Er wäre heuer 125 Jahre alt geworden
Vereinszweck „nicht mehr zeitgemäß“ – Simbacher Arbeiter-Krankenunterstützungsverein aufgelöst

22.01.2025 |
Monika Bergbauer

Bürgermeister Herber Sporrer leitete die Mitgliederversammlung.

In diesem Jahr wäre der Arbeiter-Krankenunterstützungsverein 125 Jahre geworden. Anstelle des Jubiläums stand jedoch nun dessen Auflösung im Vordergrund. Als „nicht mehr zeitgemäß“ sahen die Mitglieder den ursprünglichen Vereinszweck.

Die Aktivitäten ruhten schon mehrere Jahre, auch wurde über einen längeren Zeitraum bereits auf die Erhebung des Mitgliedsbeitrages verzichtet. Aus der zuletzt gewählten Vorstandschaft verblieb lediglich Schriftführer Harald Eisermann.

Viele der 101 Mitglieder kamen zur Versammlung

Der Wunsch der Auflösung wurde schon mehrfach geäußert. In die Tat umgesetzt wurde er nun dank der Unterstützung von Bürgermeister Herbert Sporrer. So wurden – soweit möglich – die Adressen der 101 geführten Mitglieder ermittelt. Die Versammlung wurde am Freitag im Gasthaus Wiese einberufen und vom Bürgermeister geleitet.

Laut Satzung, die am 1. Januar 1987 die vorhergehende Fassung außer Kraft setzte, sah sich der Arbeiter-Krankenunterstützungsverein als Einrichtung, die den Zweck hatte, den Mitgliedern in Krankheitsfällen, aus besonderem Anlass oder den Hinterbliebenen im Sterbefall eines Mitgliedes eine einmalige finanzielle Zuwendung zu gewähren. Die Satzung schränkte zudem ein, dass Mitglied „jeder gesunde Mann vom 18. bis 50. Lebensjahr von der politischen Gemeinde“ werden konnte.

Große Resonanz bei der letzten Versammlung

Die Auflösung, so war weiter festgelegt, lässt sich durch Beschluss der Mitgliederversammlung erwirken. Dazu war eine Mehrheit von drei Vierteln der erschienenen Mitglieder erforderlich. Die Resonanz war beachtlich groß. In einer kleinen Rückblende erinnerte man sich, dass bereits vor der Corona-Pandemie ein erster „Anlauf“ zu diesem Schritt unternommen wurde, der jedoch „im Sande verlief“.

Harald Eisermann liegt der Arbeiter-Krankenunterstützungsverein sehr am Herzen. Er machte sich für eine Fortführung und Wiederbelebung stark und sah eine Zukunft vor allem im öffentlichen Auftreten bei Ereignissen wie Volkstrauertag oder Volksfestauszug. Fahnenabordnungen sollten verstorbenen Mitgliedern das letzte Geleit geben, Geburtstagsjubilaren gratuliert werden und anderes mehr, was auch in früheren Jahren Usus war. Die Einführung regelmäßiger Treffen konnte er sich ebenfalls vorstellen.

Nur Zwei stimmten für den Erhalt des Vereins

Allerdings war er in der Runde der Einzige, der sich bereit erklärte, weiter in der Vorstandschaft zu wirken. Die erste Abstimmung des Abends nach dem Fortführen fiel deshalb auch entsprechend deutlich aus, nachdem sich nur zwei Männer dafür aussprachen.

Bis dato war noch ein nicht unerhebliches Vereinsvermögen auf dem Konto. Die Entscheidung, wie es eingesetzt werden soll, machte man sich nicht leicht. Die Satzung sah eine Aufteilung des Vermögensrestes an die Mitglieder vor. Alternativ könnte nach Mehrbeschluss der Vorstandschaft der Betrag einem wohltätigem Zweck zur Verfügung gestellt werden. Die Verteilung an die Mitglieder erachteten die Anwesenden für weniger sinnvoll.

Alles wird einem sozialen Zweck zugeführt

Verschiedene Verwendungsmöglichkeiten wurden diskutiert, um dem ursprünglichen sozialen Zweck des Unterstützungsvereins so nahe wie möglich zu kommen. Nach Abwägung der Alternativen wurde der Vorschlag mit zwei Gegenstimmen angenommen. So erhält das Soziale Familienwerk 50 Prozent des Vermögens. Die weiteren 50 Prozent werden je zur Hälfte an den Kindergarten „Haus der kleinen Füße“ und an die Grundschule Simbach gegeben. So wird der Betrag sozial verwendet und kommt Menschen aus der Marktgemeinde zugute.

Zu klären war auch, was mit dem noch vorhandenen Bestand passieren soll, wozu auch die Fahne mit Bändern sowie etliche Unterlagen gehören.

Fahne wird im Rathaus eingelagert

Letztlich sprach sich die Mehrheit für das Angebot des Bürgermeisters aus, das noch Vorhandene im Speicher des Rathauses zu deponieren. Nun liegt es an den verbliebenen Verantwortlichen, die Aufgaben, die sich aus der Auflösung ergeben, zeitnah auszuführen, ehe hinter das letzte Kapitel dieser Vereinsgeschichte ein korrekter Schlusspunkt gesetzt werden kann.

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