Neudorf
„Ihr seid in allen Bereichen sehr gut aufgestellt“

26.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:37 Uhr

1. Kommandant Josef Scheichenzuber (l.), KBI Thomas Thurnreiter (7.v.l.), 1. Vorstand Tobias Lendner (r.) und Bürgermeister Alexander Mayer (2.v.r.) gratulierten den den verdienten Wehrlern zum Dienstjubiläum.

Zur 146. Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Neudorf konnte der erste Vorsitzende Tobias Lendner zahlreiche Aktive, Mitglieder und Ehrengäste im Sportpark Neudorf begrüßen. Zum ersten Mal nach der Coronapandemie konnte die Veranstaltung in gewohnter Form und zur gewohnten Zeit abgehalten werden.

Neben den zahlreichen Mitgliedern und Aktiven seiner Wehr begrüßte Lendner die Vertreter der Partnerfeuerwehr aus Oberkappel, den Ehrenvorsitzenden Alois Blöchl, Ehrenkommandant Markus Eiler, Kreisbrandmeister Robert Stöckl, Kreisbrandinspektor Thomas Thurnreiter sowie den ersten Bürgermeister der Stadt Grafenau, Alexander Mayer.

Lendner blickte zurück auf ein Jahr, das nun endlich wieder mit zahlreichen Veranstaltungen gefüllt war. Nachdem das traditionelle Starkbierfest im Frühjahr noch hatte ausfallen müssen, konnten ab dem Frühsommer wieder zahlreiche Feste selbst abgehalten und besucht werden. Besonders das Gartenfest der Wehr mit dem durchgeführten Schafkopfturnier und die Christbaumversteigerung waren sehr gut besucht. Eher mäßig war der Besuch des Gottesdienstes am Geistlichen Stein, weshalb die Wehr daher künftig auf die Ausrichtung dessen verzichten wird.

Ein weiteres Highlight aus dem Vereinsjahr war sicherlich der Pokalgewinn beim „Spiel ohne Grenzen“ in Neudorf. Voller Vorfreude könne man auf die Veranstaltungen im kommenden Jahr blicken, allen voran auf das Starkbierfest, welches am 17. März nun endlich wieder durchgeführt werden kann.

Schon fast einer Starkbierrede glich dann der Bericht von ersten Kommandanten Josef Scheichenzuber. Gespickt mit Seitenhieben und Spitzen besonders in Richtung der Stadtverwaltung und einzelnen Stadträten ließ Scheichenzuber so das Jahr nicht nur in seinen guten Seiten Revue passieren, sondern fand auch die richtigen Worte für die eher unschönen Seiten des abgelaufenen Jahres. Musste man doch mannschaftsintern nicht nur einen am Ende glimpflich endenden Anfahrtsunfall zum Einsatz verarbeiten, sondern sich auch mit dem erheblichen Vertrauensbruch zweier Mitglieder der Jugendfeuerwehr auseinandersetzen.

Scheichenzuber berichtete von derzeit 49 aktiven Mitgliedern seiner Wehr, davon fünf Frauen. Mit insgesamt 24 Atemschutzgeräteträgern, 16 Maschinisten, zehn Fahrern, zehn Gruppenführern sowie neun Mitgliedern der Jugendfeuerwehr weisen die Neudorfer eindrucksvoll einen hohen Ausbildungsstand sowie eine gute Aufstellung für die Zukunft auf. Auch das vielerorts bekannte Problem der langsamen Überalterung der aktiven Mannschaft kennt man in Neudorf nicht: Der Altersdurchschnitt der aktiven Mannschaft beträgt 33,96 Jahre.

Brüderpaar als Diebische Elstern

Auffallend in der Mitgliederstruktur sei, dass der Großteil der Mannschaft aus den Dörfern Elmberg und Neudorf gestellt wird. Aus Lichteneck aber, welches zu den drei größten Dörfern im Schutzbereich zählt, lediglich vier Mitglieder kommen. Die 49 Ehrenamtlichen leisteten im vergangenen Jahr insgesamt über 475 Übungsstunden. Darüber hinaus konnten mehrere Ausbildungen und Lehrgänge absolviert werden. Das dort Erlernte musste im Jahr 2022 bei 21 Einsätzen unter Beweis gestellt werden: Insgesamt 13 Mal wurde die Wehr zu THL-Einsätzen alarmiert, sechsmal musste zu einem Brand ausgerückt werden und zweimal zu sonstigen Tätigkeiten wie etwa Verkehrssicherung. Ganz besonders in Erinnerung blieb dabei der Einsatz beim schweren Traktorunfall in Saldenau. Insgesamt 208 Einsatzstunden wurden geleistet.

An Bürgermeister Alexander Mayer gewandt erläuterte Scheichenzuber den Schutzbereich der Feuerwehr Neudorf, welcher der flächenmäßig größte aller Stadtfeuerwehren ist und betonte damit die Wichtigkeit einer guten Ausstattung für seine Mannschaft. Ausdrücklich dankte er dabei dem Bürgermeister für die im letzten Jahr getätigten Investitionen, wie etwa der Chiemsee Schmutzwasserpumpen, welche im Zuge der beinahe schon regelmäßigen Unwetter in den letzten Jahren angeschafft und unter anderem in Neudorf stationiert wurden. Weiter wurden neue Einsatzkleidung sowie ein Gebäudelüfter erworben. Etwas holprig sei die Umsetzung der neuen Alarmparkplätze gewesen, unter anderem war bei der Umsetzung einer schlicht vergessen worden – dieser soll nun 2023 noch fertiggestellt werden.

Zum Abschluss seines Berichts wandte sich der Kommandant mit einer ausdrücklichen Dienstanweisung, welche auch in Schriftform folgen soll, an seine Mannschaft: Nach dem glimpflich abgelaufenen Anfahrtsunfall im vergangenen Jahr haben alle Aktiven ab Verlassen der B533 und bei Anfahrt über die Kirchstraße Schrittgeschwindigkeit zu fahren. Durch Glätte und vermutlich leicht überhöhte Geschwindigkeit war im vergangenen Jahr ein Wehrler am Parkplatz des Gerätehauses ins Rutschen gekommen, was einen Totalschaden am Fahrzeug aber glücklicherweise keinen Personenschaden zur Folge hatte. Die Bergung dauerte über zwei Stunden. „Ich will nicht in die Lage kommen, dass es bei der Anfahrt zum Feuerwehrhaus mal zu einem Unfall mit Personenschaden kommt!“, betonte Scheichenzuber.

Auch die Überführungen zweier Brüder, welche sich regelmäßig an der Getränkekasse im Gerätehaus bedient hatten, ist für die Wehrler ein schwieriges Thema: Handelte es sich bei den Täter doch um zwei Mitglieder der Jugendfeuerwehr. „Das Vertrauen ist natürlich schwerst beschädigt und kann so einfach nicht wieder hergestellt werden.“, so der Kommandant. Das diebische Brüderpaar konnte durch Videoüberwachung überführt werden, nachdem es schon konkreten Verdacht gab.

Ausblickend auf das kommende Jahr 2023 seien wieder zahlreiche Übungen geplant, darüber hinaus soll im Mai die Leistungsprüfung abgelegt werden und im Frühjahr die bereits genehmigten neuen Umkleiden für die Jugendfeuerwehr umgesetzt werden.

Anschließend informierte Jugendwart Thomas Wagner über die Aktivitäten des abgelaufenen Jahres. Bedingt durch das Ausscheiden der zwei Diebe sank die Zahl der Jugendlichen auf elf, davon vier Mädchen. Durchschnittlich sieben Jugendliche fanden sich zu den insgesamt 19 Übungen ein. Darüber hinaus konnten die Jugendflamme Stufe 1, der Wissenstest, das Bayerische Jugendleistungsabzeichen sowie die deutsche Jugendleistungsspange abgelegt werden. Vier Mitglieder nahmen am MTA-Lehrgang in Riedlhütte teil. Auch im neuen Jahr sollen zahlreiche Übungen und Lehrgänge besucht werden. Abschließend bedankte sich Wagner für all die Unterstützung das ganze Jahr über, im Besonderen bei Lukas Bräu, Florian Schremmer und Josef Scheichenzuber.

Über positive Vereinsfinanzen sowie eine gründliche Kassenführung konnte Michael Wensauer informieren. Der von Kassenprüfer Alois Blöchl empfohlenen Entlastung der Vorstandschaft wurde daher einstimmig Folge geleistet.

Kreisbrandinspektor Thomas Thurnreiter ging kurz auf den vom Kommandanten angesprochenen Wegeunfall ein. „Unfälle werden immer passieren, sie zu vermeiden hat jedoch immer oberste Prämisse.“, so der KBI. Die Dienstanweisung des Kommandanten könne er daher nur vollumfänglich begrüßen. Er bescheinigte den Neudorfern, in allen Belang sehr gut aufgestellt zu sein.

In allen Bereichen sehr gut aufgestellt

Bürgermeister Alexander Mayer sprach seine große Freude aus, dass man endlich wieder in der Form zusammenkommen könne. „In euerer Wehr passt einfach alles. Vom kulturellen Bereich, über die Jugend bis zu den Schutzfunktionen.“, so der Bürgermeister. Gerade nach der langen Pandemiezeit müssten viele Vereine feststellen, dass es nicht mehr für alle so selbstverständlich ist, sich selbst für die Gesellschaft zurückzustellen.

Die in der Vergangenheit teilweise aufgebauten Barrieren zwischen einzelnen Stadträten und den Feuerwehren abzubauen und vergangene Themen abzuarbeiten, sei ihm ein großes Anliegen, so Mayer. Weiter sprach er das große Energieproblem der Stadt an: Aufgrund des wegen der Strombündelausschreibungen heuer exorbitant hohen Strompreises von 1,01 Euro pro kw/h müsse man in diesem Jahr an allen Abnahmestellen versuchen, mindestens 20 Prozent des Verbrauchs einzusparen – jene 20 Prozent, welche eben nicht von der Strompreisdeckelung abgedeckt sind. „Hier mein klarer Aufruf an euch, uns hier zu unterstützten“, so Mayer. Bereits im nächsten Jahr werde der Preis wieder auf voraussichtlich etwa die Hälfte des aktuellen Preises sinken. „Danke für die allzeit gute Zusammenarbeit mit euch. Für das gute gegenseitige Verständnis und die zahlreichen geleisteten Stunden in Übung und Einsatz!“

Ehrung /Beförderung

Zum Feuerwehrmann/-frau wurden befördert: Tobias Gießübl, Andreas Kölbl und Angelina Plattner.
Für 10 Jahre aktiven Dienst wurden geehrt Maximilian Ned und Daniel Ritzinger.
Für 20 Jahre aktiven Dienst wurde Korbinian Rank geehrt. Für 25 Jahre aktiven Dienst wurden Klaus Friedl, Michael Wensauer, Florian Schremmer und Josef Scheichenzuber geehrt. Für 30 Jahre aktiven Dienst erhielt Herbert Frisch seine Anerkennung und für gar 40 Jahre aktiven Dienst Otto Fürst.
Anerkennung für die Teilnahme an Ausbildungen und Lehrgängen erhielten:
Tobias Gießübl und Julian Graßl für die erfolgreiche Teilnahme am Atemschutzlehrgang. Tobias Gießübl, Sebastian Ned, Philip Graßl, Andreas Kölbl und Lukas Bräu für die erfolgreiche Teilnahme an der modularen Truppausbildung (MTA). Thomas Wagner und Tobias Lendner für die Teilnahme am LKW Fahrsicherheitstraining sowie Thomas Wagner für die Teilnahme am dreitägigen Seminar der Kreisbrandinspektion für die Jugendwarte.

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