Freyung-Grafenau
Kreistag kann sich mit Klinikums-Robotern anfreunden

Gremium befürwortet Teilnahme an 4,5-Millionen schwerem 5G-Förderprojekt für moderne Hilfen in Krankenhäusern

28.07.2021 | Stand 20.09.2023, 22:10 Uhr

Menschen im nützlichen Umgang mit humanoiden Robotern: Bei Umsetzung eines vielversprechenden Projekts, könnten solche Helfer in Bayerwald-Kliniken vielerlei Hilfe leisten. −Foto: Tech Campus Grafenau

Ähnlich wie zwei Wochen zuvor im Kreisausschuss war auch in der Kreistags-Sitzung die Freude des Landrats unüberhörbar, "dass wir so ein hochinnovatives Projekt an Land ziehen konnten". Sebastian Gruber konnte seine Begeisterung für den "Mehrwert für den Bayerischen Wald" nicht verhehlen, den man mit dem Zuschlag eines gut 4,5 Millionen Euro schweren Förder-Projekts zu erlangen glaubt. "Smart Forest" heißt der vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) getragene und geförderte Innovationswettbewerb, der sowohl den FRG-Kliniken als auch der Arberlandklinik (Lkr. Regen) etliche modernste Neuerungen verschaffen soll. Mit deutlicher Mehrheit aber wurde die Projektteilnahme jetzt angestoßen. Aber wie schon im Kreisausschuss gab es vereinzelt auch Skepsis und Gegenstimmen vor allem wegen eines Roboter-Programmpunkts.

Mit der Zustimmung ist der Landkreis FRG jetzt bereit, den für die Kliniken am Goldenen Steig zu tragenden Kostenanteil von insgesamt rund 300000 Euro (jährlich 100000 Euro im Projektzeitraum 2022 - 2024) zu tragen. Das Volumen für das vom massiv geförderte Projekt beträgt für beide Landkreise – wie berichtet – rund 4,5 Millionen Euro.

Projektinhalt: Die Arbeit in der Arberlandklinik Viechtach und der Klinik am Goldenen Steig Freyung soll in Zusammenarbeit mit der TH Deggendorf und dem Tech Campus Grafenau im Rahmen des hochbezuschussten Projekts digitalisiert werden. Ziel ist laut Projektleiterin Prof. Dr. Diane Ahrens die Erprobung der 5G-Technik im Bereich Medizin im ländlichen Raum. Das Schaffen von sensiblen Netzwerken an den beiden Kliniken soll das schnelle und konstante Vernetzen unzähliger Geräte mit hoher Sicherheit ermöglichen.

Die Nutzung der 5G-Technologie soll zunächst in fünf Bereichen eingesetzt werden: Ein Überwachungssystem für demente oder sturzgefährdete Patienten soll Betroffenen schnelle Hilfe zuteil werden lassen – abgängige Personen werden mittels ortbarer Armbänder schnell aufgefunden. Ferngesteuerte Televisite-Roboter sollen Ärzte entlasten, indem sie diese rein virtuell und via Bildschirmen in die Patientenzimmer bringen. Der Televisite-Roboter kann zudem auch als "Transporteur" zwischen Stationen und Laboren auf ausgewählten Strecken im Krankenhaus dienen. Ein humanoider Roboter, genannt "Pepper", soll Patienten und Besucher im Eingangsbereich vielsprachig begrüßen, deren Fragen beantworten, sie in die richtige Abteilung verweisen und gegebenenfalls dorthin begleiten.

Der Roboter-Einsatz hatte bereits im Kreisausschuss zu Nachfragen geführt. Zum einen befürchte man, dass vielerorts der nötige menschliche Kontakt schwinden könne. Zum anderen habe man Bedenken, dass Roboter auch zu Stellenreduktionen – auch im Pflegebereich – führen können Beides wurde von Projektleiterin Ahrens dementiert.

Kliniken-Geschäftsführer Marcus Plaschke erwartet sich von der Projektumsetzung "vor allem mehr Patientensicherheit". Max Gibis sieht das Projekt als "großen Beitrag zur modernen Krankenhausversorgung – nicht nur in Großstädten". Der CSU-Kreisrat empfindet das Vorhaben "als Schaffung von Grundlagen", auf die man auch nach der Förderphase von drei Jahren gut aufbauen könne. "Ein Mehrwert für kleines Geld."

Das Projekt könne viel bewegen, sei aber auch ein Risiko, sagte Toni Schuberl (Grüne). Es dürfe nie ein Ersatz für pflegerische oder ärztliche Versorgung sein. "Es muss immer ein Mensch, und nicht ein Roboter dahinter stehen." Die Roboter-Aktivitäten werden die menschliche Arbeit in Krankenhäusern "nicht ersetzen, sondern unterstützen", warf Landrat Gruber ein. Josef Bauer (SPD) und Alexander Mayer (FW) warben ebenfalls für das Projekt, dessen Teilprojekte vielerlei Unterstützung liefern könnten. "Unsere Vorgänger haben uns viele Aufgaben hinterlassen, aber auch zu wenig Personal", meinte Mayer mit Blick auf willkommene moderne Entlastung. "Grundsätzlich hört sich das gut an, aber eine Televisite darf nur ein Zusatzangebot sein – es geht nichts über den menschlichen Kontakt", meinte Christian Zarda (CWG-FW). "Wir sollten uns auf den Weg machen, Licht und Schatten feststellen und das, was gut ist für unseren Landkreis umsetzen", sagte Renate Czerny (CWG-FW).

Gegen die Stimmen von Renate Ruhland, Erwin Pauli (beide ÖDP) und Heinz Pollak (CWG-FW) wurde die Teilnahme an dem Projekt schließlich befürwortet.