Am kommenden Freitag wird in Eppenschlag, das sich zunehmend als „Genussdorf“ etabliert, die Bauernmarkthalle eröffnet. Trotz dieser herausfordernden Aufgabe hat sich Bürgermeister Peter Schmid laut Mitteilung des Bezirks bereits das nächste Projekt vorgenommen: Er will die Kraftmühle reaktivieren und dort auch eigenes Brot backen. Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich informierte sich vor Ort über die neuesten Pläne und besichtigte gemeinsam mit Eigentümer Max Weber die Kraftmühle.
Wie im Dornröschenschlaf liegt die Mühle im Tal, denn als Max Weber sie gekauft hatte, hatte er alles so gelassen, wie es war. „Wer weiß, was noch kommt?“, dachte er damals und sollte Recht behalten. Seit 15 Jahren wurde hier kein Mehl mehr gemahlen, doch sämtliche Maschinen wären nach einer Grundreinigung sofort einsatzbereit.
Als Schmid vor einiger Zeit bei ihm vorfühlte, ob er sich eine Reaktivierung vorstellen könnte, meinte Weber knapp: „Wenn du mir einen Müller und einen Bäcker bringst, dann packen wir’s an.“ Obwohl es ein bisschen wie im Märchen klingt, gelang es dem Bürgermeister tatsächlich, einen Bäcker für das Genussdorf zu gewinnen. Nach einigen Jahren in einem anderen Beruf wollte Sebastian Lenz wieder zu seinem gelernten Handwerk zurückkehren. Ein Glücksgriff für die Gemeinde, denn weil er in vielen Bereichen geschickt ist, arbeitet er nun schon in der Bauernmarkthalle mit und soll später in die Mühle wechseln.
„Bring mir einen Müllner und einen Bäcker
“
Über den Müllerverband, bei dem Peter Schmid Mitglied ist, erfuhr er, dass der Bäcker mit einem mehrwöchigen Kurs das Zertifikat als Müller erlangen kann. Derzeit bemüht man sich um eine Leader-Förderung, mit der die Gemeinde das Projekt insgesamt finanziell stemmen kann.
Dass der Weg erfolgversprechend ist, daran hat der Bürgermeister keinen Zweifel. Schließlich komme der Wunsch nach einer kleinen biozertifizierten Mühle von den Getreidehändlern selbst. „Die großen Mühlen nehmen kleine Aufträge nicht an und kleine Mühlen gibt es kaum mehr.“ Viele Landwirte hätten demnach Interesse, in der Kraftmühle ihr Getreide mahlen zu lassen. „Und wir können im Genussdorf sowohl eigenes Mehl anbieten als auch Brot daraus backen“, ist Schmid begeistert.
Läuft alles nach Plan, will man 2025 anfangen
Von dieser Begeisterung ließ sich auch Heinrich anstecken, vor allem beim Blick auf die völlig intakte Mühle und die Gerätschaften. „Häufig ist die alte, mechanische Technik wesentlich besser und vor allem wartungsärmer als neuere, elektronische Geräte.“ Zumal in die Mühle vor ihrer Schließung damals noch kräftig investiert wurde. „Die Kraftmühle und ihre Produkte waren für ihre Qualität weithin bekannt“, erinnert sich auch Peter Schmid. Auch der letzte Müller, der hier gearbeitet hat, sei bereit, anfangs mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, wenn die Mahlstühle aufs Neue angeworfen werden und die über vier Stockwerke verteilte Technik zum Laufen gebracht werden soll. „Er war schon hier und hat mir erklärt, wie wir in kleinem Umfang am besten beginnen können“, freut sich auch Max Weber.
Läuft alles nach Plan, will man 2025 anfangen. Dann würde nicht nur ein historisches Gebäude in Eppenschlag nach diesem langen Dornröschenschlaf wieder zu neuem Leben erweckt, sondern auch ein neues regionales Produkt zum Genussdorf hinzukommen, das ursprünglicher nicht sein könnte – schließlich war die Verarbeitung von Getreide zu Mehl über Jahrhunderte das Fundament der Ernährung vor Ort.
− red
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