Freyung-Grafenau
Weitere Wegmarken für 20-Mio.-Projekt Mitterdorf

Förderbescheid über rund 5,7 Millionen bewilligt – Erste 14 Planungsaufträge für insgesamt rund 474 000 Euro beschlossen

27.01.2022 | Stand 20.09.2023, 4:32 Uhr

Lauschten den Infos zur Modernisierung Ganzjahreszentrum Mitterdorf (hinten von links): Bernhard Hain (Geschäftsführer Zweckverband), Gerald Samwald (Projektmanager Fa. Klenkhart & Partner), Landrat und Verbandsvorsitzender Sebastian Gruber sowie Planer Stefan Gassner. Verbandsrat Alexander Mayer (rechts) sparte in der Sitzung nicht mit Bedenken. −Fotos: Karl

Mitte Dezember noch flott im Kreistag die Förderung für das 20-Millionen-Projekt "Modernisierung und Seilbahn-Ganzjahresbetrieb Mitterdorf" auf den Weg gebracht, zum Jahresanfang bereits die staatlichen Zuschüsse von rund 5,7 Millionen Euro (30 % der förderfähigen Kosten) bewilligt bekommen und sogleich auch die ersten 14 Planungsaufträge für insgesamt rund 474000 Euro beschlossen – es geht zügig voran mit dem für den Landkreis so zukunftsträchtigen Vorhaben.

Das Feld ist im wahrsten Sinne bestellt: Der Förderbescheid für das 20-Millionen-Projekt Modernisierung und "Ganzjahresbetrieb" Mitterdorf ist unterzeichnet und sollte eigentlich heute vor Ort von Hubert Aiwanger übergeben werden – wären dem bayerischen Wirtschaftsminister nach PNP-Informationen nicht (noch) wichtigere Termine dazwischengerutscht. Der Termin, bei dem das Dokument überreicht wird, soll nun im Februar nachgeholt werden.

Erste grobe Vorstellung von Sommer-Attraktionen

In der Verbandsversammlung im großen Sitzungssaal des Landratsamts wurde im Rahmen der Sachstands-Infos nun auch von Vorhaben berichtet, die neben dem für den Ganzjahresbetrieb so bedeutsamen Liftausbau – u. a. von Schlepp- und 2er-Sesselliften zu 4-er bzw. 6er-Sesselliften – auch die Attraktionen für den Sommerbetrieb werden sollen. So stellte Stefan Gassner, Technischer Leiter der später mit der Planung beauftragten Firma hochkant GmbH (Gestratz-Brugg Lkr. Lindau/Bodensee), grobe Grundzüge der ZipLine/Canopy-Tour und FlyLine vor. Dabei handelt es sich um Gleitvergnügen unter Bäumen, bei denen kleine und große Besucher mit verschiedenem Anforderungsprofil auf Gleitrollen und über Drahtseile unter Bayerwald-Bäumen dahinschweben – teils gemächlich, teils durchaus sportlich.

In der Fly-Line-Variante (veranschlagte Kosten rund 1,95 Millionen Euro) steht bei moderater Geschwindigkeit 12 km/h über rund 1600 Meter der "ruhige konstante Gleitflug", "viel Naturerlebnis" und Perspektivwechsel im Vordergrund. Die breite Zielgruppe dafür sah Gassner bei Familien und Senioren. Hier erwarte sich der Planer auch einen "breiten Besucherdurchsatz".

Bei der zweiten ebenfalls angedachten Sommerattraktion "Canopy-Tour (1170 Meter/500000 Euro) stehen "Natur-Events" mit gewissem Adrenalin-Kick für eher sportlich ambitionierte Nutzer im Fokus. Die "Flugstrecke" an Drahtseilen unter Baumwipfeln wird von Trainern begleitet, die bis zu 10 Personen betreuen. Zwischen Start- und Zielbereich könnte es auch "Auf- und Abstiegselemente" geben.

Als weitere Sommerattraktion ist für eine breite Zielgruppe ein "Erlebnis"-Wanderweg (veranschlagt auf 167000 Euro) angedacht, der ebenfalls junge und ältere Nutzer mit spielerischen und lehrreichen Elementen und – anfangs sechs, später bis zu zwölf – Stationen bei Laune halten soll. Umweltbildung, Wissensvermittlung und "Lernen durch Aktion" stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie "Naturinszenierung" und "Naturerlebnis", wie Gassner skizzierte. Dieser neue Themenweg soll auch zu einer "Stärkung eines Alleinstellungsmerkmals" für die ganzjährige Freizeit-Attraktion in Mitterdorf führen.

Auf Nachfrage ließen Stefan Gassner und Planer Christian Weiler, dessen Firma Klenkhart & Partner 2019 mit der Ausarbeitung eines "Masterplans" und der technischen Projektsteuerung beauftragt worden war, wissen, dass sich der Betrieb der Sommerattraktionen (Kosten, Unterhalt, Personal) "selbst tragen" sollte. Preise für das Gleitvergnügen könnten sich mit Blick auf bestehende ähnliche Anlagen pro Einzelfahrt auf "bis zu 14 Euro" belaufen.

In Sachen Wirtschaftlichkeit und Schwerpunktsetzung brachte – wie schon zuletzt in der Kreistagssitzung – Verbandsrat Alexander Mayer zumindest Bedenken ein und mahnte an, dass man der Sommernutzung und entsprechenden Einnahmen und Attraktionen vielleicht mehr Bedeutung

Bedenken von Verbandsrat Alexander Mayer

beimessen solle. Der Grafenauer Bürgermeister und Kreisrat skizzierte Klimaszenarien und Schneearmut, die das Skifahren in Zukunft ("Wenn die Winter nicht mehr so sind, wie sie sein sollten") auch auf Bayerwald-Bergen erschweren könnten. "Ist der Sommerbetrieb nicht wichtiger als der Winterbetrieb", fragte Mayer.

Eine Vorstellung, die Christian Weiler zu relativieren versuchte. Auch vor 20, 30 Jahren sei bereits klimabedingte Schneearmut thematisiert worden – und auch heute noch sei das bei Weitem weniger dramatisch als damals vermutet. "Unser Ansinnen ist sicher nicht, hier Luftschlösser zu bauen", so Weiler.

Bevor erste Planungsaufträge beschlossen wurden (siehe Kasten oben) meinte Sebastian Gruber, dass viele Details im Rahmen der jetzt anstehenden konkreten Planungen, öffentlichen Vorstellungen und Debatten in Gremien sowie in Genehmigungsverfahren noch erörtert werden müssten. "Das ist ein dynamischer Prozess. Aber die Grundstimmung dafür im Landkreis ist eine gute – wir sind auf einem guten Weg."