Sieg und Niederlage
Erst Torspektakel, dann Top-Leistung beim Titelfavoriten: Starkes Wochenende des EV Dingolfing

11.11.2024 | Stand 11.11.2024, 12:38 Uhr |
Andreas Forster

Unter Strom: EVD-Stürmer Dominik Schindlbeck ging voran und leitete mit seiner Vorlage den Sieg gegen Geretsried ein. − Foto: Eva Fuchs

Es war eine Achterbahn der Gefühle, die von den Fans des EV Dingolfing am Freitagabend in der Marco-Sturm-Eishalle gegen Geretsried durchlebt werden musste. Eine komfortable Führung nach dem Eröffnungsdrittel warfen die Isar Rats im Mittelabschnitt innerhalb kürzester Zeit weg, um im Schlussabschnitt noch einmal aufzudrehen. Letzten Endes wurde es ein deutlicher 9:4-Heimsieg vor knapp 600 Zuschauern. Am Sonntag ging es zum haushohen Favoriten aus Erding. Dort verkaufte man sich bei der 2:4-Niederlage mehr als teuer.

Heimspiele des EV Dingolfing sind nichts für schwache Nerven. Nach drei Verlängerungen in Folge liest sich ein 9:4-Heimsieg gegen Geretsried auf den ersten Blick mehr als beruhigend, aber dahinter verbirgt sich eine wahre Berg- und Talfahrt in den 60 Minuten. Doch alles von vorne. Trainer Dustin Whitecotton stellte noch einmal ordentlich um vor dem Duell gegen die Oberbayern. Marco Sedlar durfte sich in der Paradereihe als Center neben Anthony Gagnon und Sergej Janzen beweisen; Daniel Schander gesellte sich zu Dominik Schindlbeck und Leon Abstreiter. In der dritten Formation sollten Daniel Rolsing, Kevin Schinko sowie Arthur Grinwald für die nötigen Impulse sorgen.

Dass die Partie gegen Geretsried richtungsweisend ist, sah man insbesondere bei den Gästen, die sehr aggressiv in den ersten Minuten zu Werke gingen und mehr vom Spiel hatten. Doch die großen Chancen blieben vorerst aus. Eiskalt zeigten sich auf der Gegenseite die Hausherren. Alle hochkarätigen Chancen konnten genutzt werden. Der überragende Verteidiger Markus Duchenko eröffnete den Torreigen und Anthony Gagnon sowie Daniel Schander sorgten für eine beruhigende 3:0-Führung nach dem ersten Drittel.

Katastrophales Mitteldrittel



Was jedoch im Mitteldrittel passierte, konnte sich EVD-Trainer Dustin Whitecotton auch nach der Partie nur schwer erklären. Geretsried kam mit viel Biss aus der Pause und ließ den taumelnden Isar Rats nicht den Hauch einer Chance. Und nach 32 Minuten stand es urplötzlich und nicht unverdient 4:3 für die Gäste. Doch eine Szene sorgte für das Ende des EVD-Tiefschlafs. Dominik Schindlbeck, der seine mit Abstand beste Saisonleistung zeigte, erkämpfte sich in der gegnerischen Zone die Scheibe und passte zu William Theberge, der mit einem gekonnten Schlenzer zum 4:4 ausgleichen konnte. Es war in der Tat ein herber Dämpfer für die eigentlich überlegenen Gäste und dieser Treffer sollte den Dingolfingern neuen Mut machen für das letzte Drittel.

Völlig losgelöst



Und im letzten Abschnitt zeigten die Whitecotton-Mannen tatsächlich das mit Abstand beste Drittel der Saison. Mit aggressiven Forechecking und der nötigen Konsequenz vor dem Tor ließ man den Oberbayern nicht den Hauch einer Chance. Wichtig unter anderem das schnelle Tor durch Anthony Gagnon in der 42. Minute. Nur eine Zeigerumdrehung später legte Daniel Rolsing den sechsten Treffer nach und im Anschluss spielten die Hausherren wie aus einem Guss. Zweimal Gagnon sowie Arthur Grinwald schraubten das Endergebnis noch auf 9:4. „Das war ein wichtiger Sieg“, resümierte Whitecotton nach der Begegnung. Nur mit dem zweiten Drittel war er natürlich nicht zufrieden. Die Umstellungen in den einzelnen Reihen hätten schon Wirkung gezeigt, „aber da ist auf jeden Fall noch ein wenig Luft nach oben“, so der Kanadier nach der Partie.

Starker Beginn in Erding



Als krasser Underdog und ohne jeglichen Druck konnten die Isar Rats am Sonntag zum Tabellenführer aus Erding reisen. Und die Dingolfinger spielten defensiv wohl das beste Eröffnungsdrittel der Saison. Mit schlauem Forechecking wurde der Gegner konsequent unter Druck gesetzt und zu Fehlern gezwungen. Einen davon nutzte Anthony Gagnon eiskalt zum Führungstreffer aus. Danach waren die Gladiators zwar überlegen, aber zwei Unterzahlmöglichkeiten überstanden die Whitecotton-Mannen mit Bravour, da Torhüter Christoph Schedlbauer drei überragende Saves auspackte.

Es war somit davon auszugehen, dass der Tabellenführer mit viel Wut im Bauch in das zweite Drittel starten würde. Und genau so war es dann auch. Cheyne Matheson konnte bereits nach wenigen Sekunden ausgleichen. In der Folgezeit fanden sich die Isar Rats oft auf der Strafbank wieder. Thomas Brandl, der letzte Saison in der DEL2 bei seinem Heimatverein EV Landshut spielte, nutzte eine Zwei-Mann-Überzahl zur Führung für die Erdinger.

Wer jetzt dachte, dass die Hausherren kurzen Prozess mit den Dingolfingern machen würden, sah sich getäuscht. Denn die EVDler waren danach wieder ebenbürtig und hatten zwei Riesenchancen durch Gagnon und Schindlbeck. Somit war der Ausgleich durch Kevin Schinko nicht mal unverdient. Es entwickelte sich ein starkes Bayernligaspiel mit offenem Visier auf beiden Seiten, doch es wollte kein Treffer mehr im Mitteldrittel fallen.

Erding einfach abgezockt



Somit musste die Entscheidung in den letzten 20 Minuten fallen. Und dort waren die Dingolfinger eigentlich die bessere Mannschaft. Etliche Chancen von Anthony Gagnon und Dominik Schindlbeck entschärfte der überragende Leon Meder im Kasten der Gladiators. Auf der Gegenseite zeigten sich die Hausherren effizient. Einen schlampigen Pass des EVD in der Vorwärtsbewegung nutzte man zum 3:2 durch Florian Zimmermann und am Ende sorgte ein Treffer ins verwaiste EVD-Gehäuse für die endgültige Entscheidung. Trotz der 2:4-Niederlage war es die mit Abstand beste Saisonleistung der Isar Rats. So braucht man sich vor keinem Gegner der Liga sich verstecken.

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