Landau
Banken bleiben zuversichtlich: "Gemeinsam werden wir diese Zeit meistern"

Vorstandsvorsitzende sprechen über Herausforderungen in Zeiten von Corona

05.04.2020 | Stand 19.09.2023, 6:50 Uhr

Walter Strohmaier ist Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Niederbayern-Mitte und Bundesobmann der Sparkassen. −Foto: Sparkasse

Die Banken spielen in der aktuellen Corona-Krise eine wichtige Rolle. Die LNP hat den beiden Vorstandsvorsitzenden der zwei großen Geldinstitute im Landkreis, Walter Strohmaier (Sparkasse Niederbayern-Mitte) und Carsten Clemens (VR-Bank Landau Mengkofen), Fragen gestellt.

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat die Corona-Krise auf Ihr Haus?
Walter Strohmaier: 2019 war ein herausforderndes, aber ein zufriedenstellendes Jahr. Heuer hat sich innerhalb von nur wenigen Wochen gezeigt, wie schnell sich unser gesamtes wirtschaftliches und auch gesellschaftliches Leben auf den Kopf gestellt hat. Deshalb bin ich sehr froh und dankbar, dass die Sparkasse Niederbayern-Mitte zu den durchaus erfolgreichsten und wirtschaftlich stabilsten Sparkassen Deutschlands zählt. Wir konnten unsere Reserven in den letzten Jahren stärken. Das kommt jetzt den Kunden in dieser außergewöhnlichen Krise sehr zu Gute. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Stillstands können heute noch nicht abgeschätzt werden. Unsere Sparkasse profitiert jetzt davon, dass wir in den vergangenen Jahren sehr solide gewirtschaftet, rechtzeitig die richtigen Strukturveränderungen eingeleitet haben und vor allem kerngesund sind.
Carsten Clemens: Die wirtschaftlichen Folgen sind aktuell noch nicht absehbar und hängen ganz wesentlich von der weiteren Entwicklung ab. Selbstverständlich haben die Finanzmärkte negativ auf die Corona-Krise reagiert und entsprechende negative Kursbewertungen ausgelöst. Die Auswirkungen auf das Kreditgeschäft wird die Zukunft zeigen. Wir rechnen damit, dass sich die Krise sowohl bei den Erlösen, als auch bei den Risiken in unserer nächsten Bilanz niederschlagen wird.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um gegenzusteuern? Ist Kurzarbeit eine Option?
Clemens: Zunächst möchte ich betonen, dass die Gesundheit unserer Kunden und Mitarbeiter an erster Stelle steht. Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir über ein sehr gut strukturiertes Kunden-Service-Center verfügen und wir für unsere Kunden deshalb telefonisch von 7.30 bis 19 Uhr erreichbar sind. Wir stellen ein deutlich höheres Anrufaufkommen fest – bis zu 750 Anrufe erreichen uns täglich! Auch unsere Onlinezugänge werden verstärkt von unseren Kunden genutzt. Die Berater führen in Abstimmung mit unseren Kunden Termine auch telefonisch durch, wobei natürlich auch persönliche Beratungen stattfinden. Aktuell mussten wir noch keinen Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken – wir können es aber nicht ausschließen. Es hängt davon ab, wie sich die nächsten Tage und Wochen entwickeln.
Strohmaier: Zunächst sehen wir uns in der Pflicht, die Ausbreitung des Virus zu bremsen, um damit die Leistungsfähigkeit unseres Gesundheitssystems zu schützen. Deshalb setzen wir alles daran, Infektionsgefahren für unsere Mitarbeiter und Kunden zu vermeiden. Darüber hinaus halten wir die Geschäftsprozesse für unsere Kunden weiterhin stabil, damit Bezahlvorgänge normal stattfinden können, die Bargeldversorgung gesichert ist und unsere Firmen- und Privatkunden einen kompetenten Ansprechpartner erreichen.

Ist die Versorgung mit Bargeld an allen Automaten gewährleistet?
Clemens: Ja natürlich – und das ist ganz wichtig. Die Bargeldversorgung ist sichergestellt, darauf können sich unsere Kunden verlassen.
Strohmaier: Ja, die Bargeldversorgung ist uneingeschränkt sichergestellt. Wir empfehlen aber die Nutzung kontaktloser Zahlungen mit Karte oder Smartphone. Damit kann das Ansteckungsrisiko minimiert werden und es entspricht auch den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation. Wir sind uns der Verantwortung für den Zahlungsverkehr allgemein sehr bewusst. Gerade in Krisenzeiten wird die Bedeutung der regionalen Sparkasse mehr als deutlich. Rund die Hälfte des Zahlungsverkehrs in Deutschland läuft über die Netze der Sparkassen.

Viele Menschen im Landkreis sind in Kurzarbeit oder bangen gar um ihre Jobs. Wie sieht es mit Privatkrediten aus, etwa für Hausbauer: Gibt es bereits Ratenausfälle bei Ihren Kunden? Falls ja: Wie reagiert Ihr Haus darauf?
Strohmaier: Wir können aktuell die zahlreichen Kreditanfragen gut bewältigen. Das ist wegen der hohen Anzahl der Anfragen gar nicht so einfach. Hinzu kommen wohlklingende Ankündigungen der Politik, die bei manchem Verbraucher den Eindruck erwecken, hier werden hohe Summen mit dem Füllhorn ohne Prüfung ausgeschüttet, was natürlich nicht möglich ist. Zusätzlich erleben wir, dass auch entgegen anderslautender Aussagen im täglichen Geschäft leider noch nicht vollumfänglich avisierte Erleichterungen in der Regulatorik sowie im Kredit- und Insolvenzrecht existieren. Je schneller die aufsichtsrechtlichen Bedingungen krisenadäquat angepasst werden, desto zügiger kann auch die Kreditvergabe der Sparkassen vereinfacht erfolgen. Unsere Mitarbeiter erbringen hier Höchstleistungen, um für unsere Kunden Lösungen zu finden.
Clemens: Glücklicherweise haben wir noch keine Ausfälle. Das kann aber noch kommen, wenn sich die ersten Lohnkürzungen auf den Konten bemerkbar machen. Wie bei den Firmen, bieten wir selbstverständlich auch unseren Privatkunden Hilfe in Form von Reduzierungen oder Stundungen ihrer Kreditraten an. Wichtig sind schnelle Entscheidungswege, die wir unseren Kunden zusichern können.
Die Fragen stellte Michael Kronawitter. Das komplette Interview lesen Sie am Montag in Ihrer Landauer Neuen Presse.