Freyung-Grafenau
Aufklärung in puncto ITB-Finanzfragen

Ilztalbahn-Chef: Freistaat übernimmt Kosten für Regelverkehr, Region für Erschließung der Bahnstationen

27.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:30 Uhr

Moderne Ilztalbahn am Haltepunkt Fürsteneck: Mit der aus EU-Geldern und privaten Mitteln finanzierten Ertüchtigung des Bahnsteigs im Jahr 2013 wurden laut ITB-Verantwortlichen die Voraussetzungen für den Regelverkehr hier bereits größtenteils erfüllt. −Foto:

In einem Antwortschreiben an Passaus Landrat Raimund Kneidinger nimmt die Ilztalbahn GmbH Stellung zu Fragen des Landkreises Passau zur Potenzialanalyse. Wie berichtet, gab es zuletzt ein Hin und Her wegen der noch ausstehenden Analyse, die detailliert Aufschluss geben könnte über Vor- und Nachteile einer reaktivierten Ilztalbahn (ITB) und Folgen für den regionalen ÖPNV und einen möglichen gutgetakteten Regelbetrieb. Der Landkreis Passau befürwortet diese Untersuchung (noch) nicht. Nach einem offenen und auffordernden Brief des SPD-Kreisverbands Freyung-Grafenau an Kneidinger und dessen geharnischter Replik blieben zuletzt Fragen über eventuelle Finanzierungsmodalitäten rund um die Ilztalbahn offen.

Bestehende Stationen erfüllen Minimalstandard

Prof. Thomas Schempf, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Ilztalbahn GmbH, stellt klar: „Die Ertüchtigung und der Ausbau der Eisenbahn-Infrastruktur einschließlich des barrierefreien Ausbaus der Bahnstationen ist nicht Aufgabe der Landkreise oder Kommunen. Hierfür ist die Ilztalbahn GmbH als Besitzerin der Strecke verantwortlich und kann zur Finanzierung neben Eigenmitteln auf öffentliche Förderprogramme und vor allem die späteren Bestellerentgelte der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) zurückgreifen.“

Die Landkreise, kreisangehörigen Gemeinden und kreisfreien Städte müssten nur die sogenannte rückwärtige Erschließung der Bahnstationen sicherstellen. „Konkret umfasst das die Zuwegung sowie die Schaffung von Parkplätzen für Autos und Fahrräder“, so Schempf. „An den meisten unserer Bahnstationen sind diese Anlagen bereits vorhanden und erfüllen einen Minimalstandard. Ob und in welchem Umfang zusätzliche Parkplätze geschaffen werden müssen, kann erst in der Potenzialanalyse abschließend geklärt werden, wenn die Pendlerströme bekannt sind.“
Inwieweit die heutigen Bahnstationen auch für den künftigen Regelverkehr vorgesehen werden, sei in der besagten Potenzialanalyse festzulegen.

Aus Sicht der Ilztalbahn GmbH sind auf dem Gebiet des Landkreises Passau die Bahnstationen Fischhaus, Kalteneck und Fürsteneck etwa an den bestehenden Standorten sinnvoll, während eine Bahnstation im Bereich Tiefenbach eventuell an einen Standort verlegt werden sollte, der günstigere Umstiegsmöglichkeiten zu Regional- und Stadtbussen sowie Zugang zu nahegelegenen Unternehmen ermöglicht „Auf dem Bahngelände stehen meist Flächen für Parkplätze zur Verfügung. Die alten Bahnhofsgebäude erfüllen keinen betrieblichen Zweck mehr und müssen daher nicht eingebunden werden“, skizziert Schempf in seiner Mitteilung an die PNP.

Positive Nachrichten kann Schempf darin auch zu den Bahnübergängen berichten. Der Bund habe demnach das entsprechende Fördergesetz überarbeitet und befreie die Kommunen und Landkreise von der anteiligen Finanzierung: „Für den Regelverkehr können wir daher zahlreiche Bahnübergänge mit Lichtzeichen und Schranken ausrüsten, ohne die kommunalen Kassen zu belasten. Die Ilztalbahn wird dadurch schneller und noch sicherer“, so der ITB-Geschäftsführer.

„Genug Vermutungen ausgetauscht“

Abschließend appelliert Schempf an den Landkreis Passau, die seit Jahren verzögerte Potenzialanalyse endlich zu ermöglichen: „Es wurden genug Vermutungen ausgetauscht und Emotionen geschürt. Jetzt ist es an der Zeit, mit der Potenzialanalyse endlich seriöse Fakten auf den Tisch zu bekommen. Vor allem wurde dem Landkreis Passau mehrfach aus dem Verkehrsministerium und von der BEG bestätigt, dass eine Potenzialanalyse – auch bei positivem Ergebnis – keinen Zwang zur Umsetzung nach sich zieht, sondern ein gemeinsames Zug-Bus-Konzept zu erarbeiten ist.“

− ck/pnp