Dingolfing-Landau
Eine Lobby für die Wildbienen

Julian Friedrich, Stefan Fleischmann und Bettina Zimmer stellen Wildbieneneck an der Isar in Dingolfing vor

18.03.2023 | Stand 18.03.2023, 5:00 Uhr

Die Wildbienen leben je nach Art im Wildbienenhaus oder auch gerne in dem Totholzgestell (im Hintergrund) oder der Sandkasten ähnlichen Anlage (links). BMW-Pressechef Julian Friedrich (links) ließ sich von Bettina Zimmer und Stefan Fleischmann alles genau erklären. −Foto: Nadler

Von Bernhard Nadler

„Die Wildbienen haben keine Lobby.“ Das sagte einer, der es wissen muss, Stefan Fleischmann, Ansprechpartner vom Kreisimkereiverein, am Donnerstag beim Besuch des Wildbienenhauses nahe der Dingolfinger Isar. Mit dabei war die Leiterin der Umweltstation Bettina Zimmer sowie Vertreter von BMW als Sponsoren.

„Wir bieten eine Lobby für die Honigbienen“, so Fleischmann, das sei auch wichtig, denn die Honigbienen seien sehr nützlich. Ebenso nützlich seien aber die Wildbienen. Die werden jedoch kaum beachtet. „Die Wildbiene hat niemanden“, bedauert Fleischmann. „Wir möchten sensibilisieren und zeigen, wie die eigentlich leben. Das wollen wir hier vermitteln“, sagte er.

Haus in Zusammenarbeit mit Mittelschule entstanden

Daher wurde 2019 die Idee geboren, ein Wildbienenhaus aufzustellen. Bettina Zimmer machte daraus ein größeres Projekt und freute sich über die Zusammenarbeit mit der Mittelschule in Dingolfing. Inzwischen ist das Haus renoviert und mit Gittertüren versehen worden. Damit erhalten die Insekten weiter unbeschränkten Einflug und es wird für Vandalen schwerer, das Häuschen zu verwüsten.

Bettina Zimmer sperrt die Türen auf und nimmt ein Holzstück heraus. Mit dem Bohrer wurden verschieden große Löcher hineingebohrt. Dieses Stück ist neu und somit nicht besiedelt, aber das werde schnell anders werden, denn in den nächsten Wochen werden die Blüten rund um das Gelände erscheinen und dann auch die Wildbienen. „Die meisten leben gar nicht im Haus“, erklärt sie, das sei hauptsächlich für die Umweltbildung angelegt worden, damit Fußgänger und Radfahrer neugierig werden, sich die Schautafeln und das Leben im Häuschen anschauen.

Aber das eigentliche Leben vieler Wildbienen spielt sich daneben ab. Daher wurde eine Fläche, die ausschaut wie ein großer Sandkasten, aufgebaut, hier graben und leben viele Bienen. Auch ein großer Totholzstapel ist aufgehäuft und direkt neben Sträuchern und Gewächsen fließt die renaturierte Isar.

Julian Friedrich, Leiter der BMW-Öffentlichkeitsarbeit, ist froh, dass sein Unternehmen in dieses Projekt investiert hat. Werbe- und Informationsflyer konnten hergestellt werden. Er interessierte sich vor allem, ob er bei sich zu Hause auch den Wildbienen helfen könne. Bettina Zimmer erklärte, dass das grundsätzlich sehr einfach sei. Ein Holzstück mit Löchern versehen, einen sonnigen, regengeschützten Platz suchen und wenn dann auch noch die entsprechenden Blüten in der Nähe sind, werde das sicher bald besiedelt. Aber die Biologin warnte, wer Bienen habe, sei auch dafür verantwortlich. Man dürfte dann nicht mehr einfach das Holzstück entfernen.

Von 520 Bienenarten sind 79 vom Aussterben bedroht

520 Arten von Wildbienen gibt es in Bayern, davon sind 79 vom Aussterben bedroht, informierte Zimmer. Die meisten leben in einem Radius von 50 bis 300 Meter, während Honigbienen auch Kilometerstrecken bewältigen. Sie erzählte beispielsweise von der Glockenblumen-Scherenbiene, die ausschließlich den Nektar der Glockenblume brauche und dafür nur eine Lebensspanne von etwa acht Wochen habe. Genau in diesem Zeitraum müsse dann auch die Blume blühen. In Zeiten des Klimawandels verschiebe sich hier jedoch die Zeit und das sei ein lebensbedrohliches Risiko für die Insekten. „Herkommen, stehenbleiben, anschauen“, warb Zimmer für das Wildbienenhaus direkt am Radweg neben der Isar auf Höhe der Herzog-Georg-Schule.