Erwartungen, Ziele, Personalien
„Habe den Job ein wenig unterschätzt“: Bayern-Präsident Hainer im Fragen-Feuer der Fans

06.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:25 Uhr

Bei der Eintragung ins Goldene Buch der Marktgemeinde: Bayern-Präsident Herbert Hainer. −Fotos: Michael Hausladen

Als Ehrengast des Fanclubs „Bavaria 12 Simbach“ hat sich Bayern-Präsident Herbert Hainer den kritischen Fragen der Fans gestellt. Der FCB-Chef nahm sich viel Zeit für die Anhänger und ging auf sämtliche Themen ein, die um den Rekordmeister kreisen.

Manchmal geht alles so einfach und unkompliziert. Als Herbert Hainer am 15. November 2019 zum Präsidenten des FC Bayern München gewählt worden ist und damit die Nachfolge von Uli Hoeneß angetreten hat, setzte sich Christoph Sporrer, 1. Vorsitzender des FCB-Fanclubs Bavaria 12 Simbach, gleich an den Computer. Er gratulierte dem neuen, starken Mann des 32-fachen deutschen Meisters, 20-fachen DFB-Pokalgewinners und sechsfachen Championsleague-Gewinners – und wünschte sich in der E-Mail auch einen Willkommensbesuch des künftigen „Präse“ in dessen Heimat. Es hat keine drei Tage gedauert, da kam bereits die Zusage. Nun war es soweit – und dabei nahm sich Hainer viel Zeit für die Fans, beantwortete durchaus kritische Fragen.

Bayern-Präsident Herbert Hainer über...

...die Beliebtheit des FC Bayern München mit seinen mittlerweile 300000 Mitgliedern. „Sie basiert auf drei Säulen. Erstens der großartige sportliche Erfolg mit den zahlreichen Titeln. Zweitens die wirtschaftliche Stabilität. Alles, was der FC Bayern besitzt, hat er sich erarbeitet. Der Club ist schuldenfrei, hat alles abbezahlt, ob es das Stadion, der Campus, das NLZ oder die Einrichtungen an der Säbener Straße sind. Und drittens die gesellschaftliche Verantwortung, wie sich der FC Bayern um Menschen kümmert, denen es nicht so gut geht, die nicht so privilegiert sind wie wir. Wir haben jüngst 16000 Euro für die Krebsforschung gespendet. Oder 100000 Euro für die Erdbebenopfer in Syrien. Es muss medial nicht immer so groß aufgemacht werden. Entscheidend ist, dass die finanzielle Unterstützung am Ende bei den Leuten ankommt. Das alles macht den FC Bayern aus, geprägt durch die handelnden Personen, speziell durch Uli Hoeneß, aber auch alle anderen Verantwortlichen tragen das so weiter.“

...die Arbeit als Präsident. Ich habe diesen Job, ehrlich gesagt, ein wenig unterschätzt, als mich der Uli gefragt hat, ob ich ihn beerben möchte. Ein, zwei Tage ins Büro und am Samstag ins Stadion gehen, so hatte ich mir das gedacht. Weit gefehlt, denn ich bin auf vielen Feldern gefordert. Wir spielen gerade eben in der Euroleague Basketball gegen Roter Stern Belgrad (Endstand: 87:80 – Anmerkung der Redaktion), die Damen empfangen am Dienstag, 21. März, im Championsleague-Viertelfinale den FC Arsenal London. Es gibt eine Menge zu tun.

Nachfolge von Uli Hoeneß gemeinsam im Auto beschlossen



...die Nachfolge von Uli Hoeneß. Ich kenne ihn schon lange. Wir haben 20 Jahre im Aufsichtsrat immer sehr eng und vertrauensvoll zusammen gearbeitet. Es ist eine Freundschaft entstanden. Er hat mich zum Mittagessen an den Tegernsee eingeladen und mich bei der Rückfahrt gefragt, vermutlich weil ich ihm im Auto nicht entkommen konnte, ob ich mir diese Führungsposition vorstellen könnte. Und dann habe ich mich nach einer Bedenkzeit schließlich dafür entschieden.

Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi – wer ist der Bessere? will David Osterkorn wissen. „Natürlich Messi. Und ich kann dir auch den Grund erklären: Weil Messi in Adidas spielt. Und ich habe damals als Vorstandsvorsitzender der Adidas AG den Vertrag mit ihm unterschrieben.“

„Nicht das Spiel des FC Bayern, dass Fans kein Gehör finden“



...die Kritik aus dem Publikum, die Fanclubs würden – trotz diverser Kommunikationsversuche – kein Gehör finden, etwa bei den Themen Kartenwünsche, Kartenkontingent, Busparkplatz- oder Eingangssituation an der Nordkurve. „Alle Punkte, die heute vorgetragen worden sind, werden notiert. Das ist nicht das Spiel des FC Bayern München, dass Fans kein Gehör finden und Fragen unbeantwortet bleiben.“

...den Lieblingsspieler beim FC Bayern?
„Das ist für mich als Präsident natürlich etwas schwierig zu beantworten. Aber über Jamal Musiala freue ich mich besonders – ein unheimlich talentierter Fußballer, sympathisch, zurückhaltend, höflich. Ein netter Kerl. Und wie der spielt, schon gigantisch.“

... eine Standpauke des Präsidenten in der Kabine? Ich bin nicht wirklich profund genug, den Spielern zu sagen, was sie zu tun haben. Dafür haben wir Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn oder Sportvorstandsmitglied Hasan Salihamidzic und allen voran Trainer Julian Nagelsmann.

Hainer glaubt an die Nachwuchsarbeit beim FCB



... die geringe Anzahl an jungen Spielern, die den Sprung in die Profi-Mannschaft schaffen. „Klar ist, dass es beim FC Bayern München aufgrund der hohen Ansprüche unheimlich schwierig ist, ins Team zu rücken. Nach Thomas Müller und David Alaba hatten wir zehn Jahre Stillstand. Deshalb haben wir unseren Campus vor fünf Jahren gebaut, weil wir die Entwicklung der Talente wesentlich stärker fördern wollten – und das tun wir auch. Es dauert eine gewisse Zeit, bis sich begabte Nachwuchskicker durchsetzen, wie Josip Stanisic oder Jamal Musiala, die bei uns ausgebildet worden sind. Arijon Ibrahimovic oder Paul Wanner, beide erst 17, haben ebenfalls bereits bei den Profis geschnuppert. Ich bin überzeugt, dass wir noch mehr Spieler sehen, die es entweder bei uns packen oder bei anderen Bundesliga-Vereinen.“

„Gegen Paris geht es um die Reputation“



...die nächsten Spiele. Alle blicken bereits auf den Mittwoch im Championsleague-Achtelfinale gegen Paris St. Germain. Ein wichtiges Spiel, denn hier geht es um unsere Reputation, nachdem wir vor zwei Jahren nach einem 1:0-Sieg im Hinspiel durch das 2:3 in der Allianz-Arena aus dem Wettbewerb geflogen sind. Das soll kein zweites Mal passieren. Wir wollen weiterkommen. Es ist auch viel Geld im Spiel – ein Viertelfinaleinzug spült etwa zehn Millionen Euro in die Vereinskasse. Mindestens genauso wichtig ist allerdings die Auswärtsaufgabe beim VfB Stuttgart. Wir wollen den elften deutschen Meistertitel in Folge und müssen daher top-konzentriert sein, gewinnen – und dann den Schwung mitnehmen.

...den Neuer-Ausfall und die Sommer-Verpflichtung. „Wir brauchen drei Torhüter im Kader, denn nach der Verletzung von Manu wäre es bei einem möglichen Ausfall von Sven Ulreich schwierig geworden. Wir haben daher Handlungsbedarf gesehen. Yann Sommer wird von den Experten als mit der beste Torhüter in der Bundesliga bewertet. Da es die Möglichkeit gegeben hat, so einen klasse Torhüter zu verpflichten, haben wir diese Option gezogen.“