Freyung-Grafenau
Corona-Folgen fordern den Zweckverband Skizentrum

Zur Haushaltsüberbrückung ist ein 350 000-Euro-Kredit nötig – Erwachsenen-Tageskarte wird zwei Euro teurer

13.07.2021 | Stand 21.09.2023, 1:32 Uhr
Jutta Poth

Zweckverbandsvorsitzender Sebastian Gruber (r.) und sein Stellvertreter Helmut Knaus (l.) verabschiedeten die langjährige Schriftführerin Renate Stiller.

In der jüngsten Sitzung der Verbandsversammlung Zweckverband Wintersportzentrum Mitterfirmiansreut-Philippsreut wurden im großen Sitzungssaal des Landratsamtes die Folgen der Corona-Pandemie für das im Winter so frequentierte FRG-Freizeit-Fleckerl sichtbar und erörtert. Die letzte Skisaison sei keine wirkliche Skisaison gewesen, weil aufgrund der Covid-Vorschriften und auf behördliche Anordnung das Skizentrum in der gesamten Wintersaison geschlossen bleiben musste. Der Zweckverband profitiert zwar von einer Dezemberhilfe in Höhe von 67000 Euro, weitere finanzielle Überbrückungshilfen sind aber bis dato eher nicht in Sicht. Zur Haushaltsüberbrückung muss ein Kredit in Höhe von 350000 Euro aufgenommen werden.

In seiner Funktion als Zweckverbandsvorsitzender begrüßte Landrat Sebastian Gruber die die drei Bürgermeister der beteiligten Gemeinden Helmut Knaus, Philippsreut, zugleich stellvertretender Verbandsvorsitzender, Bürgermeister Ernst Kandlbinder aus Mauth und Alexander Mayer aus Grafenau, Verbandsräte, Geschäftsführer sowie Mitarbeiter des Zweckverbandes. Eine Gedenkminute wurde für den jüngst verstorbenen ehemaligen Geschäftsführer Manfred Selwitschka eingelegt, der den Zweckverband geprägt und mit viel Herzblut geführt hatte.

Renate Stiller nach 32 Jahren verabschiedet

Die Verabschiedung der langjährigen Schriftführerin Renate Stiller stand gleich zu Beginn auf der Tagesordnung. Gruber bezeichnete sie als "gute Seele" im Zweckverband. Stiller hat in ihrer 32-jährigen Tätigkeit bei 100 Verbandsversammlungen ihr Amt ausgeübt und insgesamt fünf Landräte begleitet. "Sie hat viel gewusst, aber wenig gesagt", betont Gruber. Als Dank und Anerkennung für ihre ausgezeichnete Arbeit übereichte er ihr einen Blumenstrauß und ein Geschenk. In diesem Zusammenhang begrüßte der Landrat auch ihre Nachfolgerin Sabine Prosser.

"Die Corona-Pandemie hat aktuell rund um den Globus Auswirkungen auf fast alle Lebensbereiche", betonte Geschäftsführer Bernhard Hain. "Besonders hart trifft die Krise jedoch den Zweckverband Wintersportzentrum. Die letzte Skisaison war keine wirkliche Skisaison, weil aufgrund der Covid-Vorschriften und auf behördliche Anordnung das Skizentrum in der gesamten Wintersaison geschlossen bleiben musste. Lediglich für das Skitraining des Skiverbandes Bayerwald und zwei Skiausbildungen der Universität Passau konnte der Kißlingerhang tageweise gegen Fixkostenersatz zur Verfügung gestellt werden. Eine finanzielle Unterstützung gab es in Form der Dezemberhilfe mit einem nominellen Betrag von rund 67000 Euro. Eine weitere finanzielle Unterstützung wie Überbrückungshilfe ist auf Grund der Zugehörigkeit des Skizentrums zur öffentlichen Hand bisher nicht möglich.
Als Nachfolger von Kämmerer Winfried Ilg gab Daniel Manzenberger von der VG Hinterschmiding wichtige Informationen zur Jahresrechnung 2020. Das Haushaltsvolumen betrug hier rund 1,76 Millionen Euro. Die Lifteinnahmen bezifferten sich auf etwa 200000 Euro und die Personalkosten auf rund 60000 Euro. Der Verkauf eines sogenannten AEBI-Fahrzeuges brachte 15000 Euro ein. Demnach mussten im Haushaltsjahr ein Rücklagenentnahme von 50000 Euro getätigt werden. "Das sind gut ein Drittel mehr als geplant", betont der Kämmerer.
Im Anschluss folgte die Bekanntgabe des Haushaltsplan 2021, den Manzenberger zusammen mit den beiden Geschäftsführern Bernhard Hain und Marco Denk erarbeitet hatte.

Grunderwerb für weitere Parkplätze

Zur Saison 2021 konnte er nicht viel berichten, außer dass die Lohnkosten nachvollziehbar höher waren als die Lifteinnahmen. Das Haushaltsvolumen beträgt im Ansatz rund 1907300 Euro – davon im Verwaltungshaushalt 1282900 Euro und im Vermögenshaushalt 624400 Euro. Bei der Investitionsumlage wird mit 200000 Euro gerechnet. Davon trägt der Landkreis 75 Prozent und die Gemeinde Philippsreut 25 Prozent. Die Lifteinnahmen werden auf 200000 Euro geschätzt, 67000 Euro betrug die Corona-Dezemberhilfe, 40000 Euro Kurzarbeit, 285600 Euro Personalkosten, die mit rund 50 Prozent eingespart werden können.

Bei den Investitionen wurde ein Grunderwerb für Parkplätze mit 20000 Euro geplant sowie die Fortsetzung des Masterplans von rund 30000 Euro. Zum Haushaltsausgleich muss eine Rücklagenentnahme von 74000 Euro getätigt werden. Das hat zur Folge, dass nur eine Mindestrücklage übrigbleibt. Des Weiteren muss die Versammlung eine Kreditaufnahme beschließen, die beim nächsten Tagesordnungspunkt zur Diskussion stand.

Aufgrund der behördlichen Schließung der Skigebiete in Bayern im vergangenen Winter ist auch das Skizentrum Mitterdorf finanziell enorm betroffen, weil die gesamten Einnahmen einer Wintersaison fehlen. Zur Haushaltsüberbrückung muss ein Kredit in Höhe von 350000 Euro aufgenommen werden. Die Versammlung vergibt die Kreditaufnahme an das billigstbietende Kreditinstitut. Die Verbandsversammlung beschließt die Haushaltssatzung für das Haushaltsjahr 2021.

Neue Verbandssatzung auf dem Weg

Des Weiteren wurde einer neuen Verbandssatzung zugestimmt. Hier führte Bernhard Hain aus, dass aus der alten Satzung einige Wiederholungen gestrichen und formelle Änderungen durchgeführt wurden. "Wir haben uns am Muster der Regierung orientiert. Der wesentliche Charakter wurde aber beibehalten." Um eine bessere Nachvollziehbarkeit erhalten die Mitglieder des Zweckverbandes im Nachgang eine Ausfertigung der neuen Satzung.
In der Versammlung wurde aufgrund der neu zu beschließenden Verbandssatzung noch kein Rechnungsprüfungsausschuss gebildet. Da nur nach Abstimmung mit der Regierung von Niederbayern die aktualisierte Vereinssatzung beschlossen werden konnte, bestimmte die Versammlung die Bürgermeister Ernst Kandlbinder (Mauth), Alexander Mayer (Grafenau) und Markus Dillinger zu Verbandsräten. Ihre Vertreter sind Eduard Schmid, Christian Zarda und Josef Springer.
Beschlossen wurde auch eine Änderung der Skikarten-Tarife 2021/2022. Hier merkte Bernhard Hain an, dass es ein guter Zeitpunkt wäre, die Ärmel hoch zu krempeln und für eine Verbesserung des Skizentrums einzutreten. Das Interesse sei da. Deshalb werde man die Erwachsenen-Tageskarte um zwei Euro erhöhen. Alle anderen Karten werden dementsprechend angepasst.

Martina Fuchs wird Datenschutzbeauftragte

Beim weiteren Tagesordnungspunkt wurde die Ernennung einer Datenschutzbeauftragten beschlossen. Aufgrund der Richtlinien der Datenschutzverordnung war eine Datenschutzbeauftragte zu nominieren. Auf Anregung des Verbandsvorsitzenden Landrat Sebastian Gruber wurde mit der für das Landratsamt Freyung-Grafenau zuständigen Datenschutzbeauftragten Martina Fuchs Gespräche geführt. Sie ist bereit, die Agenden einer Datenschutzbeauftragten auch für den Zweckverband Wintersportzentrum Mitterfirmiansreut-Philippsreut zu übernehmen. Es müsse jedoch eine Zweckvereinbarung zwischen dem Landratsamt und dem Zweckverband Wintersportzentrum abgeschlossen werden und Martina Fuchs per Beschluss der ZV-Versammlung als Datenschutzbeauftragte ernannt werden – dem wurde einvernehmlich stattgegeben.

Beim letzten Tagesordnungspunkt kam die Entgeltumwandlung zum Zweck des Fahrrad-Leasings für Tarifbedienstete zur Diskussion. Kommunale Arbeitgeber dürfen ihren Beschäftigten künftig eine Entgeltumwandlung für das Fahrradleasing anbieten. Hier warnte Zweckverbandsrat Max Gibis aber davor, einzusteigen, da er nur Vorteile für den Leasinggeber sieht und der Verwaltungsaufwand des Arbeitgebers groß sei. Man sei verpflichtet, den Beschäftigten dieses Angebot zu unterbreiten, sagte Sebastian Gruber. Ob er es annehme stehe auf einer anderen Karte. Die Versammlung beschloss mit einer Gegenstimme, künftig ihren Beschäftigten eine Entgeltumwandlung für das Fahrradleasing zu ermöglichen.