Reisbach
Der „Schlappinger Hof“ ist verkauft

Markus Kaiser, Georg Esterl und Stefan Berger wollen das Hotel und Restaurant in bewährter Manier fortführen

11.02.2023 | Stand 11.02.2023, 5:00 Uhr

Die Schlüssel werden zwar erst am 10. März offiziell übergeben, für die Heimatzeitung proben Markus Kaiser (v.l.), Georg Esterl, Sebastian Pross und Stefan Berger die Schlüsselübergabe schon mal. −Fotos: Bergbauer

Von Monika Bergbauer

Die bayerische Wirtshauskultur lebt. Das spiegelt sich im „Schlappinger Hof“ wider. Die einladende Gaststube ist tagtäglich Ziel vieler Gäste. Die Küche wird geschätzt und auch der Stammtisch wird hier, wie seit Generationen, rege gepflegt. Die Bestürzung war deshalb groß, als Inhaber Sebastian Pross die Schließung des Hotels und Restaurants bekanntgab. Glücklicherweise wurde ein Nachfolger gefunden.

Sebastian Pross hat einen Käufer für das ortsbildprägende Traditionsgasthaus mit denkmalgeschützter Fassade am oberen Marktplatz gefunden. Er selbst hat es in sechster Generation geführt, will sich aber umorientieren. Dennoch war es ihm eine Herzensangelegenheit, dass es mit dem Wirtshaus weitergehen kann. Mit dem Käufer hat Sebastian Pross die Optimallösung gefunden.

Interessenten habe es viele gegeben, aber nicht selten gingen ihre Ideen für die Gebäudenutzung in eine ganz andere Richtung. Am Ende fanden sich mit Georg Esterl, Markus Kaiser und Stefan Berger hiesige Gastronomen, die den „Schlappinger Hof“ auf ihre Art, im herkömmlichen Sinne, weiterbetreiben wollen.

Sebastian Pross freut sich, dass es weitergeht. Er selbst ist im „Schlappinger Hof“ aufgewachsen und stand schon immer gerne in der Küche, entschied sich sogar für den Beruf des Kochs. 2014 trat er in die Fußstapfen seines Vaters Richard, leitete den Betrieb inhabergeführt weiter. Bald darauf übernahm er auch die Verantwortung als Küchenchef. Tatkräftig unterstützt wurde er von Ehefrau Sandra, die im Büro und bei der Organisation viel übernahm.

Faschingssitzung 2020 war letzte große Veranstaltung

Man hielt den Betrieb auf der Höhe der Zeit, investierte und modernisierte, wo nötig. Sebastian Pross experimentierte gerne, so dass neben den traditionellen bayerischen Gerichten auch immer wieder Neues auf der Karte stand, allerdings immer unter dem Aspekt der Regionalität und Saisonalität. Das wussten die Gäste zu schätzen. Die letzte Großveranstaltung im Saal des „Schlappinger Hofs“ war die Faschingssitzung 2020. Die Betriebsführung stellte vor allem in Zeiten von Corona neue Hürden dar. So fiel die Entscheidung vor knapp einem Jahr, den „Schlappinger Hof“ zu veräußern.

Offiziell erfolgt die Schlüsselübergabe am 10. März. Bis dahin hat Sebastian Pross noch das Sagen; Gelegenheit für Gäste, noch Gutscheine einzulösen. Dann ist für kurze Zeit geschlossen, ehe es unter neuer Führung weitergeht. Mit dem Wechsel wird es keine großen Veränderungen in Sachen Bewirtung geben. Die Küche bleibt traditionell bayerisch. Eventuell gibt es verschiedene Themenabende. Auch der Saal wird wieder aufleben. Er soll nicht nur den Vereinen zur Verfügung stehen.

Die neuen Besitzer überlegen, Kulturveranstaltungen nach Reisbach zu holen. Bis dahin muss man sich noch in Geduld üben. Zunächst bleiben die Türen wegen Umbau verschlossen. Fest steht, dass der Hotelbetrieb ab 3. April wieder anläuft. Wann das Restaurant geöffnet hat, steht noch nicht fest. Doch sobald die Handwerker fertig sind, kann gestartet werden.

Die Wurzeln des „Schlappinger Hofs“ reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Das Stammwirtshaus war früher mehrgeteilt. Ein Bereich war für das Landgericht da, nachdem Reisbach Sitz des Landgerichts im 16. Jahrhundert wurde. Um 1750 erwarb Familie Schlappinger das Anwesen. Dort, wo das Landgericht tagte, waren später wechselnde Betriebe untergebracht, während der historische Nebenraum bis vor einigen Jahren als Frühstücksraum diente.

Ein Betrieb mit Geschichte

Große Sorge hatte man Ende der 1970er Jahre, als der Großvater des jetzigen Betriebsinhabers Sebastian Pross von einer Erweiterung der Wirtschaft absah. Zu diesem Schritt entschloss sich erst Sohn Richard. Das Lokal war Beherbergungsort unzähliger, auch bedeutungsvoller Ereignisse. Hier wurde 1969 die erste Versammlung Niederbayerns zur Gebietsreform abgehalten. Der Saal im ersten Stock war voll gefüllt.

1981/82 erfolgte ein größerer Umbau und die Aufgabe der Landwirtschaft. Damit einhergehend entstand der heutige, ebenerdige Saal, der fast 400 Plätze bietet, und die Errichtung von Fremdenzimmer im Obergeschoss. Sebastian Pross selbst hat im Jahr 2015/16 nochmals kräftig in den Umbau und die Modernisierung von Gästezimmern investiert.