Grafenau
Die vielen Facetten der Gretel Eisch

26.04.2022 | Stand 21.09.2023, 1:53 Uhr

Lothar Blitz zeigte im Rahmen des Künstlergesprächs die vielen Facetten der Gretel Eisch auf. −Foto: Hilde Greiner

"Sie hält sich immer zurück, bleibt immer im Hintergrund und hat doch im Laufe der Zeit ein umfangreiches Werk geschaffen!" Mit diesem Zitat von Ines Kohl, die Kulturpreisträgerin Gretel Eisch über Jahre journalistisch begleitet hat, charakterisierte Lothar Blitz die Künstlerin beim Sonntagsgespräch zum Abschluss der Ausstellung "Begegnungen.
Der Kunstverein Wolfstein hatte die facettenreiche Ausstellung im Grafenauer BÄREAL initiiert, die zwei Wochen lang viele Besucher anzog. Die Idee zu einem Künstlergespräch entstand vor drei Jahren, als Kunstvereins-Vorsitzender Lothar Blitz erstmals den Künstlerseelsorger Dr. Kirchgessner vom Spektrum Kirche einlud.
Dass nun Gretel Eisch auf der Kulturbühne Platz genommen hatte, freute Blitz besonders, zumal die Künstlerin in ihrer bescheidenen Art zu ihrer Person eigentlich argumentiert hatte: "Mei da gibt’s aber net viel!"
Der Nachmittag zeigte dann eindrücklich, dass dem nicht so ist, was sich schon aus dem anfangs komprimiert vorgetragenen Lebenslauf der 1937 in München-Pasing geborenen Gretel Eisch ablesen ließ.
Vom anfänglichen Studium der Bildhauerei bei Anton Hiller an der Akademie der Bildenden Künste in München und Eröffnung einer eigenen Werkstatt 1959 über die Gründung der Keramikwerkstatt "Lehm & Lehm lassen" 1977, aus der später das Bild-Werk Frauenau entstand, bis zum Projekt " Neues Leben aus totem Holz im Nationalpark" 1998 hatte Gretel Eisch viel zu erzählen.
Wegweisend für ihr Leben war natürlich das Kennenlernen ihres Mannes Erwin Eisch 1957 als Mitglied der Gruppe Spur, bei der sie die einzige Frau war. Die Hochzeit folgte 1962 und danach das Arbeiten an Holzskulpturen und die Glasmalerei.
Die Folgejahre waren geprägt von der Geburt der Kinder Katharina, Valentin, Veronika, Susanne und Sabine, während die künstlerische Arbeit immer im Mittelpunkt des Familienlebens stand.
2009 gründeten die Eheleute schließlich die Erwin und Gretel Eisch-Stiftung und wurden 2021 für ihr Lebenswerk mit dem Kulturpreis Bayern ausgezeichnet.
Im Hinblick auf diesen gehaltvollen Lebenslauf unterhielt sich Lothar Blitz mit Gretel Eisch über ihre Motive, sich als junge Frau künstlerisch zu betätigen, befragte sie über die Stationen ihrer Ausbildung bis hin zum Wandel des Frauenbildes im Laufe der Jahre, den Besonderheiten einer künstlerischen Partnerschaft wie der ihren, den humoristischen Elementen in der Familie Eisch und den Glücksmomenten ihres Lebens.
"Fang einfach an – schau, was auf dich zukommt – geh dem nach – und plane nicht zu viel", hatte Gretel Eisch dazu einmal gesagt und dazu passte auch die Musik die Dr. Veronika Presdzink zwischen den einzelnen Gesprächsblöcken auf der Konzertharfe bot – leicht, wohltuend, unbeschwert klang es durch den Pavillon.
Nachdem alle Fragen beantwortet waren, endete ein kurzweiliger Nachmittag mit einem herzlichen Dank von Lothar Blitz an die Künstlerin. "Danke, dass du dir die Zeit genommen und uns Einblicke in dein ausgefülltes Leben und deine Kunst gewährt hast", sagte der Vorsitzende des Kunstvereins Wolfstein. Für Gretel Eisch gelte der bekannte Spruch "Ein Leben ohne Kunst ist zwar möglich, aber sinnlos".

− frk