Über die schwierige wirtschaftliche Lage von Hotels und Gaststätten hat im „Vis á vis“ die Kreisversammlung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) diskutiert. Immer wieder Thema bei der Versammlung war auch, dass sich der Verband in Deggendorf zu wenig wertgeschätzt fühlt. „Das wird schon dadurch zum Ausdruck gebracht“, stellte Kreisvorsitzender Helmut Nothaft in seiner Begrüßung fest, „dass niemand als Vertreter der Stadt zur Versammlung gekommen ist.“ Das kenne er von keinem Dorf und keiner Gemeinde so.
Dabei sei die Leistung der Gastronomen hoch anzurechnen, stellte stv. Landrat Josef Färber klar. Es handle sich um einen wichtigen Wirtschaftszweig, gerade da der Landkreis auch vom Tourismus lebe. „Ich bedauere den Rückgang der Wirtshauskultur, die ich mein Leben lang genossen habe.“ Kritisch sah er, dass heute dieselben Probleme wie vor 20 Jahren besprochen werden müssten, die bis heute nicht gelöst seien, und spielte damit besonders neben der Arbeitszeitenregelung auf die Mehrwertsteuer an. Nach Corona hätte es die Regierung in der Hand gehabt, ohne viel Aufhebens, den niedrigen Mehrwertsteuersatz bestehen zu lassen.
„Bei uns setzt man immer den Sparhebel an“
Bezirksvorsitzende Rose-Marie Wenzel bestätigte Färbers Worte. „Die Probleme lösen sich nicht, im Gegenteil, es kommen immer neue dazu.“ Bürokratie, die unterschiedlichen Steuersätze bei Nahrungsmitteln oder die hohen Förderungen für Vereinsheime oder Bürgersäle. „In der Gastronomie kommt investiertes Geld in Form von Gewerbe- und Einkommenssteuer zurück – aber bei uns setzt man immer den Sparhebel an.“ Der Mitarbeitermangel führe dazu, dass Betriebe zu neuralgischen Zeiten nicht öffnen könnten. „Das schadet auch dem Tourismus.“ Als Beispiel nannte Wenzel die Beschränkung im Arbeitszeitgesetz, dass 15 Sonntage im Jahr freigegeben werden müssten. „Das betrifft auch geringfügig Beschäftigte, die nur am Sonntag arbeiten wollen und können.“
Kritik auch an „Gemeinde-Wirtshäusern“
Kritisch sah Nothaft, dass viele Gemeinden Wirtshäuser für Millionen aufkaufen, sanieren oder neu bauen würden, statt bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. „Und dann finden sie keine Pächter – jeder Pächterwechsel verschlechtert das Wirtshaus.“
Landesdelegiertenversammlung in Deggendorf gescheitert
Wenzel berichtete auch von einer sehr gelungenen Landesdelegiertenversammlung in der Oberpfalz mit einem tollen Zusammenhalt der dortigen Hotel- und Gastrobetreiber. Diese große Veranstaltung mit über 800 Teilnehmern nach Deggendorf zu holen, scheitere aber an der Wertschätzung der DEHOGA vor Ort. „Viele schöne Hotels in Deggendorf sind nicht im Verband, weil sie meinen, sie können es ohne uns besser.“ Dabei setze der Verband stets Verbesserungen für alle durch. Deshalb finde die Veranstaltung als großer Wirtschaftsfaktor in Bad Füssing statt. „Wir wollen die Gäste nicht in Hotels unterbringen, die nicht Mitglieder sind – das tut mir in der Seele weh, ich hätte sie gerne hier in meiner Heimat gehabt.“
Mehrwertsteuersenkung ein Thema
Angst vor der Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent hat zweiter Kreisvorsitzender Matthias Passow. „Die Frage ist, ob wir unsere Probleme damit lösen können, denn man muss so ehrlich sein, dass wir das an den Gast nicht weitergeben können.“ Schon intern falle man sich gegenseitig in den Rücken. War zuvor noch besprochen worden, dass man Mittagessen nicht mehr für 6,90 Euro anbieten könne, sondern es mindestens 8,90 Euro sein müssten, seien einige schon wieder zum alten Preis zurückgekehrt. „Wir müssen einen Mittelweg finden, dass die Gäste sich das Essengehen weiter leisten können – sie kommen zwar, aber der Umsatz pro Kopf sinkt.“ Angst habe er vor allem vor der Kritik, wenn die Preise mit einer Senkung der Mehrwertsteuer nicht dasselbe tun.
Bezirksgeschäftsführerin Rita Mautz präsentierte wichtige Änderungen in der Branche, wies auf vorhandene Musterverträge, Meldescheine, Ausbildungsbegleiter und die Pflicht zur E-Rechnung, zu der die DEHOGA demnächst ein Webseminar abhalte, hin. „Wenn man hört, was alles passieren kann und was für Vorteile wir bieten, ist das völlig unverständlich, dass nicht jeder im Verband ist“, fasste Nothaft auch nach dem Vortrag von Außendienstmitarbeiter Simon Falter noch einmal zusammen.
EHRUNGEN
Abschließend wurden langjährige Verbandsmitglieder geehrt. Die Abteibetriebe Niederalteich GmbH sind seit 20 Jahren dabei. Zita Staufert mit dem Berghotel Staufert in Bernried sowie Klaus Bertl mit dem „El Punto“ in Schöllnach sind seit 40 Jahren Mitglied. Für ein halbes Jahrhundert wurde der Georgenhof (Fischerdorf), vertreten durch Georg Scheßl, ausgezeichnet.
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