"Um zu überleben"
"Klopapier & Fashion Store": Freyunger baut Modeladen um

22.03.2021 | Stand 22.09.2023, 1:03 Uhr

Die erste Ladung Klopapier kam am Montag bei Norbert Kremsreiter im Laden an. −Foto: Jahns

Mit einem Trick will ein Modehändler aus Freyung sein Geschäft nach Monaten endlich wieder öffnen: Er baut seinen Laden um und verkauft nun neben Mode auch Klopapier und Drogerieartikel.

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Er darf sein Modegeschäft in Freyung seit Monaten nicht öffnen. Er fühlt sich ohnmächtig, mit dem Rücken zur Wand. Das möchte Norbert Kremsreiter (46) nicht länger hinnehmen. Mit dem Mut der Verzweiflung baut der Unternehmer seinen Modeladen "Trendline" diese Woche um und will ihn am Donnerstag eröffnen – "als Klopapier & Fashion Store". Mindestens 51 Prozent der Verkaufsfläche sollen mit Toilettenpapier und Drogerieartikeln bestückt werden.



"Um zu überleben"

Warum? "Um zu überleben", sagt er. "Und um aufmerksam zu machen." Er könne nicht länger mit ansehen, wie eine ganze Branche den Bach herunter geht. Es sei doch mittlerweile klar, dass der Einzelhandel kein Infektionstreiber ist. Im Frühjahr 2020, als "Corona" noch ein großes Unbekanntes war, habe er den Lockdown sehr gut nachvollziehen und mitgehen können. Aber mittlerweile sehe er sich und seine Einzelhandels-Kollegen als Bauernopfer der Corona-Maßnahmen und des "einfallslosen Lockdowns".

Mehr als 50 Prozent "systemrelevante" Güter

Indem er über die Hälfte seiner Verkaufsfläche mit Toilettenpapier, Masken, Drogerieartikeln und regionalen Lebensmitteln bestückt "sind wir systemrelevant", sagt Kremsreiter. Damit sehe er die Möglichkeit zur Öffnung. "Bei den Discountern oder bei Tedi geht das ja schließlich auch", sagt der 46-Jährige, der auch für die CSU im Freyunger Stadtrat sitzt.

Als er am Wochenende die Idee erstmals online postete, gab es eine riesige Welle an Rückmeldungen. "Das war unglaublich", sagt Kremsreiter und scrollt auf seinem Handy. Tausende Likes und Kommentare. "Allesamt positiv. Da sieht man erstmal, was in den Menschen abgeht, wie betroffen alle sind. Ich habe aus ganz Bayern Zuspruch von Einzelhändlern erhalten, denen es ähnlich geht."