Klingenbrunn/Spiegelau
Musik ist ein Stück klingende Heimat

17.10.2022 | Stand 19.09.2023, 4:32 Uhr
Helmut Döringer

Die Klingenbrunner Dorfblosn mit Eduard Wilhelm (v. l.), Kapellengründer Kurt Kufner, Michael Weny, Christoph Süß, Florian Süß, Klaus Süß sen., Kapellenleiter Klaus Süß jun. und Hubert Süß begeisterten das Publikum beim Konzert zum 20. Jubiläum. −Fotos: Döringer

Was das Herz eines echten Waidlers ausmacht, ist mit wenigen Worten zu sagen: Die Liebe zu seiner Woidhoamat, zur Natur, zum Herrgott – und zu einer zünftigen "Musi." Diese Wesenszüge wurden bei der Jubelfeier zum zwanzigjährigen Bestehen der Klingenbrunner Dorfblosn vor allem auch im Liedgut der Kapelle deutlich.

Die acht Vollblutmusiker, die am Samstagabend in der Spiegelauer Mehrzweckhalle auf der Bühne standen, zeigten eindrucksvoll auf, wie wichtig die Blaskapellen als Kulturträger und musikalische Begleiter bei vielen Gelegenheiten sind. Um es kurz zu sagen: Sie sind unersetzbar!

2001 hat sich eine Gruppe Musikanten um Kurt Kufner geschart und die "Dorfblosn" gegründet. Als Nachfolger der Blaskapelle Ulrich, die sich kurz zuvor aufgelöst hatte, hält die Kapelle seitdem das Musizieren in Klingenbrunn aufrecht, führt eine lange musikalische Tradition fort, die weit zurückreicht und Generationen inspirierte.

Zusammengehörigkeit wird bei den Dorfblosn groß geschrieben

So um das Jahr 1900 war es, als musizierfreudige Männer aus Klingenbrunn und Umgebung, die bayerisch-böhmische Blasmusik in dem Waldlerdorf unterm Rachel wachsen und reifen ließen. Wo auch immer die Musikanten der Dorfblosn in den 20 Jahren ihres Bestehens bisher auftraten, verbreiteten sie Frohsinn und Heiterkeit, stets originell und ideenreich. "Die könnten selbst bei einer Beerdigung noch für Stimmung sorgen", wird ihnen schon mal scherzhaft nachgesagt.

"Wir sind viel zusammen, das verbindet, stärkt den Zusammenhalt", findet Klaus Süß jun. der sehr engagierte jetzige Leiter und Ansprechpartner der Kapelle. Da erklärt sich das Motto der Musikanten fast von selbst: Einigkeit macht stark. Diese Einigkeit sei vor allem vor Auftritten ganz wichtig, so Süß.

Vor dem großen Auftritt der Dorfblosn unterhielt zunächst die Familienmusik Freund aus Waldkirchen etwa eineinhalb Stunden überaus schwungvoll und gekonnt die Gäste. Es waren Lieder und Melodien zum Mitsummen und Mitsingen, die die fünfköpfige Gruppe zum Besten gab – und für die sie viel Beifall erhielt. "De spuin a ganz guad", so der Kommentar einer Frau am Nebentisch.

500 Besucher beim Jubiläumsfest

500 Besucher fluteten am Samstag die Mehrzweckhalle. Süß zeigte sich begeistert von dem großen Zuspruch, den die Veranstaltung fand. Dabei stellte die Kapelle ihre Jubiläums-CD "Kreuz und Quer" vor, mit vielen Klassikern der vergangenen 20 Jahre – aber auch wunderschönen neuen Melodien. "Wir hätten gut und gerne noch 300 Karten mehr verkaufen können", sagt Süß. Dies sei aber wegen der "Hallenkapazität und bestimmter Auflagen" nicht möglich gewesen. "Aber an euch alle, die ihr da seid, ein sakrisches Vergelt’s Gott‘, dass ihr für unser Fest so einen wunderschönen Rahmen schafft."

Der Kapellenleiter begrüßte zum Konzert, das eigentlich schon letztes Jahr hätte stattfinden sollen, aber wegen Corona nicht uneingeschränkt möglich war, neben den vielen "Freunden und Fans" ganz herzlich den Hausherrn und "Aushilfsschlagzeuger" Bürgermeister Karlheinz Roth, Pfarrer Tobias Keilhofer und Pater Subin Mattathil sowie stellvertretende Landrätin Hilde Greiner. Dazu nebst anderen auch das Kapellen-Ehrenmitglied Michi Brunnbauer und vom Soundforest Studio Christian Wistl.

Dass mit Elisabeth Pfeffer auch die 1. Bürgermeisterin von Zwiesel und Frauenaus Bürgermeister Fritz Schreder gekommen sind, freute Süß besonders. "Und mein letzter Gruß, aber dafür ein ganz besonderer Gruß, gilt unseren ehemaligen Musikkameraden von der Blaskapelle Ulrich, dem Stockinger Franz, dem Eder Erwin und dem Josef Wilhelm", schloss er seine Begrüßungszeremonie ab.

Über 40 Stücke wurden gespielt

"Heute ist ja eigentlich nicht der Tag der großen Worte, sondern ein Tag, an dem wir ein wunderbares Jubiläum mit unserer Klingenbrunner Dorfblosn gemeinsam feiern können", so Bürgermeister Roth in seinem Grußwort. "Wir alle können uns sehr glücklich schätzen, dass wir in unserer Gemeinde so eine wunderbare Musikkapelle haben, auf die wir alle narrisch stolz sind."

Dann legte die Dorfblosn mit dem "La Montanara und dem "Boarischen Traum" gleich richtig los. Mit viel Witz und Charme führten Klaus Süß jun. und Allrounder Kurt Kufner durch das umfangreiche Programm. Über 40 Stücke gab die Kapelle im offiziellen Teil der Veranstaltung zum Besten. In der "Nachspielzeit" mit Zugaben und vielen Sonderwünschen kam noch einiges hinzu. Bei mehreren Solostücken zeigten die sehr wandlungsfähigen Musiker ihre große Qualität. Nicht zuletzt auch bei dem Stück die "Böhmisch Grenz", von Kufner als "die Hymne der Klingenbrunner" angekündigt.

Extraklasse Konzert mit Liedern aus mehreren Jahrzehnten

Oder auch bei "Unchain my Heart", das seiner Aussage nach "zuvor noch nie eine Blechmusik gespielt hat." Unnachahmlich Eduard Wilhelm als "Franz der Maurergsell" und Kurt Kufner als beschwingter Weinseliger in dem Lied "I riach an Wein." Großartig dann ein Schlagzeugsolo von Christoph Süß zusammen mit seinem Bruder Klaus. Auch das "Lied vom Tod" aus dem von Sergio Leone inszenierten Italowestern aus dem Jahr 1968 verbreitete eine ganz besondere Stimmung. "Nichts beschreibt unseren momentanen Zustand besser als dieses Lied", fiel Kurt Kufner dazu ein.

In die Heimat von Andreas Hofer ging es beim Stück "Dem Land Tirol die Treue", ein von Florian Pedarnig im Alla-breve-Takt komponierter Marsch. Schneidig vorgetragen wurde unter anderem auch der Bayerische Defiliermarsch und den Abschluss der rund sechsstündigen und viel bejubelten Veranstaltung bildete schließlich die Bayernhymne "Gott mit dir du Land der Bayern."

Was die Dorfblosn bei ihrem Jubiläumskonzert in Spiegelau bot, war Extraklasse. Es war ein Abend richtig zum Genießen und Entspannen. Es war ein Abend, an dem die Lieder und Melodien der Klingenbrunner Musiker ein bisschen Hoffnung und Freude gaben, in einer durch Kriege, Krisen und Unruhen geplagten und verunsicherten Welt.