Rollenwechsel mit 16
In Niederbayern gibt es 52 Schiedsrichterinnen: Silke Ascher ist eine davon – und ziemlich erfolgreich

17.09.2024 | Stand 17.09.2024, 23:23 Uhr |

Fokus auf Beine und Ball: Schiedsrichterin Silke Ascher (links) beim Niederbayern-Derby der Frauen-Bayernliga in Kirchberg im Wald zwischen den Gastgeberinnen und dem FC Ruderting (schwarze Trikots). − Foto: Frank Bietau

Im Vergleich zu anderen Bezirken steht Niederbayern „aktuell relativ gut da“, sagt Robert Fischer (58) mit Blick auf die Fußball-Schiedsrichterinnen in der Region. Dennoch hofft der Bezirksschiedsrichterobmann natürlich auf rege Teilnahme am Neulingskurs speziell für Mädchen und Frauen, den der Bayerische Fußball-Verband im Oktober in allen sieben Bezirken anbietet.

52 niederbayerische Schiedsrichterinnen haben die regionalen BFV-Funktionäre auf ihrer Liste. Neben Landesliga-Schiedsrichterin Katrin Filser (SC Bruckberg) ist Silke Ascher aus Neureichenau aktuell eine der Topschiedsrichterinnen in der Region. Die 21-Jährige darf, wie Josefa Kilger (FC Ruderting), Partien in der Herren-Bezirksliga leiten, steht in der 2. Frauen-Bundesliga an der Linie und gehört zum DFB-Förderkader. Heißt: Ascher darf unter Begleitung eines DFB-Coaches Spiele in der Frauen-Regionalliga pfeifen und kämpft um einen Platz in der 2. Liga – „aus Bayern gibt es da aktuell nur zwei, die in Frage kommen“, erläutert Robert Fischer.

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Seit fünf Jahren ist Ascher inzwischen Fußball-Schiedsrichterin, wie sie der PNP erzählt. „Geworden bin ich es eigentlich, weil ich mit 16 Jahren nicht mehr bei meinem Heimatverein FC Dreisessel mit den Jungs spielen durfte. Ein Damen-Team gab es nicht und ein Vereinswechsel wäre mir zu großer Aufwand gewesen“, berichtet die heute 21-Jährige. Darum absolvierte sie einen Neulingskurs bei der Gruppe Wolfstein und fand sich schnell zurecht in der neuen Rolle. Der Alltag dort heißt für alle frisch geprüften Schiedsrichterinnen meistens: Spiele des anderen Geschlechts pfeifen. „Aber ich war ja eh schon immer mehr am Herrenfußball interessiert“, sagt Ascher und lacht.

„Nie geglaubt, dass ich mal so hoch komme“



Neben Spaß am Hobby stellten sich schnell persönliche Erfolge ein. Silke Ascher verschafft sich Respekt im von Männern dominierten Sport, darf im Laufe der Zeit Partien in der Kreisliga und seit diesem Jahr Bezirksliga leiten. Hinzu kommen überregionale Einsätze. „Es ist sehr interessant, in der 2. Liga der Frauen kann man ein bisschen in den Profifußball hineinschnuppern“, verrät Silke Ascher. Dabei machen ihr auch längere Anfahrtszeiten wenig aus. Pendeln ist die junge Frau aus Neureichenau gewohnt. Als Projektassistentin in der Mobilfunkbranche arbeitet sie unter der Woche im Chiemgau, wo Ascher mit ihrem Freund Jakob Putz (27) unter der Woche lebt. Das Leben der beiden dreht sich oft um die Schiedsrichterei. Putz (SV Perlesreut) kommt sozusagen aus einer Schiedsrichter-Familie. Sein Bruder Matthias und seine Schwester Josefa sind wie er, der Bayernliga pfeift, überregional als Unparteiische bekannt und geschätzt.

Genauso wie die Freundin und Schwägerin, aber Silke Ascher hat gar keine großen Ambitionen. „Schritt für Schritt“ wolle sie in ihrem Hobby machen, betont die. „Ich hätte ja nie geglaubt, dass ich mal so hoch komme. So lange es mir Spaß macht, werde ich weitermachen.“

Vom Niederbayern-Derby in die Regionalliga nach Hof



Zwei Einsätze pro Wochenende stehen meistens auf dem Plan. Am Samstag beispielsweise war die 21-Jährige beim Niederbayern-Derby der Frauen-Bayernliga zwischen Kirchberg i.W. und dem FC Ruderting (0:1) im Einsatz. „Es ist schon eine Ehre, so ein Derby zu pfeifen“, sagt sie über das umkämpfte Duell, das sie tadellos über die Bühne brachte. Kommendes Wochenende geht es eine Klasse höher, dann steht Ascher in Hof und in der Regionalliga unter Beobachtung. „Ein DFB-Coach begleitet das Spiel und wird es hinterher gleich mit mir analysieren.“

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