Dingolfing
Lichtermarsch gegen die dunkle Welt

Weit mehr als 100 Menschen gehen "spazieren" – Ohne Plakate gegen Corona-Maßnahmen

26.01.2021 | Stand 21.09.2023, 0:05 Uhr

Der Lichtermarsch hatte etwas von einer Prozession. Behangen mit Lichterketten waren die Menschen offiziell beim Spazierengehen. Von der Masse an Menschen zeigte sich die Polizei überrascht. −Fotos: Nadler

Ein absolut ungewohntes Bild gab es am Montag Abend in Dingolfing zu sehen. Menschen über Menschen marschierten auf den Gehwegen in Dingolfing entlang, viele hatten Lichterketten umgehängt. Keiner sagte etwas oder hatte ein Plakat dabei und doch war sofort klar, das sind Menschen, die mit den Corona-Regeln nicht einverstanden sind. Die Polizei nahm Notiz davon und möchte verhindern, dass so etwas noch einmal passiert.

Teilnehmer dieses Lichtermarsches erzählten auf Nachfrage, dass bereits seit November immer am Montag Abend "spazieren gegangen" wird. Waren es anfangs 20, 30 Wanderer, so wuchs die Anzahl stetig an. Der Unmut in der Bevölkerung nach monatelangem Lockdown wird offenbar immer größer. So wurde die Polizei vor zwei Wochen erstmals darauf aufmerksam. Damals verstreuten sich die Teilnehmer so schnell, dass von einer "Veranstaltung" nichts mehr zu erkennen war.

Freude bringen und etwas für die Gesundheit tun

"Wir wollen Licht in diese jetzt so dunkle Welt bringen", sagte eine Teilnehmerin. "Söder muss weg, deswegen bin ich hier", so ein anderer. "Diese Regeln sind ein Schmarrn, das muss jeder kapieren", erklärte eine andere. "Wir sind friedlich unterwegs", das war mehreren ganz wichtig. Ein bisschen Freude bringen und gleichzeitig etwas für die Gesundheit tun, war der Antrieb eines weiteren Mitgängers. Die gute Laune war auch einer Familie mit Kinderwagen und zwei Kindern anzumerken.

Dass die Polizei den Gang beobachtete und auch verurteilte, mochten viele nicht verstehen. Dienststellenleiter Maximilian Mundt erkannte: "Die Menschen haben argumentiert in Richtung Querdenker, waren zugänglich und argumentationsbereit, aber nicht einsichtig." Grundsätzlich nahm er wahr, dass Familien mit Kindern ebenso wie ältere Leute dabei waren. "Null, komma null Aggressionspotenzial", so Mundt.

Wie die Menge von dem Lichtermarsch erfuhr, darüber mutmaßt die Polizei. Wohl in irgendeinem sozialen Forum geschah die Verabredung. Vom Takko-Kreisel aus marschierten die Menschen zur Feuerwache, zum Spitalplatz, drehten am Marienplatz eine Runde und gingen über die Bruckstraße zurück zum Takko-Kreisel, wo jeder seiner Wege ging. Wenige hatten eine Maske auf, Abstand zwischen den Reihen war durchaus zu erkennen.

Polizei: "Das brauchen wir nicht noch einmal"

"Es gibt keinen Veranstaltungsleiter, den wir ansprechen könnten für künftige Veranstaltungen", berichtet Mundt von einem Dilemma. "Wir haben Einzelne angesprochen, aber in so einer Menschengruppe ist es hart, jemanden gezielt anzusprechen." Mundt will diesen Lichtermarsch nicht mehr in Dingolfing haben. "Das brauchen wir nicht noch einmal", stellt er klar. Als Polizei sei er angehalten, hier entgegenzuwirken.

"Wir gehen davon aus, dass das eine Veranstaltung war, die dem Versammlungsrecht unterliegen würde, die aber nicht angemeldet war", informiert Mundt. Er meldete inzwischen diesen Vorfall dem Landratsamt. Sachgebietsleiter Anton Knöckl bestätigte dies und erklärte, dass am Mittwoch eine Besprechung stattfinden werde, an der auch die Polizei teilnimmt. Was daraus folgen wird, könne er noch nicht sagen.