Dingolfing-Landau
Corona Concerts: Drei Musiker drehen richtig auf

Drei junge Veranstalter bieten Nachwuchsbands Möglichkeit, ein Live-Konzert zu streamen

16.07.2020 | Stand 19.09.2023, 21:51 Uhr

Wo wird das mit Coronaconcerts noch hinführen? Das fragen sich David Schindler (links) und Ludwig Rauch. −Foto: Nadler

"Ein Musiker muss einfach auftreten, er braucht die Bühne." Das sagen David Schindler und Ludwig Rauch. Beide haben zusammen mit Victoria Bach eine Plattform geschaffen, um jungen Künstlern eben in der Zeit der geschlossenen Bühnen Auftritte zu ermöglichen. Corona-concerts läuft inzwischen richtig gut und die Drei wissen nicht so genau, wo das hinführen wird.

Ludwig Rauch (18) aus Ganacker und Victoria Bach (19) aus Altenbuch haben sich über die Musik kennengelernt. Er spielt Keyboard und Akkordeon, sie singt. Beide wurden Teil der Band "Lazy", später auch von "MIA". David Schindler (16) aus Thalham spielt Gitarre und Bass, bislang in keiner Band. Alle sind mit der Musik aufgewachsen, auch die Eltern können damit was anfangen. Ludwig Rauchs Begeisterung entstand im Kindergarten, bei David Schindler dauerte es bis zur 4. Klasse.

Von den Eltern gab es sofort die Unterstützung, als Ludwig Rauch die Idee hatte, einen eigenen Auftritt aufzunehmen und ins Internet zu stellen. Damals, als Corona so richtig losging im März und April, als man nicht einmal mehr Freunde treffen durfte. Er wollte das privat machen, saß bereits in seinem Probenraum im Gartenhaus und durfte es nicht.

Eigentlich wollte erselbst im Internet spielenSo wurde es bislang nichts mit einem Soloauftritt von Ludwig Rauch. Als man dann langsam wieder gemeinsam etwas machen durfte, kam von David Schindler ein neuer Anstoß. Geprobt wurde im Gartenhaus. Dort sollte auch der erste Auftritt stattfinden. Schnell waren sich die Drei einig. Das geht nicht – zu klein. Eine Alternative musste her. Also wurde die Werkstatt ausgeräumt und zum Studio umfunktioniert. "Wenn wir schnell sind, vier Stunden", berichten die beiden von den Vorbereitungen.

Dann beginnt die Live-Übertragung ins Internet. Auf Youtube und Facebook sind die Konzerte zu sehen, auf Instagram wird Werbung dafür gemacht. Hilfreich war der erste Künstler, der auftrat: Simon Csokan. Mit seiner Fangemeinde ließ er das gestreamte Konzert mit 1000 Zuschauern gleich alle Erwartungen brechen. "Für unseren Start ein Segen", formuliert es David Schindler. Mit Ton, Licht und Technik funktionierte fast alles, auch die Videoqualität stimmte. Hier sind sie froh über die Unterstützung von Gerhard Aichner und von Veranstaltungstechnik FOK sowie dem Gymnasium Landau.

Der Anstoß war gemacht und so ist der Terminplan inzwischen bis Mitte August voll. "Wir haben nur positive Reaktionen bekommen – und zwar jede Menge", berichtet Ludwig Rauch. "Fürs erste Mal war es richtig gut", pflichtet ihm David Schindler bei.

Ein bisschen schade finden es vor allem die Künstler, dass kein Publikum zugelassen ist. Aber die Regeln sind, dass es keine Zuschauer geben darf, dass alles unentgeltlich abläuft. So berichten die Techniker, dass es für die Musiker schon schwierig sei, den Start zu finden, ohne Reaktionen zu bekommen. Je länger das Konzert dauert, umso mehr tauchen die Künstler in die Musik ein.

Auftritte sind eigentlich ganz ohne Publikum So ganz ohne Publikum – das stimmt nicht ganz. Denn Ludwig Rauch und David Schindler sind nicht immer mit Kabeln und Scheinwerfern beschäftigt. Wenn gerade eine Hand frei ist, wird wie wild applaudiert. Und noch jemand hat schon geklatscht, worüber sich Ludwig Rauch besonders freut: Ein Nachbar hat nachgesehen, was denn hier los sei und als er den Auftritt gesehen hat, gab es Applaus und den Satz: "Endlich ist wieder was los." Das nehmen Rauch, Schindler und Bach als Motivation. Selbst als "Mörderhand" auftraten und entsprechend ihrem Namen richtig Rabbatz auf der Bühne in der Werkstatt in Ganacker machten, gab es keine Beschwerden – eher im Gegenteil. Es wird weitergehen, so viel ist klar. Doch wie und wie lange, das weiß noch keiner.

Schindler: "Es ist schön, jungen Künstlern eine Plattform zu bieten." Wenn dann Ludwig Rauch und Victoria Bach auch noch selbst auftreten können, umso schöner. Bislang lief auch die Anwerbung von Künstlern reibungslos. Ludwig Rauch: "Jeder, den ich gefragt habe, hat gleich gesagt: Ja, ich bin dabei." Grundsätzlich sind die Drei für alles offen. Sehr freuen würden sie sich auch, wenn jemand ein Kabarett und ein Theater aufführen würde. Grundsätzlich möchte man junge Talente fördern, zumal es heuer keine Jugendkulturtage gab, aber natürlich würden sie sich freuen, wenn sich auch ein "alter Hase" nach Ganacker verirren würde.

Eineinhalb Stunden soll in etwa ein Auftritt dauern, ist die Vorgabe. Der Aufwand ist groß und dann soll auch etwas herumkommen, so die jungen Veranstalter, die sich vorstellen können, das künftig auch beruflich zu machen. Ludwig Rauch lernt bereits Fachkraft für Veranstaltungstechnik. David Schindler hat gerade die Schule abgeschlossen und wird eine Laufbahn als Elektriker versuchen. "Das braucht man auch bei Veranstaltungen", weiß er und schleppt zwei große Lautsprecher in die Werkstatt.