Freyung-Grafenau
Kommandeur freut sich auf kommende Kontakte

Antrittsbesuch von Bataillons-Chef Darius Niemm im Kreistag – Rückblick auf turbulentes Jahr und Ausblick auf mögliche Treffen

20.10.2021 | Stand 21.09.2023, 23:10 Uhr

Premiere des Kommandeurs unter vielen FRG-Gemeindevertretern: Bei seinem Antrittsbesuch im Kreistag überreichte Landrat Sebastian Gruber (r.) Oberstleutnant Darius Niemm ein Landkreis-Wappen. −Foto: Karl

Launig legte der Landrat bei der Begrüßung vor – und noch launiger setzte Oberstleutnant Darius Niemm, seit einem Jahr Kommandeur des Freyunger Aufklärungsbataillons 8 (rund 550 Soldatinnen und Soldaten), eloquent noch einen drauf. Corona- und auch einsatzbedingt kam es für den Offizier erst jetzt zu seinem Antrittsbesuch im Kreistag. Dort gab er einen kurzen Rückblick über so manchen corona-geprägten Dienst seiner Kameraden zur Unterstützung regionaler Einrichtungen und Behörden. Und auch den tragischen Einsatz in Mali, wo bei einem Anschlag Ende Juni auch vier Freyunger Soldaten verletzt wurden, deutete der Kommandeur an. Mit Blick nach vorne freute sich der 42-Jährige vor allem auf geplante öffentliche Festivitäten im kommenden Jahr, wo man nach den Corona-Einschränkungen Jubiläen nachfeiern und verstärkt Kontakte mit Patengemeinden aufnehmen möchte.

Der neue Kommandeur habe eigentlich zu einer "Unzeit" begonnen inmitten einer Pandemie, wo viele erste Kontakte, Empfänge und gesellschaftliche Teilnahmen, die einem Kommandeur eigentlich zustünden, ausfallen haben müssen, skizzierte Sebastian Gruber eingangs. Umso bedauerlicher, weil die Verbindung zwischen dem Landkreis Freyung-Grafenau und "seinem" Bataillon eine sehr intensive ist. Ausdrücklich bedankte sich der Landrat nochmals für den Einsatz der Freyunger Soldaten zwischen November 2020 und Mai 2021, als es galt, an verschiedenen Orten bei der Ermittlung von Kontaktpersonen Corona-Infizierter zu helfen und Behörden zu entlasten. "Ohne ihre hilfreichen Soldatinnen und Soldaten wäre diese Aufgabe bei uns in der Region nicht so gut vonstattengegangen." Gruber erwähnte Niemm gegenüber auch die große Anteilnahme und Betroffenheit im Landkreis nach dem Mali-Anschlag.

Als "Ehre und zugleich Herausforderung, weil ich noch nie vor einem Kreistag gesprochen habe", sah der Kommandeur seinen Auftritt im Freyunger Kursaal. Er freute sich, dass die Bundeswehr in der Region "keine Randnotiz", sondern eng mit den Menschen

Lob für die Nähe zur hiesigen Bevölkerung

hier verbunden sei und "fest in der Gesellschaft willkommen geheißen" werde, was ihm in seiner Zeit hier bereits auffiel. Trotz eines ausführlichen "PNP-Interviews" vor einem Jahr wollte er sich zunächst noch einmal im Gremium vorstellen, sagte der gebürtige Schlesier und skizzierte seinen späteren Werdegang "als Kind des Ruhrpotts" in Gelsenkirchen, etliche Berufsstationen und die Vorliebe des kinderlosen Ehepaars für zwei Katzen und ein Pferd. Seit 2011 ist der 42-Jährige mit einer "waschechten Kölnerin" verheiratet.

Niemm skizzierte kurz die Einflechtung und Aufgaben des Freyunger Bataillons im Rahmen der Bundeswehr-Organisation und erwähnte auch den jüngsten eher nichtsoldatischen und coronaspezifischen Unterstützungseinsatz der Freyunger Aufklärer "in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, Gesundheitsämtern sowie Impfzentren und Teststationen" weit über die Landkreisgrenze hinaus. Anfang des Jahres waren über 100 Soldatinnen und Soldaten im Pandemie-Einsatz und weitere 100 beim Einsatz in Mali, bilanzierte der Kommandeur. Abzüglich weiterer Kräfte, die den Standort aufrechterhalten mussten und auch coronabedingten Ausfällen, hatte er "zeitweise nur noch vier Soldaten, über die ich frei verfügen konnte. Da war nicht mehr viel Luft nach oben", erinnert er sich. Teilnahmen bei Übungen, Truppenübungsplatz-Aufenthalten und soldatischen Wettkämpfen fanden trotzdem davor und danach statt.

Auf den Anschlag in Mali heuer am 25. Juni und die Betroffenheit seiner Kameraden wollte Niemm nur kurz und wenig konkret eingehen und appellierte – trotz öffentlicher Sitzung – zugleich an die Verschwiegenheit, um Persönlichkeitsrechte und Bundeswehr-Interna zu wahren. Zwölf deutsche Soldaten und ein belgischer Kamerad waren damals betroffen. Zugleich bedankte sich Niemm für die enorme Unterstützung, Briefe, Facebook-Auftritte und beeindruckenden Beistand und Zuspruch aus der hiesigen Bevölkerung und Politik nach dem Anschlag. "Vergelt’s Gott!", sagte er.

Mit Blick nach vorne erwähnte Niemm die Vorbereitung eines sogenannten Rückkehrer-Appells Anfang Dezember in Freyung und im selben Monat noch die feierliche Übergabe der 1. Kompanie. Zugleich meinte der Kommandeur, dass 2022 wohl dahingehend "ein besonderes Jahr" werden könnte, weil man erstmals seit Jahren wohl "kein Kontingent für irgendeine Mission" stellen müsse. 2023 könnten hingegen wieder Einsätze in Litauen stattfinden.

2022 Jubiläumsfeier und Tag der Offenen Tür geplant

Und nicht zuletzt mit Blick aufs kommende Jahr wies Niemm darauf hin, "dass wir 2022 unsere Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit wieder erhöhen wollen". Dies solle mit einem "Tag der Offenen Tür" stattfinden und vor allem mit einer nachgeholten Feier für die bereits ein Jahr zurückliegenden Jubiläen (60 Jahre Kasernen-Gründung/50 Jahre Aufklärungsbataillon 8). Auch Kontakte zu Patengemeinden im Landkreis sollen nach Wegfall der Corona-Hürden wieder mehr gepflegt werden. "Wir haben uns dafür viel vorgenommen", sagte der Kommandeur und erntete viel Applaus speziell für die genannten gesellschaftlichen und verbindenden Vorhaben im Landkreis.