Freyung-Grafenau
Bund Naturschutz kritisiert Campingplatz

Jüngst vorgestelltes Projekt ist im Zuge der Nationalpark-Erweiterung in Finsterau geplant

14.07.2021 | Stand 22.09.2023, 0:27 Uhr

Das alte Denkhaus steht im Reschbachtal in der Nähe des Freilichtmuseums Finsterau. Mit der Wiese hinter dem Haus hat man große Pläne. Auf ihr könnte entweder ein Natur-Campingplatz oder ein Natur-Camp gebaut werden. −F.: Nigl

Der Bund Naturschutz (BN) Freyung-Grafenau spricht sich gegen die Pläne aus, im Zuge der Nationalpark-Erweiterung in Finsterau einen zusätzlichen Campingplatz zu errichten (PNP berichtete). Weder bestehe der Bedarf, noch sei es naturschutzfachlich vertretbar, heißt es in einer Mitteilung.

"Auch wenn der Campingplatz naturnahes Erleben ermöglichen würde, wäre er auf dieser Fläche wie ein störender Fremdkörper in dieser ganz besonderen Landschaft", erläutert Dr. Peter Mayer, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Freyung-Grafenau. "Wir freuen uns sehr über die Erweiterung des Nationalparks und die anderen geplanten Maßnahmen, aber hier sehen wir einfach keinen Bedarf", so der Vorstand weiter.

Die Fläche, die für den Campingplatz in der Diskussion ist, liegt im FFH-Gebiet Ilz-Talsystem und genießt als ausgesprochen artenreiche Bergwiese sowohl nationalen als auch europäischen Schutzstatus. Sie ist malerisch in die strukturreiche Wiesenlandschaft des oberen Reschbachtals eingebettet. "Der Talraum wäre mit den erforderlichen baulichen Maßnahmen entwertet. Außerdem sind wir der Meinung, dass auch das Vorfeld unseres Nationalparks als besondere Kulisse einen entsprechenden Schutz des Landschaftsbildes braucht. Und genauso sollte auch im Vorfeld die Beachtung des Artenschutzes greifen", erklärt Mayer. Ein geplanter Eingriff würde aufwändige Verträglichkeitsprüfungen nach sich ziehen. "Und das zurecht", so Mayer weiter. Denn der Bund Naturschutz begleite seit Jahrzehnten die Entwicklung dieses Gebiets und kenne die Bedeutung von bewusstem Erleben von Natur und Landschaft. Das Gebiet sei als Transitstrecke für seltene Schmetterlinge, etwa Bläulinge, bekannt, die hier ihre Futterpflanzen finden. Die Steinriegel, die die Fläche einrahmen, seien ein geeignetes Biotop für die seltene und geschützte Kreuzotter. Dieser Lebensraum sollte weder gestört noch baulich angetastet oder gar beseitigt werden.

"Und ob das Vorkommen von Kreuzottern ungestörtes Camping ermöglicht, sei dahingestellt", ergänzt der Vorsitzende.
Hinzu kommt, dass dieser Bereich ehemals für Wiesenbrüter ein wichtiges Gebiet war und künftig auch wieder für wiesenbrütende Vogelarten attraktiver gestaltet werden soll. Planungen in Richtung eines Campingplatzes würden diesen Bemühungen völlig entgegenlaufen. Bedenken hat der BN auch wegen des Wimmerkanals, der gleich unterhalb der Fläche verläuft und als baugeschichtliches Denkmal das Gebiet noch sensibler macht.

"Wir stellen auch grundsätzlich den Bedarf für einen weiteren Campingplatz in Frage", sagt Dr. Mayer. Der seit Langem bewährte und gerade von engagierten neuen Besitzern wiedereröffnete "Anderswo Camp" am Parkplatz Wistlberg biete doch bereits die Möglichkeit, naturnah zu campen – und das mit direktem, fußläufigem Zugang zur Erweiterungsfläche und den geplanten touristischen Einrichtungen. Anders als beim angedachten Standort ist die Zufahrt zum Wistlberg erprobt und vertretbar. Dagegen ist die Straße zum Museumsdorf schon jetzt stark frequentiert und für große Campingfahrzeuge nicht ausgelegt, die Belastung für die Anwohner nicht mehr akzeptabel. Es sei außerdem zu befürchten, dass zur Lösung der Verkehrsproblematik die Forderung einer Öffnung der bisher gesperrten Reschbachstraße in den Raum gestellt werden könnte.

"Wir appellieren dringend an unsere Lokalpolitiker, dieses Projekt nochmals zu überdenken. Für eine Erweiterung der Nationalparkfläche sollte das reizvolle und sensible Vorfeld des Nationalparks nicht unter die Räder einer "Wunschliste" der Politik kommen, zumal es eine gute Alternative gibt", mahnt Mayer an.

− pnp