Der Bund Naturschutz und der Name Franz Meindl sind seit Jahrzehnten untrennbar miteinander verbunden. In diesem Jahr feiert die Landauer BN-Ortsgruppe ihr 40-jähriges Bestehen. Ein willkommener Anlass für die Heimatzeitung, sich mit Landaus Vorkämpfer über die Geschichte des Bund Naturschutz, die untrennbar mit seinem Leben verbunden ist zu unterhalten.
Herr Meindl, vier Jahrzehnte BN in Landau – und sie waren von Anfang an dabei?
Franz Meindl: Die Ortsgruppe Landau ist im Jahr 1984 gegründet worden. Ich selber war von Beginn Weg dabei – sozusagen ein Mann der ersten Stunde. In wechselnden Positionen vom Kassier bis zum Vorsitzenden.
Wie blicken Sie auf diese lange Zeit zurück?
Franz Meindl: Ich tue das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Mit einem lachenden Auge, weil ich gemeinsam mit meinen Mitstreitern viele Maßnahmen und Ideen zum Wohl unserer Umwelt umsetzen konnte. Mit einem weinenden Auge, weil mich ein ungutes Gefühl beschleicht, wenn ich die Situation im Natur- und Umweltbereich vor 40 Jahren und heute landes- und weltweit vergleiche.
„Der Klimawandel ist nun omnipräsent“
Können Sie darauf ein bisschen näher eingehen?
Franz Meindl: Der Klimawandel, vor dem wir schon vor 40 Jahren gewarnt haben, ist nun omnipräsent, das Artensterben galoppiert schneller denn je. Das Waldsterben hat sich nicht erledigt, sondern ist nur vom Stickoxydproblem zum Hitzeproblem gewechselt. Das Grundwasser muss inzwischen rationiert werden und unser Plastikmüll füllt die Mägen von Walen.
Aber auch auf lokaler Ebene sind noch lange nicht alle Probleme gelöst.
Franz Meindl: Gebiete, wie das Isarmoos, das Jahrhunderte von Bebauung frei blieb, haben ihren Bau-Tabustatus verloren. Logistikhallen und Industriegebiete rücken Feldlerche, Kiebitz, Brachvogel, Schafstelze, Reh, Fasan und Hase immer mehr zu Leibe. Die Landwirtschaft wird in eine immer intensivere und industriellere Wirtschaftsweise getrieben, in der die Natur kaum noch Platz hat.
Schottergärten breiten sich auch in Landau aus
Und das geht ja leider auch schon im kleinen los.
Unsere Siedlungsgärten, die in den letzten Jahrzehnten immer wichtiger als Rückzugsort für viele Wildtiere wurden, durchlaufen derzeit ebenfalls eine ungute Entwicklung. Lebensfeindliche Schottergärten, pflegeleicht und sauber, sind auch in Landau und Umgebung immer öfter zu sehen.
Dass ein Garten auch ein wunderbarer Lebensraum sein kann, zeigt Franz Meindl hinter seinem Haus in Landau. Das liegt direkt am Gänsmühlbach. In einem großen Teich laichen Frösche und Erdkröten. Am Bachlauf steht ein großes Insektenhotel und eine schräge Rampe hinab zum Bach zeigt, dass auch der Biber gerne in Meindls Garten vorbeischaut. „Der holt sich die herabgefallenen Äpfel“, freut sich der Naturschützer. Auf dem Fensterbrett im Haus liegt ein Fernglas griffbereit. Damit beobachtet Meindls Frau Gisela Vögel und Insekten. „Als ich das erste mal eine Libelle schlüpfen sah, das war schon ein Wunder“, erinnert sie sich. und auch den Besuch eines Sperbers im heimischen Garten wird sie so schnell nicht vergessen. Ein „Garten des Grauens“ mit Schotter, Pflaster und Granit – das kommt für die Meindls nicht in Frage. Seit Jahrzehnten kämpfen sie für Lebensräume für die Tierwelt und eine bessere Umwelt.
Solarenergie zu Beginn für viele ein Hirngespinst
Wie fing damals ihre die Arbeit des Bund Naturschutz in Landau an?
Franz Meindl: In den 80er und 90er Jahren war Solarenergie und Elektromobilität noch für viele ein Hirngespinst. Wir haben durch Solarbaukurse, Solarenergietage, Ökomärkte und Presseberichte diese Themen vorangebracht. Weit vor dem Streuobstpakt der bayerischen Staatsregierung haben wir erkannt, wie wichtig Streuobstwiesen sind. Die BN-Streuobstwiese am Zanklberg ist ein sichtbare Beispiel dafür. Jahrelang kämpften wir n den Anfangsjahren für ein besseres Müllkonzept. Zumindest wird jetzt ein Großteil des anfallenden Mülls getrennt und wiederverwertet. Eines der wichtigsten Arbeitsfelder unserer Gruppe war immer schon der Schutz und die Erhaltung besonders gefährdeter Tier- und Pflanzenarten in unserem Landkreis.
Was sind dafür die konkreten Maßnahmen?
Franz Meindl: Unsere Ortsgruppe hat dafür laufend Grundstücke angekauft und angepachtet. Inzwischen sind es 66 Flächen mit 76 Hektar, die wir zusammen mit Landwirten ökologisch bewirtschaften und uns um sie kümmern. Möglich wurde das nicht zuletzt durch den Nachlass unseres großen Mäzens, Hans Ristl, und die jährlichen Spenden vieler Bürgerinnen und Bürger.
Und dieses Engagement zeigt den gewünschten Erfolg?
Franz Meindl: Viele vom Aussterben bedrohte Arten wie zum Beispiel die Becherglockenblume, das Gottesgnadenkraut, die Türkenbundlilie, die Küchenschelle, der Grubenlaufkäfer, der Eremit, der Laubfrosch, der Kiebitz, der Brachvogel und der Flussregenpfeifer haben eine sichere Heimat auf diesen Flächen.
Umweltbildung seit jeher ein wichtiger Bestandteil
Die Arbeit endet aber sicher nicht auf diesen Flächen?
Franz Meindl: Unserem leider zu früh verstorbenen Eulenprofessor Christof Ambros haben wir es zu verdanken, dass im Landkreis immer noch die extrem seltene Schleiereule brütet. 600 Nistkästen, jeder so groß wie ein Kühlschrank, hat er mit seiner Frau Marianne bei Landwirten im gesamten Landkreis verteilt. Die Landauer Störche brüten in Nisthilfen des Bund Naturschutz. Unermüdlich für die Vogelwelt arbeiten wir auch an der Isar, wo jährlich 500 Nisthilfen für Singvögel und Fledermäuse betreut werden.
Neben der praktischen Arbeit spielt sicherlich Aufklärung und Bildung eine große Rolle?
Franz Meindl: Die Umweltbildung war immer ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Mit Naturwanderungen für Kinder und Erwachsene, dem Geotag der Artenvielfalt, beim Ferientag und mit hunderten Zeitungsberichten weckten wir die Begeisterung für unsere heimische Natur.
„War das ganze Engagement am Ende umsonst?“
Aber trotz der jahrzehntelangen Anstrengungen sind die Herausforderungen größer als je zuvor. Wie schaffen sie es, nicht zu resignieren?
Franz Meindl: Da stellen Sie eine berechtigte Frage. Wenn ich zum Beispiel in Landau an der Bahnschranke warte, sind es immer noch nicht mehr als 20 Prozent der Autofahrer, die den Schlüssel umdrehen und den Motor abstellen. (Meindl hat lange für ein entsprechendes Schild an der Bahnschranke gekämpft. Heute hängt es, doch wird leider überwiegend ignoriert.) So etwas stimmt mich manchmal traurig und wirft die Frage auf: „War das ganze Engagement von mir und meinen Mitstreitern umsonst?“ Denke ich aber dann daran, wie viel Zuspruch und Unterstützung unsere Bund Naturschutz-Ortsgruppe aus der Bevölkerung in den vielen Jahren bekam, hellt sich meine Stimmung gleich wieder auf. „Ihr bewirkt mehr als ihr selber glaubt“, hat mir kürzlich jemand gesagt und das macht mich sicher: Unser langjähriges Engagement für eine bessere Welt war und ist nicht umsonst.
Damit bringt der 71-Jährige seine Motivation auf den Punkt. Mit einem Apfel in der Hand sagt er in seinem Garten sitzend: „Für seine ideale zu kämpfen, das kann erfüllend sein.“ Selbst wenn man im Kampf für eine bessere Umwelt durchaus auch Anfeindungen ausgesetzt ist. Man eckt an, ist unbequem und muss bisweilen auch ein regelrechtes Bashing aushalten, räumt Franz Meindl ein: „Als Naturschützer braucht man ein dickes Fell.“ Dass dieser Kampf aber durchaus seine Erfolge mit sich brachte, das wurde Franz Meindl bei den Vorbereitungen zur 40-Jahr-Feier der Ortsgruppe erst wieder bewusst: „Als meine Frau Gisela und ich den Rückblick zusammengestellt haben, wunderten wir uns selber, was die Gruppe alles auf die Beine gestellt hat.“ Auch wenn man zu Jubiläen innehält und auf das erreichte zurückblickt, ist Franz Meindl eines klar: die Arbeit muss weitergehen, denn Naturschutz ist heute wichtiger als je zuvor.
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