Mit dem Thema Windvorranggebiete vertraut zu machen und wichtige Zusammenhänge rund um den Ausbau der Windenergie zu erläutern, war Thema einer Veranstaltung der ÖDP-Kommunalpolitiker im Schlappinger Hof in Reisbach.
Der Entwicklungsstand neuer Windkraftanlagen (WKA), und die nötigen Voraussetzungen für deren Betrieb, das waren dann die konkreten Fragestellungen, die der Straubinger Windkraftunternehmer und ÖDP-Energieexperte Josef Gold, heruntergebrochen auf den Landkreis, zu beantworten versuchte. Dazu konnte Kreisrat Alois Aigner neben Mitorganisator Karl Wolf auch die örtlichen Bürgermeister Rolf-Peter Holzleitner und Martin Huber sowie Marklkofens Bürgermeister Peter Rauscher begrüßen.
Josef Gold: „Windstrom ist für die Energiewende unverzichtbar“
„Windstrom ist für die Energiewende unverzichtbar“, so Gold. Der ideale Strommix wäre neben Biomasse und Wasserkraft zwei Drittel Windstrom und ein Drittel Solarstrom. Diese würden sich ideal ergänzen. Moderne Anlagen hätten heute eine Nennleistung von über 6 MW, Nabenhöhen von bis zu 200 Metern und einen Flügeldurchmesser von über 160 Metern. Diese erzeugen Strom für den Betrieb von bis zu 8000 E-Autos oder bis zu 5000 Haushalte. „Windstrom produziert derzeit ein Drittel des Stroms in Deutschland. Damit haben wir seit 2023 den saubersten Strom seit Bestehen der Bundesrepublik“, so der Windkraftpionier.
Die Baugenehmigungen hätten sich aufgrund beschlossener Vereinfachungen im Vergleich zu vor fünf Jahren verfünffacht. Das neue „Wind an Land“ Gesetz besage nun, dass Bayern 1,8 Prozent seiner Landesfläche für die Windenergienutzung ausweisen muss.
Gefahr für Vögel? Belästigung durch Schall oder Schatten?
Gold erläuterte offen die Sachlage bei den Konfliktpunkten wie Vogelschlag, Schall oder Schatten. Auch die Veränderung des Landschaftsbilds sei ein Thema. Nachdem Söder und Aiwanger jahrelang gegen die Windenergie opponiert hätten, komme jetzt Hektik in die Diskussion. Der regionale Planungsverband sei dabei, unter Anhörung der Kommunen, Windvorrangflächen festlegen. In Suchclustern seien im Landkreis derzeit 3,8 Prozent der Fläche ausgewiesen. Diese könne in der nun folgenden Feinabstimmung auf 1,8 Prozent reduziert werden.
Nach der TA-Lärm kann man Windanlagen bis zu 600 Meter an Wohnsiedlungen bauen. In der Höhe liegt die Kraft: Windkraftanlagen sollten damit optimalerweise ab einer Meereshöhe von 450 m/NN errichtet werden. Diese Standorte liegen fast ausnahmslos in Waldgebieten. Je Windanlage werden hier 0,5 bis 1 ha Fläche benötigt. Zum Vergleich: Der Flächenverbrauch ist bei PV-Anlagen neun Mal und bei Biogasmais 400 Mal größer.
Fehlender Ausbau der Stromnetze ist ein großes Problem
Der Bau hänge an einem wirtschaftlich realisierbaren Einspeisepunkt, denn bei mehreren Windenergieanlagen ist der Einspeisepunkt in der 110 kV-Hochspannungsleitung über ein Umspannwerk notwendig. „Da man die letzten zehn Jahre den Netzausbau vernachlässigt hat, muss dies nachgeholt werden. Schuld an den derzeitigen Abschaltungen sind also nicht der Zubau von PV-Anlagen, sondern der verschlafene Ausbau der Stromnetze.“ Die Netzbetreiber seien derzeit aber dran. „Um keinen Wildwuchs entstehen zu lassen, ist es wichtig, dass sich die Grundstückseigentümer gemeinsam mit der Gemeinde zusammenschließen, um eine Windvorrangfläche mit nur einem Projektanten zu planen“, so Gold zur Rolle von Grundstückseigentümern und Kommunen. Die ÖDP wolle jedenfalls eine Energiewende mit den Bürgern.
Gold erklärte weiter die wichtigsten Bestimmungen in einem Pachtvertrag und weitere rechtliche Fragen. Zum Schluss ging der Energieunternehmer noch auf die Vorteile des Ausbaus von Windkraftanlagen für die Gemeinden ein. Wichtig seien Bürgerbeteiligungen, denn sie sind für eine Akzeptanz enorm wichtig.
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