Faszination USA
„Hör auf zu knipsen und mach’ ein Foto“

Dr. J. Michael Salbaum aus Waldkirchen fährt auf Fototouren durch den Südwesten

07.08.2024 | Stand 07.08.2024, 5:00 Uhr |
Laura Müller

Unzählige Fotos seien bei seinen Touren mit dem Geländewagen entstanden, sagt J. Michael Salbaum.

„Wenn ich nicht gehe, werde ich mir das ganze Leben lang die Frage stellen, was wäre gewesen, wenn ich gegangen wäre“, sagt J. Michael Salbaum, 64, heute zu seiner Entscheidung, mit Ende 20 in die USA auszuwandern. Rote Felsformationen, beeindruckende Canyons, wüstenähnliche Landstriche. Ein Gespräch über die Faszination für Amerika und Fototouren durch die bizarre Landschaft des Südwestens.



Aufgewachsen in Waldkirchen wohnt Michael Salbaum, 64, mit seiner Frau in Baton Rogue im Bundesstaat Louisiana. Er ist als Professor am Pennington Biomedical Research Center im Bereich der Biomedizin tätig, verbringt aber auch gerne Zeit an seinem Zweitwohnsitz in Arizona.

Studium und Arbeit führten ihn in den Südwesten

Von den USA geträumt hat er, seit er den ersten John Wayne Western im Fernsehen gesehen hat, „auch wenn’s kitschig klingt“, sagt Salbaum. Fasziniert ist er vor allem vom Südwesten der USA. „Baton Rogue war einfach eine Entscheidung für eine Arbeitsstelle. Mir macht die Forschung Spaß“, sagt er. „Ich habe nur nicht gedacht, dass ich mal 14 Jahre an einem Fleck bleibe.“

Salbaum arbeitet daran, die molekularen und zellbiologischen Grundlagen zu verstehen, die dazu führen, dass bei Babys aus diabetischen Schwangerschaften vermehrt Geburtsfehler auftreten. Er studierte in Regensburg Biologie, promovierte in Köln und Heidelberg. Für seine Postdoc Stelle im Bereich der Entwicklungsbiologie ging er an die Yale Universität in New Haven, Connecticut, bekam ein Angebot aus San Diego für sein erstes eigenes Biologie-Labor, Zwischenstopp an der Mayo Clinic in Phoenix, Assistenzprofessur am medizinischen Forschungszentrum der Universität Nebraska in Omaha – und wieder ein Umzug – Baton Rogue.

Ob eine Rückkehr nach Deutschland denkbar ist? Er kommt gerne in die Heimat, um die Familie zu besuchen, zum Klassentreffen zu gehen oder auf den Lusen oder Rachel zu wandern. „Ob ich permanent da sein könnte, weiß ich im Moment nicht. Es wäre sehr schwierig, mich komplett umzugewöhnen. Ich fühle mich in den USA sehr wohl“, sagt Salbaum. Jahrzehnte wohnt er schon dort.

Auf dem Weg zur Arbeit Delfine beobachtet

„Ich finde das Land faszinierend, was die Möglichkeiten angeht. Mein Gesamteindruck ist immer noch, dass ich hier eher machen kann, was ich will, solange ich niemandem auf die Zehen trete.“ Es ist ein Lebensgefühl, das er mit den USA verbindet. „In San Diego bin ich jeden Tag an der Küste entlang zur Arbeit gefahren und habe den Delfinen beim Surfen zugeschaut, das ist natürlich schon was anderes.“

In San Diego kam er damals auch zu einem neuen Hobby. Er kaufte sich einen Geländewagen, und erkundete damit die Gegend. „Ich fand die Wüstenlandschaften einfach von Anfang an faszinierend. Diese Weite, wo nichts ist. Kaum Pflanzenwuchs, viele Steine, große Kakteen, rote Felsen – und dann habe ich angefangen, mit der Kamera herumzufahren und hatte einen Heidenspaß dabei.“ Die Szenerie einfangen – mitten im Nirgendwo.

„Ich bin schon immer ein visuell orientierter Mensch gewesen, und ein sehr guter Freund hat vor einigen Jahren zu mir gesagt: ,Jetzt hör’ mal auf zu knipsen und mach’ endlich ein Foto.‘“ Er fing an, sich mehr Gedanken zu machen über das Licht, die Positionierung von Objekten, den richtigen Winkel.

Der Großteil seiner Aufnahmen entstand in Kalifornien, im Süden von Utah und in Arizona. „Ich weiß nicht, wie viele zehntausende Fotos ich mittlerweile angesammelt habe.“

Rockcrawling in einer Mondlandschaft

Es geht ums Festhalten von Erinnerungen, aber vor allem um die Erlebnisse selbst. „Die Geschichte im Süden von Utah hat angefangen, dass ich mit dem Geländewagen nach Moab gefahren bin.“ Er wollte zum Rockcrawling, bei dem man mit dem Geländewagen über Steine fährt. In Moab (Stadt in Utah) gibt es viel Sandstein, „der so rau ist wie ein 40er Schleifpapier. Die Reifen krallen sich rein. Man hat das Gefühl, man fährt eine Mauer hoch“, sagt Salbaum und schiebt nach: „Es schaut alles immer steiler aus, als es ist.“ Nervenkitzel am Rande der Komfortzone „in dieser irren Mondlandschaft“, umgeben von rotem Sand und Fels.

Besonders in Erinnerung geblieben ist Salbaum eine Fahrt in Moab, „weil es das Auto fast aufs Dach gelegt hat. Das war ein Allradtrail, auf dem ich eigentlich nichts zu suchen gehabt hätte. Der war zu schwierig dafür, wie mein Fahrzeug ausgerüstet ist“- Die anderen Fahrer sagten zu ihm: „Fahr mit, wir ziehen dich im Zweifelsfall hoch mit der Seilwinde.“ Genau das ist passiert.

Nächstes Jahr Fototour am Grand Canyon

„Ich hatte einen Einweiser, der meinte, fahr ein Stück zurück, wir probieren das weiter rechts. Ich setze zurück und er hat auf das rechte Hinterrad nicht aufgepasst. Da war ein Loch.“ Das Rad rutschte hinein. „Es war natürlich gut, dass meine Spezl zur Hand waren, um das vordere linke Eck vom Truck herunter zu drücken und festzuhalten, bis die Seilwinde oben angeschlossen war.“ Alles nochmal gut gegangen. „An den Moment denke ich mit Interesse zurück. Der hat übrigens dazugeführt, dass meine Frau sich ihren eigenen Geländewagen zugelegt hat.“

Arbeitsbedingt seien es zuletzt weniger Touren gewesen. Nächstes Jahr will Michael Salbaum wieder auf eine größere Fototour gehen – durch den Grand Canyon. „Die Campingplätze dort werden per Lotterie vergeben. Mal sehen, ob ich einen Platz bekomme.“

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