„Immer frisch – der Kagerbauer Fisch“: Das war viele Jahre der Werbespruch der ehemaligen Fischbraterei Xaver und Elisabeth Kagerbauer aus Pitzling bei Eichendorf.
27 Jahre führten sie die damals weitaus über die Landkreisgrenzen hinaus bekannte Fischbraterei. 20 Jahre, von 1973 bis 1993, waren die „Kagerbauers“ mit einem Fischgeschäft in der Straubinger Straße erfolgreich. Elisabeth Kagerbauer (92) erinnert sich noch sehr gut an die Zeit, als sie mit Ehemann Xaver den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. In einem Interview meinte sie, sie würde es aber nicht mehr tun.
Die Anfänge der Fischbraterei Kagerbauer
Vor 60 Jahren hatte alles begonnen. Doch wie kamen die Kagerbauers zu einer eigenen Fischbraterei? 1964 waren Xaver Kagerbauer und der Bruder von Elisabeth Kagerbauer, Max Wagner, in einer Baufirma in München beschäftigt. Xaver war Schreiner von Beruf und ein Tüftler durch und durch. Aus Ziegelsteinen hatte er einen Grill gebaut zum Grillen von Makrelen. Elisabeth Kagerbauer war damals Metzgereiverkäuferin in Eichendorf, was sich als Vorteil erwies, weil sie mit Lebensmitteln, mit Kunden und Geschäft zu tun hatte. Zu Hause hatte sich Xaver Kagerbauer einen Ofen gebaut und nutzte diesen, um an Aschermittwoch oder Karfreitag Steckerlfische zu grillen. Die Nachbarn waren angetan von den guten Steckerlfischen. Das war der Anfang für die Fischbraterei.
Dann ergab sich bald ein Wendepunkt im beruflichen Leben der Kagerbauers. Vielleicht war es auch Zufall? Franz Bauhuber fragte Xaver Kagerbauer, ob er beim Parkfest in Adldorf seine guten Steckerlfische auf einem Stand anbieten möchte. Diese Gelegenheit reizte Xaver Kagerbauer. Im Einvernehmen mit seiner Elisabeth waren sie ab 1966 mit ihrem ersten Fischstand auf dem Parkfest. Kurze Zeit später verkauften sie auch Backfische und Schaschlik. Als Schreiner und Tüftler baute er in den Wintermonaten einen Verkaufswagen aus. Ab diesem Zeitpunkt war die Fischbraterei bereits mobil und der Kreis an Volksfestfesten weitete sich aus. Es kamen mehr und mehr Volksfeste dazu, auf denen sie Steckerl- und Backfische verkauften.
Die Seefische bezogen sie aus Cuxhaven, die Süßwasserfische überwiegend aus dem Bayerischen Wald. Xaver Kagerbauer kümmerte sich um die Verträge und Plätze auf den Volksfesten, während seine Frau Elisabeth sich um den Einkauf und Buchhaltung kümmerte. Bei Bedarf konnte sich Xaver Kagerbauer von seinem Arbeitgeber beurlauben lassen. Später verdienten sich die beiden ihren Lebensunterhalt nur noch mit der Fischbraterei.
Da das nur ein Saisongeschäft war, eröffneten die Kagerbauers ab 1973 einen Laden mit Fischspezialitäten in Landau in der Straubinger Straße gegenüber dem Isar-Café. Der Fuhrpark wurde ständig erneuert und erweitert, damit die Fischbraterei zeitgleich bei mehreren Festen vertreten sein konnte. Viele Jahre waren sie auf dem Landauer Volksfest mit ihrer Fischbraterei, aber auch in Deggendorf, Karpfham, Cham, beim Fischerfest in Ettling, in Winzer, Schöllnach, Hengersberg, Plattling, Moos, Gergweis, Eichendorf, Rosenheim, Handlab, Vilshofen, Mühldorf und Wallerfing vertreten. Die gute Qualität der Kagerbauer Steckerl- und Backfische war bekannt.
„Waschmaschine“ für die Fische entwickelt
Viel Ehrgeiz und Fleiß waren gefordert, um den ständigen Investitionen für Verkaufswagen und Ausstattung an Grill oder Öfen gerecht zu werden. Große Hitze musste in den Verkaufswagen an heißen Sommertagen ertragen werden. In der Saison waren die Arbeitstage sehr lang, begannen früh morgens und zogen sich bis Mitternacht, je nach Anfahrtswege. In den Anfangsjahren mussten die Stände auf- und abgebaut werden, was mit viel Arbeit verbunden war. Später wurden mobile Verkaufswagen organisiert. Auch Sohn Walter wurde schon in jungen Jahren in die Arbeit mit einbezogen. Auch später arbeitete er im Familienbetrieb mit.
Teilweise mussten die Fische erst ausgenommen und geputzt werden. Xaver Kagerbauer tüftelte deshalb pausenlos daran, bis es ihm schließlich gelang, eine Maschine zu bauen, die Fische putzt. Er nannte sie liebevoll „Waschmaschine“. Das war zwar eine Erleichterung, allerdings blieb auch so noch viel zu tun.
Xaver Kagerbauer baute im Landauer Festzelt einen Stammtisch für Prominenz und Schaustellerkollegen: Bräuin Helene Sturm mit Gatten Werner, dem Festwirt, Franz Ernst von Hendl Ernst und dessen Frau, Sepp Niedermeier vom Käsestand. Xaver Kagerbauer verstand es, mit anderen einen Stammtisch zu entwickeln, den es heute noch gibt und der ein fester Bestandteil des Landauer Volksfestes ist.
Ohne Zusammenhalt der Familie wäre das Unternehmen „Kagerbauer-Fischbraterei“ nicht möglich gewesen, erzählt Elisabeth Kagerbauer und schwelgt in alten Erinnerungen. Xaver und Elisabeth Kagerbauer legten großen Wert darauf, stabile und erschwingliche Preise für ihre Fische zu bieten. Auch Familien mit kleineren Einkommen sollte es möglich sein, sich eine Fischbrotzeit zu gönnen. Besonders froh ist Elisabeth Kagerbauer, dass es im Laufe ihrer 27-jährigen Selbstständigkeit keine Unfälle oder Überfälle gab.
Aus gesundheitlichen Gründen gaben sie ihre Fischbraterei und das Ladengeschäft in Landau 1993 auf, verkauften Verkaufswagen und Inventar. 2010 ist Xaver Kagerbauer im Alter von 78 Jahren verstorben. Neben seiner Fischbraterei war er 42 Jahre Schützenmeister und gesellschaftlich sehr engagiert. Elisabeth Kagerbauer besucht mit ihren 92 Jahren und erstaunlicher Rüstigkeit noch gerne das Parkfest in Adldorf und das Volksfest in Wallerfing. Ob sie heute noch Fisch ist? „Sehr gerne sogar“, antwortet sie.
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