Altreichenau
Die Sternsinger beim Kanzler

Olaf Scholz empfängt 108 Sternsinger aus allen Diözesen – Altreichenauer waren auch dabei

10.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:57 Uhr

Treffen mit dem Kanzler: Die Sternsinger Elias (14), Paula (14), Eva (11) und Lea (12) sowie Begleiterin Chiara Gutsmiedl aus der Pfarrei St. Sigismund in Altreichenau vertraten das Bistum Passau am beim Sternsinger-Empfang von Bundeskanzler Olaf Scholz zur 65. Aktion Dreikönigssingen. Zum Gruppenfoto mit dem Kanzler stellten sie sich gemeinsam mit Pfarrer Dirk Bingener, Präsident des Kindermissionswerks ‚Die Sternsinger‘, und Domvikar Stefan Ottersbach, Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), im Bundeskanzleramt auf. −Foto: Ralf Adloff/ Kindermissionswerk

Von Marianne Schmid

Die Altreichenauer Sternsinger durften auf große Reise gehen – in die Bundeshauptstadt Berlin, und hier ging es noch dazu zum Empfang beim Kanzler. Die Altreichenauer waren geladen und vertraten damit die Sternsinger für die Diözese Passau bei dem jährlichem Empfang aus allen deutschen Bistümern anlässlich der Sammelaktion.

Sie hatten lange hingefiebert auf diesen Termin – es war der 13. November, als die Ministranten-Gruppe Altreichenau erstmals von ihrem großartigen Gewinn beim Preisrätsel des Kindermissionswerkes erfahren hatten – und damit waren sie auserkoren, diesen Termin beim Kanzler wahrzunehmen. Die einen überrascht, abwartend der Dinge, die da nun kommen werden, die anderen nur kurz überlegend, dann sofort bereit, diese Herausforderung anzunehmen.

Am Ende waren es Elias Schmid (14), Paula Hirt (14), Eva Hutterer (11) und Lea Hohenwarter (12), die sich dieser Aufgabe ohne Wenn und Aber stellten. Ebenso kam für die Begleitung der Gruppe nur eine in Frage: Oberministrantin Chiara Gutsmiedl (19). Von da an gab es kein anderes Gespräch mehr als das bevorstehende, einzigartige und wohl nie wiederkehrende Ereignis im Laufe einer „Ministranten- bzw. Sternsinger-Karriere“.

Noch in der Dunkelheit des anbrechenden Tages machte man sich gemeinsam auf den Weg nach Passau zum Bahnhof. Trotz der einstimmigen Überzeugung „Ja, das ist etwas für mich!“, die noch in den vergangenen Tagen vorherrschte, breiteten sich am Bahnsteig langsam gemischte Gefühle und Zweifel aus. War man der Herausforderung tatsächlich gewachsen? Keiner der „Könige“ hatte je zuvor Berlin gesehen. Den Kanzler kannte man auch nur vom Fernsehen. Die einen mit mulmigem Gefühl im Bauch, die anderen zuversichtlich und überzeugt, „ja, das schaffen wir“. So bestieg man den ICE.

Karten-Spielen gegen die Nervosität

Noch während der Fahrt übten die künftigen Könige Sternsinger-Lieder und versuchten, mit Karten-Spielen und „Stadt-Land-Fluss“ den Kopf freizubekommen von tausend Fragen wie „Welche anderen Sternsinger werden wir kennenlernen?“, „Wo werden sie herkommen?“ ,“Wie wird uns der Kanzler ansprechen?“, „Welche Fragen werden uns die Journalisten stellen?“, „Sind wir darauf gut genug vorbereitet?“ usw.

Müde und erschöpft, doch voller Vorfreude im Herzen erreichten die Sternsinger aus Niederbayern schließlich die Hauptstadt. Nachdem die Zimmer in der Jugendherberge Ostkreuz bezogen waren, traf man während des Abendessens die Sternsinger-Gruppen aus den restlichen 26 Bistümern Deutschlands, die man später beim Abendprogramm näher kennenlernte.

Erste Aufgabe bei der Vorstellungsrunde war es, das eigene Bistum mit einer Besonderheit vorzustellen. Die Antwort der Altreichenauer Sternsinger lautete dabei: „Für Nichteinheimische ist es meist schwierig, unsere Gottesdienste zu verstehen wegen unseres besonderen bayerischen Dialektes und unser Dom in Passau besitzt die größte Orgel der Welt.“ Mit dem Abendgebet zum Thema „Licht sein für die Welt“ löste sich allmählich die Anspannung und der erste Abend klang ruhig und gelassen damit aus.

Mit einem Morgenimpuls zum Thema „Dankbarkeit“ begann der zweite und wichtigste Tag. Jeder überlegte in Stille, wofür er an diesem Tag dankbar sein könnte. Für Paula war es das Glück, diesen Empfang erleben und eine solche Ehre erfahren zu dürfen. Eva dankte dafür, trotz gesundheitlicher Beeinträchtigung, dabei sein und allen davon erzählen zu können. Lea dankte für neue Freundschaften und Elias schließlich für die netten Betreuer des Kindermissionswerkes und des BDKJ.

Drei Workshops unter der Leitung jener Betreuer begeisterten Elias, Paula, Eva, Lea und Chiara am Vormittag des großen Tages und ließ sie die Strapazen der Anreise schnell vergessen: Sebastian Ulbrich referierte in seinem Vortrag über die Reise nach Indonesien für den diesjährigen Sternsinger-Film mit Insider-Infos zu Dreharbeiten, weiteren Projekten des Kindermissionswerkes in Indonesien sowie Land und Leben allgemein. Das Basteln von Windlichtern aus Pappbechern machte allen viel Spaß und bot eine gute Gelegenheit, sich untereinander kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen.

Ein Highlight des Vormittags jedoch war für alle fünf eine Gebetsausstellung mit Gebeten von Kindern aus der ganzen Welt, die die Sternsinger aus Altreichenau um ein Gebet in bayerischer Mundart erweiterten: „Vater im Himmi, schee hast as g’macht de ganze Welt…“

Schließlich wurde es Zeit, die letzten Vorbereitungen für den Empfang zu treffen, bevor Busse der Bundespolizei alle Sternsinger mit Blaulicht und zeitweise sogar mit Sirenen durch die Straßen Berlins zum Kanzleramt chauffierten. „Sehr aufregend, aber schön! Wie in einem Krimi“, kommentierte Elias die Fahrt zum Kanzler unter Polizeischutz.

Mit Blaulicht ins Kanzleramt

Die Spannung stieg beim Sicherheitscheck, als Polizeibeamte mit Spürhunden das Gepäck aller Sternsinger und Begleiter kontrollierten, bevor das Kanzleramt betreten werden durfte. „Der Hund beschnüffelte unsere Koffer und folgte dem
Polizeibeamten aufs Wort. Das hat mir am besten gefallen“, berichtete Lea begeistert.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen in der Kantine des Bundeskanzlers hieß es schließlich umziehen und hübsch machen für den großen Augenblick. Es folgte die Aufstellung in alphabetischer Reihenfolge nach den Bistumsnamen. Unfassbar aufgeregt, nervös und mit feuchten Händen, doch immer mit der Gesinnung im Herzen: „Zusammen schaffen wir das, wir packen das! Wir werden unser Bistum und unsere Pfarrei würdig vertreten“, schritten Elias, Paula, Eva und Lea mit Chiara zu den Klängen von Bläsern vor unzähligen Kameras und Mikrofonen auf Bundeskanzler Olaf Scholz zu, der sie überaus freundlich anlächelte und jeden einzeln mit Handschlag begrüßte. Zur Erinnerung an diesen wertvollen Augenblick wurde ein persönliches Gruppenfoto gemacht.

Durch das gemeinsame Singen der einstudierten Sternsinger-Lieder, die Rede des Kanzlers und das Anschreiben des Segens durch die Gruppe aus Limburg löste sich allmählich die Anspannung. Die Zeit für Interviews mit den zahlreich anwesenden Medienvertretern war gekommen, eine sehr ungewohnte und aufregende Situation, doch am Ende überwog bei allen der Stolz, diese Herausforderung angenommen und gemeistert zu haben.

Das Lächeln des Kanzlers – ein kostbarer und wertvoller Augenblick im Leben dieser jungen Menschen, wie Paula Hirt in einem Radio-Interview bestätigte: „Der Kanzler hat mich sogar angelächelt!“ holischen Jugend (BDKJ).