Landau
Seit 60 Jahren Boxclub in Landau

Jubiläumsfeier am 8. Oktober in Hobelsberger-Arena – Josef Mittermeier bereichtet aus der Gründerzeit – Höhen und Tiefen

04.10.2022 | Stand 20.09.2023, 3:45 Uhr
Andrea Luderer-Ostner

Die erste Boxstaffel des BC Landau von 1962 mit Trainer Heinz Ehrmlich (v.l.), Richard Ulrich (2.v.l.), Josef Mittermeier (4.v.l.), Ludwig Peisl, Ambros Christoph, Helmut Hollrotter, Schilcher und Leo Christoph vor dem ersten Kampf im Krieger-Saal gegen München.

Der Boxclub Landau ist der größte Boxverein in Niederbayern und kann voller Stolz auf seine Vereinsgeschichte blicken. Am 8. Oktober feiert der Boxclub sein 60-jähriges Bestehen mit einem Festakt in der Hobelsberger Arena "Zwischen den Bächen". Derzeit laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren.

Die Vorstandschaft, Mitglieder und Weggefährten sind in der Organisation eingebunden. Für den Festabend wird ein Film "Episoden aus Zeitzeugen" mit verschiedenen Interview-Partnern gedreht und als Premiere vorgeführt. "Nach dem Festabend ist der Film auf unserer Homepage und Youtube zu sehen", erklärt Ruslan Pletnikow, der zusammen mit Waldemar Schäfer und Ottmar Hirschbichler in der Boxarena viel Zeit verbringt. Interviewpartner sind Josef Mittermeier (80), Reinhold Andreas, Anton Kettl, Leo Christoph, Peter Prechler und Wolfgang Neu. Über die Anfänge weiß Josef Mittermeier zu berichten, der von 1962 bis 1967 dem Boxclub eng verbunden war, rund 30 Kämpfe bewältigte und manche Anekdote weiß, weil er alles in einem Buch dokumentierte.

Begonnen hat alles in der Voglmaier-Villa

Nach leidenschaftlichem Beginn in den 1960er Jahren, Tiefpunkten bis kurz vor der Vereinsauflösung und der neue Aufschwung in den 2010er Jahren steht der Verein jetzt als größter niederbayerischer Verein mit 330 Mitgliedern mit einer eigenen Boxarena da.

Begonnen hat damals alles in der Voglmaier-Villa in der Straubinger Straße. Ein wilder Haufen, angeleitet von den amerikanischen GI´s der Nachkriegszeit, hatte einfach Spaß am Boxsport. "Wieso nicht selber boxen", fragten sich die Jungs, unter ihnen auch Josef Mittermeier. Gestartet wurde mit rund 20 Mitgliedern, die in der Gymnasiumturnhalle übten. 1962 hatte der damalige Betreiber vom angrenzenden "Sport-Casino" die jungen Freizeitboxer angefeuert, einen Verein zu gründen. Im Oktober 1962 erfolgte die Anmeldung im Vereinsregister. "Unser Trainer war damals Heinz Ehrmlich", erzählt Josef Mittermeier.

Angetrieben zusätzlich von August Matyssek entstanden Kontakte zur "Lichtenfelder Sportunion" in Berlin. "Der Boxsport damals war hoch angesehen. Vereine in Pfarrkirchen, Landshut und Wallersdorf waren unsere Nachbarvereine. Legendär damals war Richard Ulrich, genannt "Ulli", mit seiner Schlag- und Schnellkraft", wusste Mittermeier der selber im Mittelgewicht boxte.

"Ich habe mit Rechtsauslage geboxt und tat mich aufgrund meiner Größe einfach schwer", erzählt er und weiß über den Boxsport: "Es ist nicht nur ein technischer Sport, sondern ein Konditionssport. Einfach beim Training in Sandsäcke zu schlagen, ist ein komplett anderes Gefühl, als im Echtbetrieb im Ring zu stehen."

Dennoch ließ sich Mittermeier nicht unterkriegen und erzählte von seinem ersten Kampf in der ersten Boxstaffel des BC Landau. Punktrichter Paulus hat die jungen Boxer zusätzlich unterstützt und so fand 1962 im Krieger-Saal hinter dem "Gasthof zur Post" der erste Landauer Boxkampf statt. "Wir waren nervös. Es waren viele Zuschauer gekommen, wir mussten einfach gut sein", weiß Mittermeier und setzt auch hinzu: "Keiner wurde da sozusagen verheizt. Es war immer fair."

Damals gab es hinterher ein Bier und keinen Pokal

Siegerpokale gab es damals keine. "Da haben wir halt hinterher ein Bier getrunken", schmunzelt er. Bis zu den 70er Jahren fanden die ersten internationalen Vergleiche statt. 1975, durch die damals sehr schwache Besetzung des Boxclubs, stand der Verein kurz vor der Auflösung. Hartmut Neu hat den Verein mit Fleiß und Ehrgeiz wieder auf Kurs gebracht. Mit großem Elan, wurde der Boxclub bis in die 1980er Jahre hinein, bis zum Ausstieg von Hartmut Neu als Vorstand geführt. Dann war das Gesicht des Vereins über viele Jahre der unvergessene Richard Pitscheneder. Als Richard Pitscheneder sein Vorstandsamt aus gesundheitlichen Gründen weitergab, hat er den Verein weiter unterstützt. Kommende Vorstände waren Paul Harlander und Daniel Lang und das Boxtraining fand mittlerweile im Landauer Bahnhofsgebäude statt.

Als Paul Harlander um eine Vorstandsnachfolge an Peter Prechler herantrat, meinte dieser: "Ich sehe mich für dieses Amt nicht als passende Person." Damit waren die Prechler-Brüder infiziert. "Hut ab, was der Boxclub hier mit der Boxarena geleistet hat", zollt Mittermeier seinen Respekt, der heute noch gerne bei Boxkämpfen des BC Landau zuschaut und sich mit dem Sport identifizieren kann.

Wie kam Ottmar Hirschbichler zum Boxclub? "Ich habe nie geboxt und auch nicht trainiert – ich war halt begeistert", erzählt er. Im Alter von neun Jahren war Ottmar Hirschbichler glühender Fan der Boxkämpfer aus Wallersdorf. "Das waren meine Heros", schmunzelt der 71-jährige Wallersdorfer heute und erzählt vom heimlichen Konditionstraining zuhause mit dem Springseil und den Boxhandschuhen. "Das habe ich mir von meinen Helden aus dem Boxring abgeschaut."

Der Derbyhöhepunkt Landau gegen Wallersdorf

Ein Höhepunkt war dann das Boxderby Landau gegen Wallersdorf. Seine Mutter, die Bedienung war, nahm Ottmar oft mit in die Gaststätten und so fand der erste Kontakt mit dem Boxsport statt. Viele Jahrzehnte schlummerte diese Begeisterung und als Ottmar Hirschbichler Bürgermeister von Wallersdorf war, wurde der Volksfestboxkampf in seiner Marktgemeinde wieder ins Leben gerufen.

"Die Vorbereitungen hier für das Jubiläum und das Drehen des Jubiläumsfilms mit Ruslan bedeutet mir sehr viel und macht riesig Spaß", so Ottmar Hirschbichler.

Festabend, 8. Oktober

18 Uhr Sektempfang
18.15 Uhr Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden Peter Prechler
Grußworte Bürgermeister Matthias Kohlmayer
Grußworte Franz Santl Landessportwart (I.V. BABV Präsidium)
18.45 Uhr Grußworte Ausschuss 60 Jahrfeier mit Ottmar Hirschbichler und Rusland Pletnikow
19.30 Uhr Abendessen
20 Uhr Historie –Doku
20.45 Uhr Episoden Zeitzeugen
Ausklang mit Musik.