Landau
"Ich gehe alles mit Freude an"

Kaplan Peter Kunz im Interview mit der LNP

03.12.2020 | Stand 21.09.2023, 22:40 Uhr

"In den Anfangszeiten schaut man da nochmal dankbarer drauf", sagt Kaplan Peter Kunz über Herzblut und Engagement in der Pfarrgemeinde. In bisher drei Monaten in Landau habe er viele Menschen mit diesen Eigenschaften getroffen. −Foto: Corinna Mühlehner

Vor kurzem wurden Sie zum Präses der Kolpingfamilie Landau gewählt. Was hat Sie bewogen, dieses Amt anzutreten?
Peter Kunz: Tatsächlich ist das in Landau mehr oder weniger gesetzt, dass sich der Kaplan auch als Präses für die Kolpingfamilie zur Wahl stellt. Das ist quasi eine Formalität, es gehört zu meinen Aufgaben dazu.

Aber dennoch eine, die Sie gerne übernehmen, oder?
Peter Kunz: Sicherlich freue ich mich über diese Aufgabe. Das wird eine neue Erfahrung für mich, denn in meinem alten Pfarrverband hatte das der Pfarrer selbst in der Hand. Ich war als geistlicher Beirat für die Frauenbünde zuständig. In Landau ist es jetzt umgekehrt, jetzt sehe ich auch einmal die andere Seite.

Was genau machen Sie nun als Präses der Kolpingfamilie?
Peter Kunz: Ich stehe der Kolpingfamilie als geistlicher Beirat zur Seite. Ich bin nicht der Vorsitzende, das ist weiter Martin Wenninger. Aber ich unterstütze die Vorstandschaft in religiösen Zusammenhängen, was ja bei der Kolpingfamilie ein wesentlicher Bestandteil ist.

Wie spiegelt sich das Ihrer Meinung nach wider?
Peter Kunz: Ich finde an der Kolpingfamilie die Balance zwischen dem sozialen Engagement und dem Glauben schön. Dass dieses Engagement nicht aus dem Nichts kommt, sondern vom Glauben bewegt ist. Man sieht, dass man sich nur durch Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden auch zum Glauben freier hinbewegen kann und dass Not keine Garantie bietet, dass Leute mehr beten. Erst wenn wir eine gewisse Sicherheit haben, können wir uns Gott öffnen. Zudem braucht es Vorbilder und jemanden, der anleitet.

Der Terminkalender der Kolpingfamilie ist durch die Corona-Pandemie ordentlich durcheinander geraten, oder?
Peter Kunz: Das ist zur Zeit noch schwierig, ja. Letzte Woche ist die Vorstandschaft in einem Zoom-Meeting zusammengekommen, wie man das aktuell halt so macht (lacht). Dabei haben wir rückblickend auf die letzten Monate geschaut – und uns auch getraut, in die Zukunft zu blicken. Wir hoffen, dass wir das eine oder andere durchführen können.

Was stünde denn auf der Wunschliste?
Peter Kunz: Ein großer Termin wäre der Gedenktag Adolph Kolpings. Beim Gottesdienst wäre auch der Diözesanpräses Peter Meister anwesend für meine Einführung als Präses in Landau. Normalerweise findet auch ein Adventsessen für die Mitglieder statt, aber das muss wegen Corona ausfallen. Auch das Nikolausgehen ist wieder geplant, allerdings mit Einschränkungen. Wir hoffen aber, dass wir viele Dinge des normalen Jahreskalenders umsetzen können. Das Gute ist, dass die Kolpingfamilie viel im sozialen Engagement tätig ist. Aktionen wie Altkleidersammlungen und Ramadama sind zum Glück auch in Corona-Zeiten gut umsetzbar.

Welche Themen werden die Kolpingfamilie 2021 beschäftigen?
Peter Kunz: Wir werden auch wieder auf internationaler Ebene unterstützen, etwa bei der Partnerschaft der Kolpingfamilie Deutschland mit Malawi in Afrika. Ich bin auch gespannt, wie wir weiter beim Jugendwerk der Kolpingfamilie arbeiten können. Das ist schwierig, denn gerade hier ist das Angebot des direkten Kontakts sehr wichtig. Die Vorstandschaft will jedoch die Möglichkeiten fürs nächste Jahr ausbauen.

Ihre Arbeit als Präses, aber auch als Kaplan wird durch Corona stark eingeschränkt. Wie gehen Sie damit um?
Peter Kunz: Alles Negative hat irgendwo auch seine positiven Seiten. Die aktuelle Situation bietet die Chance, das eine oder andere zu überdenken und sich zu fragen: Ist das wirklich das Wichtigste oder Notwendigste? Oder können wir die Menschen auch auf eine andere Art begleiten? Da wird man auch aus der Reserve gelockt.

Sie haben im September Ihre Tätigkeit als Kaplan in Landau angetreten. Konnten Sie sich in den drei Monaten mit all den Corona-Einschränkungen schon einleben?
Peter Kunz: Natürlich konnte ich nicht voll durchstarten. Aber auch hier gilt: Es gibt auch positive Seiten. So kommt nicht alles auf einmal, sondern nach und nach, weshalb es mit auch persönlicher bleibt. Aber meine Erfahrung war bei all meinen Stationen bisher: Man ist gleich zu Hause. Die Leute nehmen einen bei sich auf, man hat seine Aufgabe, seinen Platz und ist ein Teil der Familie. Das ist eine Eigenschaft, die unsere Glaubensgemeinschaft ausmacht. Jedem Anfang liegt ein Zauber inne, um Herrmann Hesse zu zitieren. Für mich ist alles neu, von daher gehe ich alles mit sehr viel Freude an.

Welchen Eindruck haben Sie bisher von Landau?
Peter Kunz: Landau ist sehr schön – auch wenn es flach ist (lacht). Besonders gefällt mir, wenn ich morgens von meinem Fenster aus auf das Isartal schaue, der Nebel unten liegt und die Sonne von oben herab scheint. Auch die Zentralität gefällt mir, man ist gleich überall. Was mir aufgefallen ist, ist die Mentalität der Menschen. Es gibt sehr viele engagierte Leute im Pfarrverband, die sich mit Herzblut hineinhängen. Über die Jahre ist die Gefahr, dass sowas selbstverständlich wird. Aber gerade in den Anfangszeiten schaut man da nochmal dankbarer drauf und merkt, was Gemeinschaft ist.

Ihr Lebenslauf liest sich sehr international. Sie haben schon einiges von der Welt gesehen.
Peter Kunz: Mein Vater war bei der Bundeswehr und auch sechs Jahre in den Niederlanden stationiert. Ich wurde dort geboren und habe die ersten vier Lebensjahre dort verbracht. Anschließend bin ich im Großraum Köln-Bonn aufgewachsen. 2004 bin ich auf ein Internat in Paris gegangen und habe dort mein Abitur gemacht. Ich bin einer Ordensgemeinschaft beigetreten, zur Ausbildung gehörte unter anderem ein humanistisches Studium in Spanien und ein Philosophiestudium in Italien. Mein Freijahr während des Priesterseminars habe ich dann in Argentinien verbracht.

Das war bestimmt eine interessante Erfahrung.
Peter Kunz: Das Freijahr dient dazu, quasi das wohlbehütete Nest des Seminars zu verlassen. In Argentinien lernt man natürlich eine andere Weise kennen, wie die Leute den Glauben leben. Es gibt Ähnliches, aber auch viel Anderes. In Argentinien habe ich auch deutlich erlebt, was Caritas bedeutet. In Deutschland kommt vielleicht alle paar Monate jemand zur Kirche, der wirklich Hilfe braucht, weil vieles vom Sozialstaat aufgefangen wird und unsere Caritas viel selbstständig arbeitet. In Argentinien ist das anders, da kommt jeden Tag jemand, der Hilfe benötigt und um Essen bittet.

Niederlande, Frankreich, Spanien, Italien, Südamerika und jetzt Landau. Wie lange werden Sie hierbleiben?
Peter Kunz: Das liegt in der Hand des Bischofs und daran, wo gerade Bedarf ist. Aber ich hoffe, dass ich drei Jahre bleiben kann, das wäre auch für Landau eine gute Sache, da die Stadt zuletzt viele Wechsel erlebt hat und so wieder eine gewisse Stabilität vorhanden wäre. Und da das erste Jahr ja doch sehr eingeschnitten sein wird, hoffe ich, im zweiten Jahr dann voll durchstarten zu können.

Das Gespräch führte Corinna Mühlehner.