60 Kilometer zum nächsten Gegner
Freyunger Basketballern gehen in der Region die Konkurrenten aus – Rettung eine Liga höher?

22.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:37 Uhr

Feiernde Freyunger Basketball-Meister: Am vergangenen Spieltag holten die Spartans die Meisterschaft in der Bezirksklasse – in einer Liga mit gerademal sechs Mannschaften. Der Freude tat’s keinen Abbruch. Die Situation stellt die Freyunger aber vor Herausforderungen. −Fotos: Escher

König Fußball regiert – im östlichen Niederbayern sogar ziemlich unumschränkt. Doch halt: Ein Häufchen Basketball-Freunde leistet hartnäckig Widerstand. Die Korbjäger des TV Freyung halten als weitum einsamer Leuchtturm die Fackel des Basketballs am Leuchten.

Rundum ist es ziemlich finster. Auf dem Weg zum Meistertitel in der untersten Spielklasse stellten sich den Spartans, wie sie sich nennen, gerade mal eine Handvoll Konkurrenten entgegen. „Wir hätten gern mehr als fünf Heimspiele gehabt, die Leute wären gekommen, aber was will man machen?“, sagt Uli Franke (42).

Während die Fußball-Kollegen aus dem Verein ein pralles Ligen-Leben genießen, mit dem SV Hohenau, dem SV Röhrnbach oder der DJK Eberhardsberg reichlich Derby-Gegner vor der Haustür haben, müssen die Spartans im Basketball-Kreis Nordost weit fahren, um Gegner zu finden: nach Landshut, Straubing und Pfarrkirchen. Das war’s dann schon. Immerhin ist da noch die Basketball-Abteilung des SV Pocking, die als jüngste Neugründung Zeichen gegen den Trend in der Basketball-Diaspora setzt. Aber auch da fällt bei 60 Kilometern Entfernung die Einordnung als Derby-Gegner schwer. Rundum haben Vereine oder Abteilungen den Erwachsenen-Spielbetrieb eingestellt oder sich ganz aufgelöst. Die Spartaner halten einsam Wacht.

Großer Zuspruch beim Kinder- und Jugendtraining



Uli Franke verhehlt nicht, dass seine Spartans vom Basketball-Niedergang in der Nachbarschaft auch ihre Vorteile gezogen haben. „Ohne die Spieler, die aus Tittling oder Sonnen gekommen sind, täten wir uns natürlich deutlich schwerer“, stellt Franke fest. Aber diese befruchtende Wirkung, das ist den Freyungern klar, wird es in Zukunft unter diesen Umständen nicht mehr geben. Wo keine Konkurrenz, da kein Geschäft. Allüberall fehle es halt an der Nachwuchsarbeit, merkt Franke an. Bis vergangenen Sommer mag das auch beim TV Freyung gegolten haben, doch seither hat sich viel getan.

„Das neu angelaufene Kinder- und Jugendtraining erfreut sich großen Zuspruchs“, stellt Franke erfreut fest. Jeden Freitag wuseln bis zu 30 hoffnungsvolle Nachwuchs-Korbjäger in der Dreifachturnhalle herum – unter der Anleitung von Spielern des Herrenteams um Philipp Tanzer. Da macht sich der glückliche Umstand bemerkbar, dass der Spielertrainer im Hauptberuf Lehrer an der Realschule Hauzenberg ist. „Er schiebt was an“, sagt Franke. Aber mit dem Basketball-Angebot in der Diaspora rennen die Spartans offenbar auch offene Türen ein. Franke berichtet von der angebotenen Fahrt zu einem Heimspiel der Bayern-Basketballer im Audi Dome: „Die Liste war nach nicht mal einer Stunde voll.“ Und wie es aussieht, ist der Basketball-Funke übergesprungen: Eltern kutschieren ihre hoffnungsvollen Sprösslinge zum Teil bis aus Schönberg zum Training in die Kreisstadt. „Hier wächst etwas heran“, fasst Spartans-Chef Franke zusammen. Möglicher Weise, so die Hoffnung, lässt sich demnächst sogar ein Mädchenteam auf die Beine stellen.

Aktueller freilich ist für die Freyunger Korbjäger die Frage, wie man als Bezirksklassen-Meister mit dem Aufstiegsrecht umgeht. In der Bezirksliga hätten die einsamen Basketball-Kämpfer aus dem Bayerischen Wald zwar vollen Ligenbetrieb, aber die Auswärtsspiele führen weit ins Oberbayerische hinein. Und da sind ja auch noch die Erfahrungen nach dem ersten Aufstieg von 2017, als die tapferen Spartaner sportlich mächtig leiden mussten. „Das werden wir gut abwägen müssen“, sagt Franke. Immerhin lockt die Liga höher mit etwas, was die unterste Basketball-Spielklasse den Freyungern nicht bietet: mit einem echten Derby, gegen den TV Passau II. Auf so ein Duell würden sogar die Fußballer hinfiebern.