Landau
Zweimal "betreutes Wohnen" – ein besonderes Heim für Senioren

In Weindlschwaige entstehen 24 Plätze – Pflegedienst Waas ist der Betreiber

07.09.2022 | Stand 21.09.2023, 2:02 Uhr

Thomas Waas, Alexandra Waas und Julia Brunner vor dem neuen "betreuten Wohnen" in der Weindlschwaige. Hier möchten sie für 24 Senioren Wohlfühlatmosphäre schaffen. −Fotos: Nadler

Es wird gelesen, getrunken, gestrickt und der Hund gestreichelt. Es ist ruhig und doch herrscht Leben in der Seniorenvilla Herzogau. 12 Senioren freuen sich, einen Platz im "betreuten Wohnen" ergattert zu haben. Manche sind seit vielen Jahren hier und genießen die Vorzüge gegenüber einem "normalen" Seniorenheim und weil die Nachfrage nach dem Konzept so groß ist, wird der "ambulante Pflegedienst mit Herz Waas GmbH" bald ein paar Meter weiter, bereits auf dem Landauer Stadtgebiet, 24 weitere Plätze "betreutes Wohnen" anbieten.

Aktuell ist es nicht wegen der Temperaturen richtig warm im neuen Gebäude in der Weindlschwaige, sondern weil der Estrich noch recht frisch ist und trocken werden soll. Deshalb ruht im Innern aktuell die Baustelle. Erst wenn der Beton richtig fest ist, werden die Böden verlegt, die Bäder eingebaut und alles hergerichtet. "Ab November sollen wir einrichten können", erfuhr die Leiterin des Pflegedienstes, Alexandra Waas, vom Bauträger, dem Ingenieurbüro Apfelböck.

Dennoch kann man sich bereits vorstellen, wie alles einmal werden wird. Im Erdgeschoss entstehen zwölf Zimmer für die Bewohner, jedes etwa 20 Quadratmeter inklusive eines Bades. Dazu gibt es in der Mitte den großen Gemeinschaftsbereich. Küche, Esszimmer, Aufenthaltsraum – alles in einem. Wie im benachbarten Haus soll auch hier alles hell sein für eine angenehme Wohnatmosphäre. "Die Bauarbeiten sind im Zeitplan", weiß Thomas Waas, der vor Ort nach dem Rechten schaut. Da habe der künftige Vermieter sich nicht auf den unsicheren Baumarkt verlassen, sondern hatte viel Material bereits gelagert.

Zum Jahreswechsel kommen die Senioren

"Wir werden zum 1. Januar eröffnen", ist Alexandra Waas überzeugt und schaut voller Vorfreude aus den großen Türen und Fenstern auf die künftige Terrasse. Von dort werden die Senioren künftig sicher auch die Straße von Landau nach Harburg im Auge behalten. Die Autofahrer haben nicht nur wegen des Tempolimits bemerkt, dass auf der dreieckigen Wiese inzwischen ein großes Bauwerk entstanden ist.

Auch im ersten Stock gibt es dieselbe Einteilung, dort entsteht eine Dachterrasse und ein Aufzug wird installiert. Grundsätzlich sind Erdgeschoss und erster Stock zwei völlig voneinander getrennte Einheiten. Denn das Konzept des "betreuten Wohnens" erlaubt Häuser lediglich bis zu einer Höchstgrenze von 12 Bewohnern. So darf es nicht sein, dass die unteren Kräfte oben aushelfen und umgekehrt.

14 Jahre lang hatte Julia Brunner Erfahrung in einem Seniorenheim. "Nach einer Elternpause wollte ich nicht mehr zurück", erklärt die Pflegedienstleitung. "Das hier ist ein kompletter Unterschied", stellt sie klar. "Dort ist es Akkordarbeit, das muss man so sagen, hier gibt es zufriedene Mitarbeiter", ist ihre Ansicht. Hier müsse man die Bewohner nicht abfertigen, weil hier können ein bis zwei Pflegekräfte 12 Menschen betreuen. "Wir haben Zeit für Mensch-ärgere-dich-nicht", sagt sie, "das ist der schöne Unterschied", wovon nicht nur die Senioren, sondern auch die Pflegekräfte profitieren. "Hier ist man zufrieden und nicht gestresst."

Viele Argumente für neue Pflegekräfte

Deshalb ist Alexandra Waas auch überzeugt, dass sie die notwendigen etwa 20 neuen Pflegekräfte für das neue Haus bekommen wird. "Im Neubau gibt es drei Wohnungen, die wir für Pflegekräfte freihalten", lockt Thomas Waas mit einem weiteren Vorzug. Aktuell arbeiten für den Pflegedienst Waas 38 Mitarbeiter, nochmal so viele sollen es ab Jahreswechsel sein. Neben Pflegekräften benötigt man auch Hauswirtschafter und Reinigungskräfte.

"Jeder kann aufstehen, wann er will, er bekommt nichts vorgesetzt, er kann den Tagesablauf selber bestimmen, auch beim Speiseplan können die Bewohner mitbestimmen. Ausflüge werden gemeinsam entschieden, es ist hier wirklich wie in einer WG", erklärt Alexandra Waas das Konzept, das seit Jahren in der Seniorenvilla Herzogau erfolgreich läuft und auf das sie sich auch in der Weindlschwaige freut. Jeder Senior kann sich das Leben nach seinen Interessen und Fähigkeiten einrichten. Wenn er Hilfe braucht, sind immer eine bis zwei Pflegekräfte zur Stelle. Wenn er seine Ruhe möchte, kann er sich ungestört zurückziehen.

Eine Apotheke bringt die Medikamente, ein Arzt kommt ins Haus, auch der Friseur, der Fußpfleger oder der Physiotherapeut werden Termine anbieten.

Auf der Warteliste gibt es noch freie Plätze

"Man kann sich noch bewerben", erklärt Thomas Waas. Doch allzu viel Werbung braucht er gar nicht zu machen. "Wir haben schon eine Warteliste", informiert seine Frau, "es gibt jede Menge Anfragen". Jeder, der einziehen wird, mietet ein leeres Zimmer. Auch das gehört zum Konzept. Die Bewohner sollen sich so heimisch wie möglich fühlen und dürfen es mit eigenen Möbeln, Bildern und Gegenständen so einrichten, dass es ihnen gut geht.

Aus der Erfahrung weiß Alexandra Waas, dass viele vor allem die Gemeinschaft, "die Ansprache", als Vorteil ansehen. Es werden Freundschaften geknüpft, man nimmt am Leben der anderen teil. Das kann für die Pfleger zum Nachteil werden. Denn natürlich sterben auch in der Seniorenvilla Herzogau oder künftig auch nebenan in der Weindlschwaige Bewohner. "Da nimmt man natürlich Anteil", gibt Julia Brunner zu bedenken.