Dingolfing-Landau
Wenn Mama nochmal zur Schule geht

Marina Kohl hat die beste Hauswirtschafts-Prüfung abgelegt – Sie lernte neue Fertigkeiten in der Landwirtschaftsschule

04.08.2020 | Stand 20.09.2023, 0:50 Uhr

Von Madeleine Richtsfeld

Marina Kohl ist mit einem Notendurchschnitt von 1,11 eine der beiden besten unter den 19 Absolventinnen der Landwirtschaftsschule in Landau in der Abteilung Haushalt. Da sind die drei Mädels Felicia, Lucia und Letitcia natürlich mächtig stolz auf ihre Mama. Obwohl Töchterchen Felicia gleich mal ihren Beitrag zu dem super Notendurschnitt ihrer Mama klarstellt: "Zum Glück hatte ich erst meinen sechsten Geburtstag", sagt sie. "In einer Abschlussaufgabe ging es darum, einen sechsten Geburtstag zu organisieren", klärt die Mama auf. Da musste sie nicht mehr lange überlegen, hat quasi ihre eigenen Pläne für den Geburtstag ihrer Tochter niedergeschrieben.

Wenn man in die Hofeinfahrt der Familie Kohl in Teisbach fährt, begrüßen einen gleich Felicia und ihre kleine Schwester Lucia an der Haustüre. Die neugierigen Mädels möchten natürlich wissen, wer da zu Besuch kommt. Unter der Woche sind sie im Kindergarten. Die Zeit hat Mama Marina gut genutzt und eine schulische Ausbildung an der Landauer Landwirtschaftsschule absolviert.

Für Felicia ist die Kindergartenzeit vorbei. Ab September geht sie in die erste Klasse. Und darauf freut sie sich jetzt schon: "Ich bin schlau", betont sie. "Und selbstbewusst", fügt die Mama mit einem Lächeln im Gesicht an.

Sie selbst war bis vor kurzem auch noch Schülerin. Von September 2018 bis Mai 2020 hat Marina Kohl den Teilzeitunterricht der Landwirtschaftsschule besucht. "Dort lernt man sehr viel, von Unternehmensführung, über Ernährungslehre, bis hin zu Wäschepflege", erzählt sie. Alles, was im Haus gepflegt werden muss, komme in den Kursen dran. Auch für ihre Töchter hat sie einiges vom Unterricht mitgenommen: Im Fach Familie und Soziales lerne man die verschiedenen Entwicklungsstufen, welche Bedürfnisse ein Säugling oder Teenager habe. "Man versteht dadurch besser, was in einem Kind vorgeht und bekommt dadurch einen anderen Blickwinkel", berichtet sie.

Es gibt viele berufliche MöglichkeitenWenn die Schüler ihre Prüfungen bestehen, sind sie Fachkräfte für Ernährung und Haushaltsführung. Die beruflichen Optionen seien breit gefächert: "Großküchen, Hotels, Gastronomie, der Bauernverband, es gibt viele Möglichkeiten", zählt Marina Kohl auf. Sie hat noch zusätzlich die Abschlussprüfung im staatlich anerkannten Ausbildungsberuf Hauswirtschafterin abgelegt, ist heuer die Prüfungsbeste.

Die Teisbacherin hat – bevor ihre drei Mädchen zur Welt gekommen sind – eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten gemacht. "Und nebenbei habe ich immer bedient", ergänzt sie. Durch einen Zeitungsartikel wurde sie auf den Tag der offenen Tür der Landwirtschaftsschule aufmerksam, den sie dann auch kurzerhand besuchte.

Zurück zur Schule wollte sie vor allem wegen ihrer Familie. "Neben Beruf und drei Kindern bleibt nicht mehr so viel Zeit", erklärt sie. Deswegen wollte sie diese so effizient wie möglich nutzen. "Man kann zum Beispiel sehr viel Zeit sparen, wenn man richtig wäscht. Dann muss man nicht mehr so viel bügeln", hat sie festgestellt.

Wenn man richtig wäscht, müsse man nicht so viel bügelnIhren Freundinnen hat sie den Unterricht schon weiterempfohlen. Eine hat sich bereits in der Landwirtschaftsschule angemeldet. Schließlich könne man mit ein paar hilfreichen Tipps und Tricks den Haushalt schneller erledigen. "Jede Frau macht natürlich irgendwie ihren Haushalt, aber irgendwie ist weit entfernt von effizient, zeitsparend und umweltschonend", weiß die Expertin.

Eine Woche vor den Examen ist Baby Letitcia zur Welt gekommen. "Da war dann natürlich gar nicht an Prüfungen zu denken", stellt Marina Kohl klar. Die Schule sei sehr entgegenkommend gewesen und hat ihr erlaubt, die Tests im Juli nachzuholen. Das hat sich gelohnt. Denn: Marina Kohl hat heuer die besten Hauswirtschafts-Prüfungen abgegeben. Wie hat sie es trotz Neugeborenem und den zwei Geschwisterchen geschafft, in der Hauswirtschafts-Prüfung einen Notendurchschnitt von 1,25 zu erreichen? "Wenn mich etwas interessiert, dann lerne ich das auch leicht", sagt sie. Außerdem sei es anwendbares Wissen: "Vieles habe ich zu Hause gleich umgesetzt."

Davon profitiert die ganze Familie. "Zum Beispiel essen wir jetzt gesünder", verrät die Teisbacherin. Und was am wichtigsten ist: Ihr bleibt mehr Zeit für die Kleinen. Ein Jahr ist Marina Kohl noch in Elternzeit. Ob sie dann ihr tolles Abschlusszeugnis auch noch beruflich nutzt, weiß sie noch nicht.

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