Ben Öttl versichert mehrfach gegenüber der PNP: „Wir sind weiterhin gesprächsbereit und ich wünsche mir eine außergerichtliche Einigung – es geht hier nur um Freizeitsport“, sagt der 34-Jährige aus Schönanger (Landkreis Freyung-Grafenau).
Öttl ist Präsident der „Bats“, dem American-Football-Team aus dem Landkreis Freyung-Grafenau, und befindet sich mitten in einem Streit mit dem TSV Spiegelau. Es geht um Ausrüstung, Geld und Urheberrechte. Wie berichtet, haben die „Bats“ heuer im Herbst einen Standortwechsel forciert. Nach fünf Jahren unter dem Dach des TSV Spiegelau haben die American Footballer „einen zentraleren Standort mit besseren Voraussetzungen gesucht“, erläutert Öttl. Gefunden haben sie diesen beim SV Perlesreut, auf dessen Sportanlage sie seit wenigen Wochen trainieren. „Wir mussten die Reißleine ziehen, weil wir immer weniger Leute hatten und sich unsere Situation in Spiegelau nicht verbessert hat“, bekräftigt der Spartenleiter. Der Wechsel läuft aber nicht so geräuschlos ab wie erhofft. Zunächst sagten beide Seiten – der TSV und die Football-Sparte – öffentlich nichts über die Hintergründe, es gab lediglich Gerüchte. Etwa über auf einmal getauschte Schlösser im Spiegelauer Trosselstadion. Nun spricht eine Seite: Die Footballer in Person ihres „Chefs“ Ben Öttl, dessen Gruppe sich ungerecht behandelt fühlt und dem von der TSV-Vorstandschaft eigenen Angaben zufolge mit einer Anzeige gedroht wird.
„Wir stehen blank da, ohne Equipment und ohne Geld. Geld, das wir selbst erwirtschaftet haben“
Kurzer Rückblick: Seit dem letzten Heimspiel Mitte September haben sich die Fronten verhärtet. Die „Bats“ kündigten ihren Abschied an. Als unmittelbare Reaktion darauf berief die TSV-Vorstandschaft kurzfristig eine Sitzung ein – mit weitreichenden Folgen: Während Öttl im Urlaub weilte, wurde einstimmig beschlossen, die Sparte American Football aufzulösen. Mit der Konsequenz, dass „Vermögen und Sportausrüstung an den Hauptverein“ gehen. So steht es unter Paragraf 10 der Vereinssatzung. Heißt für die Footballer: „Wir stehen blank da, ohne Equipment und ohne Geld. Geld, das wir selbst erwirtschaftet haben. Ausrüstung, die wir selbst bezahlt oder gebaut haben. Außerdem sollen wir das Logo nicht weiterverwenden dürfen und sind noch Gegenstände von Helfern und Firmen in der Trossel. Es sind also auch Privatpersonen und Sponsoren betroffen“, sagt Ben Öttl, der betont: „Wir haben uns komplett eigenständig organisiert.“
Gang an die Öffentlichkeit
Darum sei er „sehr enttäuscht“ über die kompromisslose Vorgehensweise des TSV und ärgere sich über fehlende Gesprächsbereitschaft. Die Footballer, die dem Hauptverein über 100 Neumitglieder und mediale Aufmerksamkeit bescherten, seien sogar bereit, „einen Deal einzugehen. Wir kommen für Kosten auf und würden auch eine gewisse Entschädigung zahlen“, betont der 34-Jährige. Aber: „Wir reden gegen eine Wand.“ Deshalb wählt er den Gang an die Öffentlichkeit.
Vorstandschaft möchte „keine Auskünfte geben“
Die Vorstandschaft beharre auf ihrem Recht, das in der Satzung festgeschrieben ist und handle dementsprechend: „Das Konto ist eingefroren und ja, im Trosselstadion wurden sofort die Schlösser ausgetauscht“, bestätigt Öttl nun das Gerücht, das der PNP im September zugetragen worden war.
Die Heimatzeitung hat auch mehrfach Kontakt zur Vorstandschaft um ihren langjährigen Vorsitzenden Björn Strahberger gesucht. Der 37-Jährige wiederholte, was er der PNP vor Wochen sagte: „Die Vorstandschaft möchte weiter keine Auskünfte geben.“ Demzufolge bleiben mehrere Fragen offen: Wieso leitete der TSV die Auflösung der Sparte umgehend in die Wege? Was passiert mit der Football-Ausrüstung? Welche Mehrkosten sind dem Hauptverein durch den Abschied der Bats entstanden? In welchem Umfang hat der Hauptverein die Footballer in all’ den Jahren unterstützt? Bislang gibt es darauf keine Antworten.
„Ich bin dermaßen überfahren von dieser Angelegenheit“
Ben Öttl und seine Mitstreiter haben dazu selbstredend eine klare Meinung. Dennoch würde er sich lieber heute als morgen mit der Gegenseite an einen Tisch setzen und eine für beide Seiten erträgliche Lösung suchen. Zumal er von ihr in dieser Woche erneut Post bekam mit der Androhung, dass im Dezember gegen ihn Strafanzeige gestellt werde, sofern er nicht restliche Unterlagen und Geld übergebe, was – nach der Spartenauflösung – dem TSV Spiegelau zustehe. „Es geht um die Einnahmen von drei Heimspielen“, berichtet Öttl. Er würde die Abrechnung bis Jahresende machen, versichert er und gibt in diesem Zusammenhang Einblicke in seine Gefühlswelt: „Ich bin dermaßen überfahren von dieser Angelegenheit und habe mir inzwischen einen Anwalt genommen.“ Auch die TSV-Vorstandschaft hat sich Rechtsbeistand geholt und darum ist es nicht ausgeschlossen, dass sich die langjährigen Partner in absehbarer Zeit vor Gericht treffen. „Ich wünsche mir, dass es eine andere Lösung gibt“, wiederholt Ben Öttl.
Fünf Jahre nach dem die „Bats“ erstmals im Spielbetrieb auftauchten und spektakuläre Heimspiele mit hunderten Zuschauern veranstalteten, lernt der 34-Jährige, selbstständige Unternehmer nun Schattenseiten des Vereinswesens kennen.
Verhältnis nach dem ersten Jahr „abgekühlt“
Die Sparte American Football war sozusagen aus dem Boden gestampft worden, angetrieben von Öttl und vielen Freunden sowie Jugendleiter Gerhard Pichler aus Haus i.W. Sie sorgten für einen Hype um Football in der Region, etablierten Nachwuchsteams und ihre Zahl stieg binnen kurzer Zeit auf mehr als 100 Mitglieder aus dem gesamten Bayerischen Wald, die sich zu den dann knapp 400 Mitgliedern des TSV Spiegelau gesellten. Das Verhältnis zum Hauptverein sei laut Öttl zunächst gut gewesen. Die Fußballer hätten im ersten Jahr sogar bei Heimspielen den Essensverkauf gemacht. „Das haben wir aber dann selbst übernommen und von da an war die Beziehung angekühlt“, berichtet Ben Öttl. Die Berührungspunkte seien aber ohnehin überschaubar gewesen. Darum wollen der 34-Jährige und seine Kameraden nicht akzeptieren, dass sie wieder komplett bei null anfangen müssen. Schließlich hätte man ein Vermögen von 20 bis 25 000 Euro angehäuft und ein Equipment im Wert von 10 bis 15 000 Euro, das nun beim TSV verbleibe, rechnet der „Bats“-Chef vor.
Immerhin gebe es in diesem unruhigen Herbst Lichtblicke: „Wir werden in Perlesreut total unterstützt, haben eine super Stimmung im Training und gründen jetzt einen Förderverein, damit uns so etwas nicht mehr passiert.“
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