützt wird. Es bestehe laut Gruber eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungen im Landratsamt und der Kreisverkehrswacht.
Bei ihren Grußwort verwies die Bezirksvorsitzende Ursula Fendl auf die vielen Informations- und Bildungsaktionen der Kreisverkehrswacht Freyung-Grafenau, die von der Verkehrsbildung in den Kindergärten und Schulen bis zu Fahrtrainings für Senioren reichen. Alle Aktionen in den vergangenen 70 Jahren haben dazu beigetragen, Todesfälle im Straßenverkehr erheblich zu mindern.
Stolz war Alexander Mayer, dass es wiederum Grafenau war, wo eine Verkehrswacht gegründet wurde, die nicht nur bis in den Nachbarlandkreis Wolfstein hinein tätig war, sondern nun für den gesamten Landkreis FRG zuständig ist. Dankbar ist er für die angebotenen Leistungen der Verkehrswacht, wobei weiterhin das Ziel des Handelns sein muss, dass wir keine Toten im Straßenverkehr beklagen müssen.
Das Saxofon-Sextett der Stadtkapelle Grafenau umrahmte den Festakt musikalisch. Mit der Bayernhymne und der Deutschen Nationalhymne endete der Festakt.
EHRENGÄSTE
Stadtpfarrer i.R. Kajetan Steinbeißer, Grafenaus Bürgermeister Alexander Mayer, Landrat Sebastian Gruber, Staatsminister a. D. Helmut Brunner, MdL Martin Behringer, Oberstleutnant Dan Tomuzla, Bezirksvorsitzende der Verkehrswachtorganisation Ursula Fendl, die Vertreter der Verkehrswachten Petra Hödl (Passau), Franz Gröller (Regen) und Ewald Weininger (Deggendorf) sowie Anton Donaubauer, Vertreter der Sparkasse Markus Roth, Landesgeschäftsführer Manfred Raubold, vom Amtsgericht Dr. Jürgen Heinrich und Josef Scheichenzuber, von der Polizei Ingrid Grötzinger und Alexander König, von den Schulen Andrea Köck-Graf.
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