Nach dem Pferdeunfall beim Säumerfest im vergangenen Jahr hatten die Verantwortlichen der Stadt Grafenau ein neues Sicherheitskonzept für Veranstaltungen mit Kutschen und Tieren angekündigt.
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Rechtzeitig vor Beginn der Festsaison steht der neue Fahrplan. Derzeit werden noch die Kutscher mit Abschluss des „Pferdeführerscheins“ geschult.
Seit kurzem sind dazu alle Kutscher, die bei städtischen Anlässen unterwegs sind und die den Führerschein noch nicht absolviert haben, am Lernen. Helmut Kronschnabl, der Bruder des verstorbenen langjährigen Salzherrn des Säumerzuges, Manfred Kronschnabel, hatte den Kurs organisiert. Mit Christian Gehwolf konnte Kronschnabl, der selbst auf eine langjährige Lehrtätigkeit im Pferdebereich zurückblickt, einen Trainer A-Basissport für die Schulung der örtlichen Pferdebesitzer gewinnen.
Gehwolf hat viel Erfahrung, ist selber seit über 45 Jahren aktiver Fahrer und im Besitz des Fahrabzeichens der Klasse II. Auf seinem Hof in Mengkofen im Landkreis Deggendorf züchtet er zusammen mit der ganzen Familie Lipizzaner.
Mehr Sicherheit durch andere Stadtplatz-Route
Aufmerksam lauschten auch die Grafenauer Kutscher seinen Ausführungen im Theorieteil, die Christian Gehwolf im Kulturpavillon mit allerhand Anschauungsmaterial sehr praxisnah zeigte.
Auch Bürgermeister Alexander Mayer bekam bei seinem Besuch einen Eindruck von der richtigen Zügelführung, als der Trainer ihn aufforderte, ihn mit voller Kraft durch den Raum zu ziehen. „Wenn man die Zügel richtig in der Hand hat, quasi unmöglich“, demonstrierte Gehwolf dem Stadtoberhaupt nach mehreren erfolgreichen Versuchen.
Während es im Theorieteil unter anderem auch um Wissen rund um die Bedürfnisse und Leistungsfähigkeit der Pferde geht, stehen auch die Sicherheitsüberprüfung von Geschirr und Wagen und das vorausschauende Fahren im Straßenverkehr und in Flur und Wald unter Beachtung der Rechtsvorschriften und der Sicherheitsbestimmungen auf dem Programm.
„Pferdeführerschein Umgang“
Dazu ist die Gruppe rund um das Langlaufzentrum Rosenau unterwegs, um das Wissen auch in der Praxis auszutesten. Anton Ranzinger und Fritz Wölfl haben für den Kurs ihre Gespanne samt Pferden zur Verfügung gestellt. Die Prüfung wird nach Abschluss aller Unterrichtseinheiten Ende Mai von zertifizierten Prüfern abgenommen.
Integriert in den Kutschenführerschein wird außerdem auch der sogenannte „Pferdeführerschein Umgang“, zu dem die Stadt Grafenau auch alle Säumer und Führer von Handpferden eingeladen hat. Hier geht vor allem auch um das richtige Aufzäumen, sowie um Verhalten, Fütterung, Haltung und Gesundheit inklusive Erste-Hilfe Maßnahmen. Auch hier stehen zudem Sicherheit und Unfallverhütung im öffentlichen Raum auf der Tagesordnung.
„Es war uns wichtig, dass wir die bestmöglichen Voraussetzungen schaffen, damit Brauchtumsveranstaltungen, die für unsere Kultur wichtig sind, auch weiterhin erhalten bleiben“, sagte Bürgermeister Alexander Mayer zum Hintergrund der städtischen Maßnahme.
Künftig ohne rollende Planwagen
Als weitere Maßnahme für die Umzüge wurde außerdem die Routenführung geändert. „Die Schleife am Stadtplatz West wird künftig nicht mehr befahren“, berichtet die städtische Festbeauftragte Karin Friedl. „Beim Volksfest werden wir von der Hauptstraße direkt in die Freyunger Straße abbiegen, beim Säumerfest werden die alten Planwägen nicht mehr angehängt, sondern nur noch als Anschauungsobjekte aufgestellt“. Für die Pferde wurde eine völlig neue Unterstellmöglichkeit in der Freyunger Straße geschaffen, so dass die Tiere nach dem Zug etwas abseits angehängt werden können. Die Bühne unten in der Kröllstraße soll beim Säumerfest außerdem umgestellt werden, damit wesentlich mehr Platz für die Einholung der Säumer mit den Pferden bleibt, die Zuschauerbereiche entlang der Straße werden mit Seilen konsequent abgesperrt, so dass die Zugstrecke frei bleibt und das Publikum sowie die Standler nicht gefährdet werden können.
„Wir freuen uns, dass wir genügend Pferdebesitzer haben, die keine Kosten und Mühen scheuen, um das Brauchtum am Leben zu halten und sind dankbar für den großen Zusammenhalt innerhalb unserer historischen Gruppierungen“, lobt die Festverantwortliche alle Mitstreiter. Mit dem neuen Konzept könne man beruhigt in die Saison starten und werde Bürgern und Feriengästen sicher wieder sehenswerte Züge bieten können.
− ga
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