Oberkreuzberg/Schönberg
Der Kniefall von Schönberg

14.04.2021 | Stand 20.09.2023, 2:51 Uhr

Holzscheitelknien musste Bürgermeister Hans Stadler beim legendären Patenbitten der Oberkreuzberger Veteranen in Schönberg. −Foto: Archiv Döringer

Das Bild vom Kniefall des deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt vor rund 50 Jahren am Ghetto-Denkmal in Warschau ging um die ganze Welt. Der Kniefall des Spiegelauer Bürgermeisters Hans Stadler vor rund 30 Jahren in Schönberg dagegen war anderer Natur und schrieb nicht Weltgeschichte. Aber warum fiel der damalige Spiegelauer Bürgermeister in Schönberg auf die Knie?

Zur Erinnerung: Der Todestag von Altbürgermeister Hans Stadler jährte sich heuer am 30. Januar zum fünften Mal. Er starb 2016 im Alter von 81 Jahren. 1978 wurde Stadler zum Bürgermeister von Spiegelau gewählt; er übte dieses Amt 18 Jahre aus. Für seine Verdienste bekam der Kommunalpolitiker den Titel "Altbürgermeister" verliehen, auch wurde eine Straße im Industriegebiet nach ihm benannt.

Ein besonders gutes Verhältnis pflegte Stadler zum Krieger- und Soldatenverein Oberkreuzberg, dem ältesten weltlichen Verein in der Gemeinde Spiegelau. Als dem 1849 gegründeten "Veteranenverein" 1989 das 140-jährige Gründungsfest mit Fahnenweihe ins Haus stand, war es für ihn eine Selbstverständlichkeit, den Traditionsverein in jeglicher Hinsicht zu unterstützen.

Keine leichte Aufgabe für das Gemeindeoberhaupt, wie es sich herausstellte: Demütig auf die Knie fallen musste er so in der Nachbargemeinde Schönberg, nicht etwa, um bei seinem Amtskollegen Franz Hilmer um Hilfe für die in der Gemeinde Spiegelau anstehenden Probleme zu bitten, nein der Grund war ein ganz anderer. Er kam zusammen mit einer großen Abordnung, die sich um den damaligen 1. Vorstand Alois Loibl scharte, um bei den Schönberger Krieger und Soldaten im Gasthof Sigl, um die Übernahme der Patenschaft für ihr großes Fest zu bitten.

Nicht zuletzt der vehementen Fürsprache des redegewandten Spiegelauer Bürgermeisters war es zu verdanken, dass sich die Schönberger Kameradschaft zur Übernahme der Patenschaft für das Gründungsfest Fest der Oberkreuzberger "erweichen" ließ.

Drei Jahre später, im Juli 1992, revanchierten sich die Oberkreuzberger und standen ihrerseits Pate beim 125. Jubiläum des Schönberger Soldaten- und Kriegervereins. Seither pflegen beide Vereine eine enge Freundschaft.

− dö