Wallersdorfer Bürgermeister
„Es war ein herausforderndes Jahr“ – Franz Aster im Jahresgespräch

03.01.2025 |

Ein herausforderndes Jahr liegt hinter Bürgermeister Franz Aster und der Marktgemeinde Wallersdorf. Warum, das verrät der Rathauschef im Jahresinterview. − Foto: Rothhammer

Zum Jahreswechsel erzählen uns die Bürgermeister und der Landrat, was sie 2024 bewegt hat, wie sie die Situation einschätzen und was sie für die Zukunft erwarten. Heute: Wallersdorfs Bürgermeister Franz Aster.

Herr Aster, vor einem Jahr haben Sie im Jahresinterview gesagt: „Ich denke, 2024 wird auch wieder ein herausforderndes Jahr werden.“ Das Jahr liegt nun hinter uns. Wie herausfordernd war es für Sie?
Aster: Es war sehr herausfordernd, wenn ich daran denke, was uns von Gemeindeseite her bewegt hat, zum einen die Sanierung und Erweiterung der Kläranlage, zum anderen die Umsetzung der Grundsteuerreform.

Für viele Bürger ist beides mit extra Ausgaben verbunden, vor allem die Beteiligung an den Kläranlagenkosten in Form eines Herstellungsbeitrags, den die Einwohner je nach Größe ihres Grundstücks und Immobilie zahlen müssen.
Aster: Natürlich hat das viele Gemüter aufgewühlt, vor allem das mit der Kläranlagenfinanzierung. Dann kommt oben drauf noch die Grundsteuerreform, die viele aufschreckt, weil sie künftig mehr zahlen, andere dafür aber weniger als vorher. Beides hat die Verwaltung sehr stark beschäftigt. Und mich als Bürgermeister natürlich auch.

Vor allem den Hebesatz für land- und forstwirtschaftliche Flächen hat der Gemeinderat enorm angehoben auf 500 von Hundert. Für die Bauern wird es ziemlich teuer.
Aster: Wir haben bei den Hebesätzen versucht, einen Weg zu finden, dass niemand zu stark belastet wird. Dass die Landwirtschaft belastet wird, kann man so nicht sagen. Es sind manche Betriebe dabei, die mehr zahlen müssen, aber auch einige, die künftig weniger bezahlen. Das liegt schlichtweg am neuen Berechnungssystem des Finanzamtes.

Enorme Kostensteigerung bei der Kläranlage

Für Unmut hat sicherlich auch beigetragen, dass die Kosten für die Kläranlage von anfangs sechs Millionen auf nunmehr 17,8 Millionen Euro gestiegen sind. Eine enorme Preissteigerung. Wie kam es dazu?
Aster: Die sechs, sieben Millionen Euro Baukosten waren nur geschätzt und aus dem Jahr 2015. Ein paar Jahre später gingen die Schätzungen schon von zehn Millionen Euro aus. Die Kosten enorm in die Höhe getrieben hat der Ukraine-Krieg. Damit gingen massive Zins- und Kostensteigerungen einher, nicht nur für die Baubranche. Ich kann versichern: Wir haben für die Kläranlage keine vergoldeten Wasserhähne oder so bestellt, sondern beispielsweise Wert darauf gelegt, dass sich die Kläranlage weitgehend selbst versorgen kann. Das Klärgas, das durch den Fäulungsprozess entsteht, treibt den Elektromotor an, der wiederum Strom und Wärme erzeugt. Ob diese Technik vor zehn Jahren auch schon in die Planung einkalkuliert wurde, kann ich nicht sagen. Aber uns war wichtig, dass wir die Technik auf den neuesten Stand bringen und die Kläranlage weitgehend autark betrieben werden kann.

Oder man könnte sagen, wenn die Gemeinde was baut, wird es immer recht teuer. Markträtin Irmgard Friedberger drängt schon länger darauf, im Rathaus einen Bautechniker anzustellen, der die Kosten im Blick hat. Vor wenigen Wochen war die Stelle tatsächlich ausgeschrieben. Haben Sie jemanden gefunden?
Aster: Das war nicht nur Frau Friedbergers Wunsch, auch meiner. Letztlich kommt es aber nicht auf den Wunsch eines Einzelnen an, sondern wie der Gemeinderat dazu steht. Und der hat sich dafür ausgesprochen, jemanden zu suchen. Wir führen derzeit noch Gespräche.

Was erhoffen Sie sich von einem Bautechniker? Wie viel soll er einsparen?
Aster: Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Nur, weil man als Kommune einen Bautechniker oder Bauingenieur beschäftigt, deswegen werden die Bauprojekte wahrscheinlich nicht deutlich günstiger. Es kann sein. Wir erhoffen uns dadurch, dass er seine Erfahrung in die Planungen einfließen lassen kann. Es wäre toll, wenn wir zukünftig günstiger bauen könnten, aber das wird wahrscheinlich nicht so passieren, ist meine Meinung.

Spart ein Bautechniker der Marktgemeinde Geld?

Die Frage ist sowieso, ob man jetzt noch einen Bautechniker braucht. Die größten Projekte laufen doch bereits oder sind schon abgeschlossen.
Aster: Das größte Projekt läuft mit der Kläranlage schon. Mit dem Kindergartenneubau kommt jedoch ein weiteres Projekt im mittleren einstelligen Millionenbetrag hinzu. Zudem stehen Sanierungen wie die der Mozartstraße sowie Erschließungsbaumaßnahmen für Gewerbe- und Baugebiete auch in den kommenden Jahren auf der Tagesordnung. Man kann also nicht sagen, dass die größten Projekte bereits abgeschlossen sind oder schon laufen. Wir sind gerade dabei, die Planungsleistungen für den neuen Kindergarten zu vergeben, sodass wir mit der Planung auf jeden Fall 2025 abschließen können.

Immer wieder betonen Sie, dass sich die Gemeinde nur noch das Pflichtprogramm leisten kann, keine Kür. Welche Projekte würden Sie denn gerne verwirklichen, sind aber nicht drin?
Aster: Wenn wir das nötige Geld hätten, würde ich gerne Sozialwohnungen für sozial schwache Familien bauen. Das wäre schön, wenn wir das könnten. Was mir natürlich auch gefallen würde: ein eigenes kommunales Nahwärmenetz aufzubauen. Aber das wäre auch so eine Mammutaufgabe, die wir uns nicht ad hoc leisten könnten.

Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Unverhofft kommt oft. Wer hätte gedacht, dass eine Firma in Wallersdorf einen Großbatteriespeicher bauen möchte oder sich bei Poldering vielleicht bald Windräder drehen. Wie stehen Sie zu beiden Vorhaben?
Aster: Grundsätzlich bin ich dem positiv eingestellt. Ich denke, wenn die Gesellschaft eine Energiewende will, dann müssen alle möglichen regenerativen Energieformen auch genutzt werden. Man kann sich nicht nur auf PV verlassen. Wir haben in unserer Gemeinde mehrere größere PV-Anlagen, die teilweise abgeschaltet werden, weil das Netz den Strom nicht aufnehmen kann. Deshalb brauchen wir in Zukunft auch Großbatteriespeicher, die den Strom zwischenspeichern. Das wird die Zukunft sein.

In Zukunft werden wir uns auch an Windräder gewöhnen müssen. Falls der Windpark bei Poldering kommt: Ist die Gemeinde Wallersdorf dabei?
Aster: Ich befürworte auch Windkraft. Das ist mit der günstigste Strom. Mir ist bewusst, dass der Windpark in Poldering auch auf unser Gemeindegebiet ausstrahlt, speziell auf Westerndorf und Ettling, wo ich zu Hause bin. Die Frage ist aber nicht, wie ich dazu stehe, sondern wie der regionale Planungsverband die Vorranggebiete festlegt und Baurecht erteilt.

Windpark Poldering: Ist die Marktgemeinde dabei?

Hat die Gemeinde Wallersdorf selbst Grundstücke im Windpark? Ist diesbezüglich schon eine Entscheidung gefallen?
Aster: Wir haben jetzt keine Grundstücke im Planungsgebiet und sind somit auch nicht in einen Entscheidungsprozess eingebunden.

Aber vielleicht der ein oder andere aus der Marktgemeinde? Grundstücksbesitzer haben uns gegenüber gesagt, sie fürchten die Reaktion der Nachbarn, wenn sie unterschreiben würden. Können Sie das nachvollziehen?
Aster: Entscheidend bei dieser Frage ist, dass die Bürger vor Ort, wo die Windkrafträder stehen, davon auch profitieren. Die Kommunen würden es durch die 0,2 Cent pro Kilowattstunde, die als Wertschöpfung ausbezahlt bekommen. Aber es ist noch zu früh zu sagen, ob und wie es mit dem Windpark bei Poldering weitergeht. Ich kann es nicht abschätzen.

Wallersdorf bekommt auch einen McDonald’s. In den sozialen Netzwerken haben die einen gejubelt. Andere wiederum hätten lieber einen Baumarkt oder Drogeriemarkt.
Aster: Dass sich McDonald’s bei uns ansiedelt, finden die meisten gut. Dass sich viele auch einen Baumarkt oder Drogeriemarkt wünschen, weiß ich. Aber eine Gemeinde kann keinen privaten Unternehmer zwingen, sich in der Gemeinde niederzulassen. Als Bürgermeister kannst du nur die Kontakte herstellen und die Ansprechpartner von den Drogeriemarktbetreibern und Baumarktbetreibern darauf hinweisen, dass hier bei uns eine Immobilie leer steht, die vermietet wird. Ich kann fragen: „Wäre das was für euch?“

Haben Sie das schon gemacht?
Aster: Ja, schon mehrmals. Alle weiteren Details müssen eben Vermieter und potenzielle Mieter klären und hier habe ich eben keinen Einfluss.

Hatte ein Drogeriemarkt Wallersdorf auch schon im Auge?
Aster: Also klar sagen kann man, dass dm grundsätzlich derzeit leider kein Interesse an Wallersdorf hat. Dafür sind wir einfach zu klein und die nächsten Filialen sind in Plattling und Landau. Die Aussage vom dm-Expansionsmanager war deutlich: „Wenn wir in Wallersdorf was eröffnen würden, dann gehen uns Kunden in Plattling und Landau ab.“

Asylunterkunft im alten Edeka-Markt?

Dann kommt der alte Edeka-Markt somit nicht in Frage. Dabei würde der der Gemeinde gehören. Was machen Sie nun damit? Für einen neuen Kindergarten brauchen Sie ihn ja auch nicht mehr, jetzt, wo man gegenüber vom Sportplatz einen neuen bauen will.
Aster: Wir sind dabei, ein Konzept zu entwickeln. Wir wollen das Grundstück der Wohnbebauung zuführen. Es hat schon Überlegungen gegeben, dort betreutes Wohnen durch einen Betreiber zu ermöglichen, auch andere Pflegekonzepte sind möglich oder Praxen. Es gibt aber auch Anfragen von verschiedensten Seiten, die das Grundstück bebauen würden. Wir lassen uns da Zeit und entscheiden 2025 in Ruhe darüber. Das Gerücht, dort kommen Asylbewerber unter, kann ich ausräumen. Das stimmt nicht.

Grundstücksverhandlungen für die Staatsstraße

Wie schaut es eigentlich mit der schlechtesten Straße des Landkreises aus, der Staatsstraße Ettling–Eichendorf?
Aster: Da sind wir gut unterwegs. Wir werden in absehbarer Zeit alle Grundstücke haben. Ich denke, dass wir im ersten Vierteljahr alle Notarverträge abgeschlossen haben. Auf alle Fälle sind wir guter Dinge und ich bin froh, dass wir 2025 dann die Ausführungsplanungen machen können und der Staat dann – es bleibt auch eine Staatsstraße – dann 2026 in Teilabschnitten mit dem Ausbau beginnen kann.

2026 sind auch wieder Kommunalwahlen. Sie haben dann noch ein gutes Jahr, um ein Herzensprojekt zu verwirklichen.
Aster: Ein Herzensprojekt von mir war die Realisierung eines Gewerbegebiets. Das war ein langgehegter Wunsch jeglicher Parteien und Gruppierungen. Ich freue mich, dass wir das in diesem Jahr erschließen können und an die Interessenten Grundstücke verkaufen können.

Bleibt nur noch eine Frage: Treten Sie wieder zur Wahl an?
Aster: Natürlich. Das ist nach wie vor mein Traumberuf, meine große Leidenschaft und es ist mir auch eine große Ehre Bürgermeister von Wallersdorf sein zu dürfen. Mich erfüllt diese Aufgabe voll und ganz, obwohl nicht jeden Tag Jubel, Trubel, Heiterkeit ist. Ich werde es nicht jedem Recht machen können, aber ich versuche, mein Bestes für die Gemeinde zu geben.

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