"Es ist ein Glücksfall, dass es weitergeht", sagt Günter Baierer, der 79 Jahre alte "Seniorchef". Von was hier die Rede ist? Es geht um die KFZ-Meisterwerkstatt "Auto Baierer" in der Spitalstraße. Vielen Grafenauern ist die ein Begriff, das Geschäft feiert heuer sein 50-jähriges Jubiläum. Nachdem die Werkstatt in den letzten acht Jahren verpachtet gewesen ist, ist sie nun quasi wieder in Familienbesitz. Eine alte Tradition wird fortgesetzt.
Der KFZ-Meister im Ruhestand hatte den Familienbetrieb in den 70er Jahren von seinem Vater übernommen und die Werkstatt, und den Handel für Ersatz- und Autoteile sowie für Batterien aller Art ausgebaut. 30 Jahre war er während seiner Laufbahn als Toyota-Händler tätig, wollte dann aber mehr Unabhängigkeit. "Meine eigenen Söhne haben sich für einen anderen Weg entschieden und wollten nicht in meine Fußstapfen treten. Deswegen freut es mich um so mehr, dass mein Enkel jetzt meine Nachfolge antritt", sagt Günter Baierer. "Man glaubt gar nicht, wie schnell die Jahrzehnte vergehen – jetzt ist eine neue Generation dran."
Den Familienstab gibt er nun an seinen Enkel Daniel Baierer (27) und dessen Geschäftspartner Jacek Kleszczewski (44) weiter. Die beiden KFZ-Meister haben die letzten drei Monate die Werkstatt aufwendig saniert und bieten seit Mitte März wieder ihre Dienste an. Daniel Baierer erklärt: "Wir möchten uns anfangs vor allem auf die Werkstatt konzentrieren, aber genauso das ‘alte’ Geschäft mit den Ersatzteilen wieder aufleben lassen – aber alles zu seiner Zeit."
Als junges engagiertes Team und freie Werkstatt wollen sich die beiden Geschäftsführer jetzt einen Namen machen. Dafür bringen sie auch reichlich Erfahrung mit: Daniel Baierer hat gleich nach seinem Schulabschluss mit der Ausbildung begonnen und steckt mittlerweile mitten in der Meisterausbildung, durch die er über aktuelles Know How verfügt. Sein Kollege Jacek Kleszczewski blickt auf knapp 30 Jahre Berufserfahrung zurück. Der Oberkreuzberger war dabei 20 Jahre für Daimler und Mercedes tätig, 10 Jahre hatte er eine Werkstattleitung inne.
"Corona macht es uns aber nicht ganz einfach. Zum einen dauert die Meisterprüfung bei mir länger, zum anderen fehlen auch die Kunden. Die Menschen halten ihr Geld zusammen und vermeiden unnötige Ausgaben", sagt Daniel Baierer. Der 27-Jährige betont aber, dass sie – gerade wegen der Pandemie – für beispielsweise Reparaturen auch eine Finanzierung anbieten. "Wir möchten den Leuten helfen, schließlich brauchen die Meisten einen fahrbaren Untersatz, der nicht kaputt ist – und das eben auch zu Corona-Zeiten."
Dass sie ein Geschäft in unsicheren Zeiten gründen, darüber machen sich die beiden schon Gedanken, sie sind aber zuversichtlich, dass gute Arbeit, zuverlässiger Kundenservice und der Name "Baierer" ihnen bei der Neugründung helfen wird.
