Landau
Siebenparteienhaus abgelehnt: Für die Lebensqualität und gegen Investoren

Landauer Bauausschuss lehnt Neubau eines Siebenparteienhauses ab – "Es entsteht ein ziemlicher Unfriede"

09.11.2021 | Stand 21.09.2023, 2:02 Uhr

Über diese Kiesstraße soll es künftig zu einem Siebenparteienhaus gehen. Mit den Plänen zeigte sich der Bauausschuss nicht einverstanden und verweigerte das Einvernehmen. −Foto: Nadler

Innenstadtverdichtung hört sich sinnvoll an, dachten sich die Landauer Stadträte und so stimmten auch Heike Aichner und Thomas Muncz dafür. Was das Wort im Einzelfall bedeutet, hat sie jetzt eher geschockt. In der Sudetenstraße will ein Investor ein Siebenparteienhaus bauen. Will man das wirklich oder zerstört das die Lebensqualität der Anlieger? Für Aichner und Muncz war bei der Sitzung des Bauausschusses am Montag klar: Sie wollen das nicht, stimmten dagegen und erklärten, dass es ein Fehler gewesen sei, früher für die Innenraumverdichtung gestimmt zu haben.

Dass das Thema spaltet, war Bürgermeister Matthias Kohlmayer klar und daher besichtigte er mit dem Ausschuss das Vorhaben des Investors vor Ort. "Für dieses Gebiet gibt es keinen Bebauungsplan", erklärte Stadtbauamtsleiter Michael Schmidt-Ramsin. Sollte sich der Bauwerber an alle Baugrenzen halten, könne man das gemeindliche Einvernehmen nicht verwehren. "Das ist eine Nachverdichtung, die nach allgemeiner Rechtslage möglich ist", so Schmidt-Ramsin.

Harrer stellt gleich klar: "Ich stimme dagegen"

"Das ist eine riesige Nachverdichtung, ich stimme dagegen", zurrte von Beginn der Diskussion an Josef Harrer seinen Standpunkt fest und griff Aichner und Muncz an. Diese erklärten zur Freude von Harrer ihre frühere Einstellung als Fehler und stellten klar, dass sie dieses Vorhaben nicht für akzeptabel halten. "Auf diese kleine Fläche", schüttelt Aichner anhand des Bauvorhabens den Kopf, "sieben neue Nachbarn, die die ganze Straße zuparken".

Hinzu kommt, dass der künftige Bauplatz über eine Straße erschlossen ist, für die die jetzigen Anlieger aufkommen müssen. Das bedeutet im schlimmsten Fall, dass die Anlieger zahlen und hinterher vor ihren Anwesen viele Autos stehen.

Muncz sagte: "Ich bin für eine geregelte Nachverdichtung." Hier aber gehe es nur darum, dass der Investor wirtschaftlich großen Nutzen aus dem Vorhaben ziehe, während am Ende Kosten auf die Stadt zukommen werden. "Der will das Maximum ausreizen", gibt Muncz zu bedenken.

Rembeck findet Vorhaben in dem Gebiet angemessen

Dass man grundsätzlich die Interessen der Anlieger im Blick haben müsse, sieht auch Stadtrat Sebastian Rembeck so. "Aber in diesem Gebiet hat eine andere Entwicklung stattgefunden", so Rembeck. Es gebe ähnliche Wohnblöcke, den Bahnhof, die Schule, eine Lackiererei in der Nähe. Hier sei ein Vorhaben wie das Mehrparteienhaus sinnvoll, so die Einschätzung von Rembeck, der forderte, hier kein Exempel zu statuieren. Seiner Kollegin im Stadtrat, Heike Aichner, warf er Wahlkampfgetöse vor, die diesen Angriff persönlich nahm.

"Sieben ist zu viel", auf dieses Ergebnis kam Stadtrat Florian Lehmann und forderte eine "Nachverdichtung mit Augenmaß". Eines ist ihm klar: "Durch dieses Vorhaben entsteht ein ziemlicher Unfrieden."

Für Heike Aichner geht es um die ganze alte Siedlung an sich. Sie forderte, dass man über das ganze Gebiet einen Bebauungsplan drüberlegt, ansonsten komme ein Investor nach dem anderen. "Da müssen wir uns grundsätzlich Gedanken machen", so Heike Aichner. Da liegt sogar Sebastian Rembeck nicht weit entfernt: "Wir müssen uns die Frage stellen: Was wollen wir für eine städtische Entwicklung in dem Gebiet?"

Rembeck erinnerte an den Ortstermin: "In dem Gebiet gibt es mehrere Präzedenzfälle, wir werden das nicht aufhalten können." Er erhielt Unterstützung von Bürgermeister Matthias Kohlmayer: "Wir haben zu prüfen: Ist die Gegend geeignet?" Er gibt selbst eine Antwort: "Es ist an der Grenze des Möglichen, aber nicht darüber." Kohlmayer erklärte: "Diese Nachverdichtung ist sinnvoll." Daher stimmten die drei Bürgermeister samt Rembeck für das Vorhaben. Da aber alle anderen im Bauausschuss dagegen waren, wurde das gemeindliche Einvernehmen nicht erteilt.

Keine Diskussionen gab es bei den anderen Bauanträgen. Zustimmung gab es für den Neubau eines Einfamilienhauses mit Carport im Hinteren Dorf, Wohnhaus mit unterkellertem Carport in Zur Koppel, Lagerhalle im Fichtheimer Feld, Erd-Schluss-Spule Am Zanklberg, das sind zwei Trafogebäude samt Schalthaus der Stadtwerke, Leichtbauhalle in der Boschstraße, Anbau einer Terrassenüberdachung im Herbstweg, Umbau, Sanierung und Anbau einer dritten Wohneinheit in der Ritter-Waller-Straße. Für ein Wohnhaus wurde der Bebauungsplan "Gansmühlstraße II" geändert.

Aldi will neues Geschäft bauen

Aldi wird ein neues Geschäft bauen. Dass dann der jetzige Aldi abgerissen wird, dagegen gab es keine Gegenstimmen. "Der genaue Zeitpunkt für den Abriss der alten Filiale steht aktuell noch nicht fest. Voraussichtlich werden wir im ersten Quartal 2022 damit beginnen. Die Planungen sehen den Neubau der Aldi Süd Filiale zusammen mit einer Fressnapf-Filiale vor. Wenn alles nach Plan läuft, werden wir im vierten Quartal 2022 eröffnen", informiert Aldi-Pressesprecherin Nastaran Amirhaji auf Nachfrage.

Bürgermeister Kohlmayer berichtete über das Kneippbecken im Mehrgenerationenpark. Hatte man lange vermutet, dass die Pumpentechnik schuld daran sei, dass der Wasserlauf nicht funktioniere, so stellte sich inzwischen bei Untersuchungen heraus, dass das Wasser an einer Kurve und in der Nähe des Weihers entflieht und so kein geschlossener Wasserkreislauf entstehen kann. "Die beteiligten Unternehmen erarbeiten einen Vorschlag und werden das auf eigene Kosten reparieren", informierte Kohlmayer. Josef Harrer ist nur halbwegs zufrieden: "Da muss jetzt was gehen." Es habe eh schon viel zu lange gedauert.