Für unerwartete Lichtblicke haben am Sonntag die alpinen deutschen Skirennläufer beim Weltcupauftakt im Riesenslalom in Sölden (Tirol) gesorgt. Jonas Stockinger (25) vom SC Herzogsreut durfte sich dabei über sein bislang besten Ergebnis freuen.
Der von gesundheitlichen Problemen gehandicapte Alexander Schmid fuhr auf einen guten 16. Rang, Slalom-Spezialist Linus Straßer gelang im 25. Riesenslalom seiner Karriere mit Rang 22 sein zweitbestes Ergebnis in dieser Disziplin und das beste seit fast sieben Jahren.
Als Jonas Stockinger nach dem ersten Durchgang ins Ziel rauschte, stieß er einen Urschrei aus und ballte die Fäuste. Nach einer nahezu fehlerfreien Fahrt war der Niederbayer auf Platz 18 gerast, ließ damit die beiden Rückkehrer Lucas Pinheiro Braathen und den achtmaligen Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher hinter sich. Im zweiten Lauf verlor der 25-Jährige vom SC Herzogsreut dann zwar einige Plätze, am Ende landete er auf Rang 25 – und holte zum zweiten Mal in seinem Leben Weltcuppunkte.
„So eine Kulisse, das ist der Wahnsinn“
Nach dem Rennen zeigte sich Stockinger erstmal gewohnt selbstkritisch: „Ich hatte oben einen Fehler und dann kam der Kopf dazu“, sagte er über seinen zweiten Lauf. Er wollte nach seinem Wackler unbedingt im Ziel ankommen, Punkte sammeln, vermied deshalb das letzte Risiko. Eine absolut sinnvolle Entscheidung, jede Platzierung unter den besten 30 hilft ihm dabei, sich eine bessere Startpostition zu erfahren.
Deshalb war Stockinger alles in allem auch zufrieden vor seiner Leistung vor 17.800 Fans, darunter rund 30, die mit dem Bus aus Herzogsreut (Landkreis Freyung-Grafenau) angereist waren. „So eine Stimmung, so eine Kulisse, das ist der Wahnsinn. Da muss man einfach Spaß haben“, sagte er.
Stockinger ist angekommen im Kreis der besten Skifahrer der Welt, im Vorjahr gewann er den die Riesenslalom-Gesamtwertung im Europacup, er wurde ausgiebig begrüßt vor seinem Lauf, „den muss man auf dem Zettel haben“, verkündete der Stadionsprecher. Und auch sonst bekam Stockinger Lob von allen Seiten. „Stark, richtig stark“, fand Teamkollege Linus Straßer den Auftritt des Bayerwaldlers. ARD-Experte Felix Neureuther lobte Stockingers starke Technik, „da kann man noch einiges erwarten“, sagte der ehemalige Spitzenfahrer. Und auch der deutsche Herrentrainer Christian Schwaiger ist mehr als zufrieden mit der Entwicklung von Stockinger, der einst ja sogar aus dem deutschen Kader geflogen war und sich mühsam zurückkämpfen musste. „Jonas hat super trainiert, er ist stark drauf und will sich immer verbessern“, lobte Schwaiger.
Viele Fans drängen sich um den Bayerwaldler
Und Stockinger? „Ich erwarte sehr viel von mir in diesem Jahr“, sagte er. Das harte Training soll sich auszahlen, am besten mit möglichst vielen Punkten. Den ersten Schritt hat er gemacht, er hat die Prüfung auf dem selektiven Hang (Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt etwa schied aus) bestanden. Am Montag geht es für ihn zurück nach Hutthurm, dann bald wieder in den Schnee zum Trainieren. Bis zum nächsten Rennen müssen sich die Stockinger-Fans etwas gedulden, wahrscheinlich steht Niederbayerns Sportler des Jahres erst Anfang Dezember in Beaver Creek/USA wieder am Start.
Apropos Fans, am Sonntag dürfte er einige neue gewonnen haben. Als Stockinger gerade den Zielbereich verlassen wollte, drängten sich viele Kinder um den Bayerwaldler, hielten ihm ihre Helme hin, dazu einen Filzstift. Bereitwillig gab Stockinger Autogramme. Daran, dass da einer angekommen ist im Weltcup, gibt es keine Zweifel mehr.
Norwegischer Dreifachsieg, Rückkehrer Hirscher „echt happy“
Marcel Hirscher hat ein gelungenes Comeback im alpinen Ski-Weltcup gefeiert. 2051 Tage nach seinem letzten Rennen belegte der 35 Jahre Österreicher, der jetzt für die Niederlande startet, beim Riesenslalom zum Saisonauftakt im österreichischen Sölden Rang 23. Noch besser verlief die Rückkehr von Lucas Pinheiro Braathen. Der 24-Jährige holte nach einem Jahr Abwesenheit und seinem Abschied vom norwegischen Verband als Vierter die ersten Weltcuppunkte überhaupt für Brasilien. Nach dem frühen Ausscheiden des Schweizer Topfavoriten Marco Odermatt im ersten Lauf belegten Braathens bisherige Teamkollegen Henrik Steen Olsen, Henrik Kristoffersen (+0,65 Sekunden) und Alte Lie McGrath (+0,66) die Plätze eins bis drei.
Hirscher, der das Erreichen des Finales vor dem Rennen als „Sensation“ bezeichnet hatte, kämpfte noch erkennbar mit Materialproblemen. Der achtmalige Gewinner des Gesamtweltcups war aber dennoch zufrieden mit seinem Abschneiden. „Es war eine große Steigerung, es fehlt nicht so viel, es ist cool, ich bin sehr happy, wow, mir taugts“, sagte er im BR.
− red/sid
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