Grafenau
Durchwachsen, aber auch entscheidend

Corona und Energiekrise hielten Grafenau in Schach – Wichtige Projekte wurden verwirklicht

30.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:35 Uhr

Eine Baustelle ist abgearbeitet, eine neue aber zugleich eröffnet. Nach vielen Jahren Bemühungen ist es Bürgermeister Alexander Mayer gelungen, das Friedl-Haus zu kaufen. Jetzt gilt es, dafür eine sinnvolle Nutzung zu finden. −Foto: Friedl

Nicht geplanter Wechsel an der Spitze der Geschäftsleitung, das Aus der Pläne für eine Umnutzung des ehemaligen Berliner Feriendorfes am Schwaimberg: Bürgermeister Alexander Mayer hätte allen Grund, das abgelaufene Jahr 2022 mit gemischten Gefühlen hinter sich zu lassen. Andererseits kann er auch Erfolge vorweisen. Ihm ist es beispielsweise gelungen, woran sich Bürgermeister vor ihm die Zähne ausgebissen haben. Die Stadt hat das baufällige Friedl-Haus am Stadtplatz gekauft, um es einer anderen Nutzung zuzuführen. Mayer spricht dann im Jahresrückblick der Heimatzeitung von einem „durchwachsenem Jahr“, in dem wichtige Weichen für die Zukunft der Säumerstadt gestellt wurden.

Herr Mayer, war 2022 für die Stadt Grafenau ein gutes Jahr oder ein durchwachsenes?
Alexander Mayer: Seit Corona und jetzt dem Krieg in der Ukraine und der damit verbundenen Energiekrise sind die Zeiten generell durchwachsen und die Gesellschaft ist im Allgemeinen vor große Herausforderungen gestellt.

Das hat sich Anfang des Jahres noch durch heftige Impf-Debatten gezeigt und hört jetzt mit der Preisexplosion, den Problemen bei Materialbeschaffung und mit Handwerkerleistungen noch lange nicht auf.

Also: Das Jahr war durchaus durchwachsen, hat aber auch entscheidende und für die Stadt Grafenau zukunftsweisende Projekte und Entscheidungen gebracht.

Neuer Geschäftsleiter ist seit 1. November ein alter Bekannter: Spiegelaus Altbürgermeister Josef Luksch. Wie läuft die bisherige Zusammenarbeit?
Wir haben wieder unseren ruhenden Pol in der Verwaltung gefunden und dafür bin ich sehr dankbar. Die Erfahrung und die damit verbundene Routine von Josef Luksch ist in so stürmischen Zeiten wie diesen unbezahlbar und tut uns allen sehr gut. Er kennt die Position des Bürgermeisters ebenso gut wie die des Geschäftsleiters – ein Vorteil, den es wohl nicht so oft gibt. Wir sind froh, ihn jetzt in Grafenau zu haben. Übrigens, von „alt“ keine Spur!

Was wird aus Lukschs Vorgängerin Christa Tausch? Welchen Posten hat sie künftig in der Verwaltung inne?
Christa Tausch hat auf eigenen Wunsch in Teilzeit gewechselt und ist momentan dabei, Josef Luksch in die Vorgänge und die Abläufe einzuarbeiten. Ihr weiterer beruflicher Weg ist derzeit noch offen.

Im Zweckverband Sport und Erholung verlief die Zusammenarbeit ja nicht immer reibungslos. Die Sanierung der Bärenwelle stottert. Befürchtungen, man müsse wegen Verzögerungen bei den Anträgen die Förderung abschreiben, wurden laut. Was ist der Stand der Dinge?
Die Sanierung der Bärenwelle ist weiterhin ein großes Anliegen. Die explodierenden Baukosten und die mangelnde Verfügbarkeit von Baustoffen und Planungsleistungen haben die ursprüngliche Kostenschätzung aber ad absurdum geführt. Wir bemühen uns derzeit um eine Verlängerung des Bewilligungszeitraums und hoffen auf eine Kostensenkung im Bausektor.

Die Veralgung der Kurparkseen ist das nächste Schlagwort. Hat das Wunderpulver schon Wirkung gezeigt?
Leider hat sich der Start der Pulvereinbringung durch das von den Fischern geforderte Fisch-Monitoring um zwei Monate verzögert und wir mussten noch mal eine deutliche Zunahme der Verkrautung hinnehmen. Wunder kann das Pulver natürlich nicht wirken, aber eine gezielte Verbesserung des nötigen Gleichgewichts im See, um die weitere Ausbreitung der Veralgung zu verhindern und langfristig auch den Bewuchs zu verringern. Der veranschlagte Behandlungszeitraum beträgt ohnehin mindestens drei Jahre, wobei sich schon Veränderungen im See eingestellt haben. Eine weitere Aufgabe stellt die Verringerung des Nährstoffeintrages dar.

In der Stadt wird gemunkelt, dass es Pläne gab, das Säumerfest aus Kostengründen nur noch alle zwei Jahre zu veranstalten. Was ist da dran?
Das Säumerfest ist ein großer Kostenfaktor und für den städtischen Bauhof mit einem hohen Aufwand verbunden. Deshalb haben wir im Festausschuss darüber diskutiert, ob es nicht eine Möglichkeit wäre, Mittel und Arbeitskraft frei zu bekommen, wenn wir das Fest nur alle zwei Jahre abhalten. Momentan lautet die Empfehlung an den Stadtrat, der sich des Themas noch mal annehmen wird, den Jahresturnus beizubehalten.

Die Stadt hat das Friedl-Haus gekauft. Eine Baustelle ist geschlossen, zugleich aber eine andere eröffnet. Wie könnte eine Nutzung ausschauen?
Dass wir das Haus nach jahrelangen erfolglosen und teilweise mit harter Hand geführten Verhandlungen endlich kaufen konnten, ist ein lange geforderter Durchbruch in der Innenstadtentwicklung. Persönlich freue ich mich, dass meine gezielten und respektvollen Gespräche mit den bisherigen Eigentümern zu diesem Erfolg geführt haben. Über die Nutzung wird der Stadtrat zeitnah beraten müssen, es gibt verschiedene Optionen. Wichtig ist uns aber vor allem, das Stadtbild möglichst schnell entscheidend zu verbessern.

Was ist Stand der Dinge im ehemaligen Feriendorf am Schwaimberg?
Die Absage der Auszeit AG war natürlich ein Rückschlag für uns und die Rückabwicklung des Kaufs läuft derzeit noch. Aber wir haben den Kopf nicht in den Sand gesteckt und sind mittlerweile wieder in guten Verhandlungen für die Zukunft unseres Filetstücks am Schwaimberg. Das neue Jahr wird über die Zukunft sicher eine Entscheidung bringen und wir freuen uns schon heute auf das neue touristische Angebot, das uns in den nächsten Jahren in Grafenau erwartet. Mit der Eröffnung des Michel-Hotels 2023 steht ja ein erster großer Meilenstein für den Grafenauer Tourismus schon fest.

Die Zusammenarbeit im Stadtrat ist von Harmonie geprägt. Von zu viel Harmonie, sagen Kritiker. Opposition findet kaum statt. Gut oder schlecht für einen Bürgermeister? Zumal sich auch bei den anderen Parteien so niemand aus der Deckung gewagt hat, der ihnen den Bürgermeistersessel streitig machen könnte.
Harmonie kann doch nie schlecht sein und dass keine Opposition stattfindet, könnte ich so nicht bestätigen. Mein Ziel war immer – unabhängig von Parteizugehörigkeiten – im Sinne der Sache zu arbeiten und ich finde, dass uns das momentan gemeinsam recht gut gelingt.

Die Zeiten werden wohl nicht besser, das Geld wohl weniger. Wo setzt der Bürgermeister dann die Schwerpunkte in der Stadtentwicklung?
Die Grundlagen für die weitere positive Stadtentwicklung begründet eine hervorragende Infrastruktur. Im Bereich der Wasserversorgung haben wir kürzlich einen Masterplan vorgestellt und beschlossen. Die Abwasserbeseitigung ist in der Planung, die Breitbandversorgung in Bau. Im Bereich des Straßenbaus und bei der Verbesserung des ÖPNV sind wir auf einem guten Weg. Schule, Feuerwehrwesen, Innenstadtentwicklung: Wir haben viele große Projekte, die anstehen und dringend weitergeführt werden müssen. Im touristischen Bereich wird uns natürlich das Gelände am Schwaimberg sehr beschäftigen.

Wie immer zum Schluss. Sie haben drei Wünsche frei...
Gesundheit für meine Familie. Eine gute Entwicklung meiner Stadt Grafenau. Wenn die ersten beiden Wünsche in Erfüllung gehen, bin ich vollauf zufrieden und behalte mir den dritten Wunsch für Spezialfälle vor.


Die Fragen stellte Andreas Nigl