Dingolfing-Landu
Die Impfquote ist höher als die offiziellen Zahlen

Sprecher des Landratsamtes räumt ein, dass die richtigen Zahlen unbekannt sind – Offene Fragen zum Schulstart

10.09.2021 | Stand 10.09.2021, 20:00 Uhr

Das Impfzentrum in Dingolfing. −Foto: Archiv Nadler

Ein Argument, wieso die epidemische Lage in Deutschland von der Bundesregierung verlängert wurde, ist die angeblich geringe Impfquote. Auch im Landkreis Dingolfing-Landau ist der offizielle Wert, den das Landratsamt immer wieder veröffentlicht, weit unter dem angegebenen Impfziel. Doch wie bundesweit stellt sich auch im Landkreis heraus, dass die Impfquote höher ist als verlautbart.

"Man kann von einer höheren Quote ausgehen", erklärt ein Sprecher des Landratsamtes. Damit wird deutlich, dass nicht klar ist, wie viele Menschen im Landkreis wirklich geimpft sind. Nächsten Dienstag beginnt das neue Schuljahr. Auch bei diesem Thema sind nicht alle Fragen geklärt.

Wie hoch ist aktuell die Impfquote im Landkreis?
Sprecher des Landratsamtes: Die Impfquote kann leider nicht genau benannt werden, weil neben dem Impfzentrum auch Ärzte und Betriebe Impfungen angeboten haben, die nicht nach Landkreisen abgegrenzt wurden. Nach den vorliegenden Zahlen liegt die Quote bei etwa 60 Prozent von der Gesamtbevölkerung.

Wie zuverlässig ist diese Zahl? Ist wie andernorts anzunehmen, dass viele Impfungen nicht erfasst sind und die Zahl viel höher ist?
Diese Zahl enthält die Impfungen des Impfzentrums, der Ärzte und einiger Betriebe im Landkreis. Es fehlen also die Zahlen vieler Firmen, die im Landkreis geimpft haben, sowie die Zahlen der Personen, die sich außerhalb des Landkreises impfen haben lassen. Somit kann man tatsächlich von einer etwas höheren Impfquote ausgehen.

"Impftempo ist nie zum Erliegen gekommen"

Ist das Impftempo langsamer geworden?
Das Impftempo im Landkreis ist über die Sommerferien hinweg zwar langsamer geworden, aber nie zum Erliegen gekommen. Besonders die Offenen Impftage im Impfzentrum und über den Landkreis verteilt, wurden sehr gut von der Bevölkerung angenommen und konnten die Impfquote im Landkreis durchaus steigern.

Stimmt es, dass Nebenwirkungen von Impfungen vom Gesundheitsamt nicht erfasst werden. Wenn dann müssen diese direkt ans Paul-Ehrlich-Institut gemeldet werden?
Nach § 6 Abs. 1 Infektionsschutzgesetz (IfSG) ist der Verdacht einer über das übliche Maß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung namentlich meldepflichtig. Die Meldung erfolgt vom Arzt an das Gesundheitsamt. Die Gesundheitsämter sind nach § 11 Abs. 4 IfSG verpflichtet, die gemeldeten Verdachtsfälle der zuständigen Landesbehörde und der zuständigen Bundesoberbehörde, dem Paul-Ehrlich-Institut, zu melden. Auch können die betroffenen Personen selbst Nebenwirkungen etwa über die App "SafeVac" an das Institut melden.

Wie viele Geimpfte verstorben sind, wird nicht erfasst?
Das Landratsamt erfasst grundsätzlich nicht, woran eine Person verstorben ist.

Im Normalfall brauchen Geimpfte keine Testung. Viele Apotheken haben ihr Testangebot bereits wieder eingestellt. Bedeutet das, dass inzwischen viel weniger getestet wird, gibt es dazu Zahlen?
Nein, die Testzahlen an den landkreiseigenen Teststationen sind seit vielen Wochen auf einem ähnlich hohen Niveau. Im Schnitt werden an allen Schnellteststationen wöchentlich 3750 Schnelltests durchgeführt. Im August waren es insgesamt knapp 15000. Ein Rückgang der Testzahlen ist also keineswegs erkennbar.

Werden mehr Ungeimpfte als Geimpfte getestet?

Ist dieses Ungleichgewicht der Testzahlen von Geimpften und Ungeimpften auch der Grund, wieso die Inzidenz der Ungeimpften extrem viel höher liegt?
Das kann man nicht pauschal beantworten, da beim Test nicht gefragt wird, ob jemand geimpft ist oder nicht. Daher können wir nicht bestätigen, ob es überhaupt ein Ungleichgewicht gibt.

Wie viele PCR-Tests werden derzeit pro Woche durchgeführt?
Durchschnittlich werden derzeit an der Dingolfinger Teststation über 700 PCR-Tests wöchentlich durchgeführt. Im Monat August wurden insgesamt 2900 PCR-Tests durchgeführt, im Juli waren es 2500.

Es gibt Aussagen, dass Geimpfte genauso ihre Mitmenschen anstecken können wie Ungeimpfte. Wäre es im Sinne des Gesundheitsschutzes dann nicht sinnvoller, alle zu testen?
Laut RKI (Stand 27.08.2021) erscheint aus Public-Health-Sicht durch die Impfung das Risiko einer Virusübertragung in dem Maß reduziert, dass Geimpfte bei der Epidemiologie der Erkrankung keine wesentliche Rolle mehr spielen. Da aber in wenigen Einzelfällen auch Geimpfte PCR-positiv werden und infektiöse Viren ausscheiden, empfiehlt die STiKO auch nach der Impfung die allgemein empfohlenen Schutzmaßnahmen (Alltagsmasken, Hygieneregeln, Abstandhalten, Lüften) einzuhalten. Eine Testung aller stellt dabei keinen wesentlichen Beitrag zum Gesundheitsschutz dar.

Gibt es Pläne für das neue Schuljahr? Wird weiterhin in den Schulen getestet? Gibt es weiterhin die Möglichkeit für Schüler, die sich nicht testen lassen wollen, zu Hause zu bleiben?
Nach aktuellem Stand wird weiter mehrmals pro Woche in den Schulen getestet, ab Ende September in den Grund- und Förderschulen auch mit Lolli-Tests und Pool-PCR-Tests. Bisher konnten Schüler, die nicht getestet werden wollten, zuhause bleiben. Ob das auch im kommenden Schuljahr so sein wird, steht noch nicht fest. Zudem werden in den nächsten Wochen die Luftfiltergeräte in den Klassenräumen installiert.

Schülerimpftagesind im Gespräch

Bayern will in den Schulen impfen. Die Realschule Landau hat sich bereits beworben. Gibt es dazu schon Pläne im Landkreis, wie und wann das stattfinden soll?
Termine für Schülerimpfaktionen stehen noch nicht fest, erste Schulen haben aber bereits Interesse angemeldet. Hier ist das Impfzentrum in Abstimmung mit den Schulen, wie und wann diese Aktionen stattfinden können. Zudem sind gesonderte Schülerimpftage im Impfzentrum in Dingolfing im Gespräch.

Die Fragen stellte Bernhard Nadler.