Mit einem bunten Programm wird im August das neue Theatron im Deggendorfer Stadtpark bespielt. Den Anfang machte die Band „Greenfeet“ mit einem dreistündigen Konzert.
Ein heftiges Gewitter ist am Donnerstagnachmittag über Deggendorf gezogen – doch dann hat der Regen schnell wieder nachgelassen und die Eröffnung des Theatrons im Stadtpark konnte wie geplant stattfinden. Die noch unter Regenschirmen sitzenden Gäste wurden von der Band „Greenfeet“ begrüßt. Bevor es mit der Musik los ging, gab es kurze Reden.
Wie sie Ute von Eichhorn für das Theatron eingesetzt hat
Klaus von Eichhorn, der Ehemann der kürzlich verstorbenen Stadträtin und Kinderärztin Dr. Ute von Eichhorn, sagte in seiner Begrüßungsrede, dass er unendlich traurig sei, dass seine Ute die Eröffnung ihres Traumes nicht mehr mit erleben konnte. Ute von Eichhorn hatte 2019 eine Theateraufführung ihres Sohnes im Theatron im Münchner Westpark angesehen. Als die Stadt vor ca. eineinhalb Jahren den Umbau des Stadtparks plante, wurde an fast alles gedacht, nur nicht an die Kultur. Die Idee eines kleinen Theatrons für den Stadtpark lies die Stadträtin nicht mehr los.
Mit ihrer herzlichen, aber auch hartnäckigen Art konnte sie schnell parteiübergreifend Befürworter ihrer Idee finden. Gleich mit im Boot saß der Leiter der Bauverwaltung Christoph Strasser. Die Baukosten waren mit ca. 23000 Euro sehr überschaubar, denn die großen Granitblöcke waren als Reste vom Straßenbau bereits vorhanden. Obwohl die Umbauten des Stadtparks schon beschlossen waren, wurde das Theatron noch dazu gebaut.
Freunde halfen, ein Programm für die ersten Wochen zu gestalten
Ute von Eichhorn war vor Monaten schon sehr krank, so halfen ihr Mann Klaus und Josef „Camillo“ Kraus mit seinen vielen Kontakten, ein sehr buntes und vielfältiges Programm für die ersten vier Wochen im Theatron auf die Beine zu stellen. Kraus betreut auch die Webseite www.theatron-deggendorf.de, auf der alle Termine zu finden sind. Seine Tochter Julia Kraus entwarf das Plakat.
Klaus von Eichhorn dankte der Firma Jocham Licht und Ton, die für den gesamten August kostenlos eine Bühne mit Überdachung zur Verfügung stellt, sowie der Erl Immobilien AG für die Übernahme der Beleuchtungskosten. Ein weiterer Dank galt OB Dr. Christian Moser und Stadtrat Prof. Dr. Johannes Grabmeier, die sich fraktionsübergreifend hinter das Projekt gestellt haben. Eichhorn dankte nicht zuletzt allen Helfern sowie den Künstlerinnen und Künstlern, die dieses Projekt zum Leben erwecken. „Das Theatron kann man getrost als Utes Vermächtnis an ihre Stadt Deggendorf ansehen“, so Klaus von Eichhorn.
Moser: Bespielen muss es nun die Allgemeinheit
Nach großem Applaus sprach OB Dr. Christian Moser. Er lobte den Planungsprozess von Frau Färber. Das Theatron konnte unter ein Arboretum, so nennt man eine Gruppe alter, nicht einheimischer Bäume, in die Geländestruktur eingefügt werden. Der OB danke Camillo Kraus für die Organisation des Programms. Die Stadt kann nur die Infrastruktur stellen, zum bespielen ist jetzt die Allgemeinheit gefragt.
Genau das ist die Idee eines Theatrons. Der private Künstler soll eine Bühne bekommen, um sich einem Publikum zu präsentieren. Geplant war es ursprünglich ohne Überdachung, die griechischen Theater hatten vielleicht nur keine, weil es damals weder Traversen noch Strom gab, so der OB. Ute von Eichhorn hatte sogar ihr Sitzungsgeld als Startkapital für die ersten Veranstaltungen gespendet. Dafür schickte Moser ein „Vergelt’s Gott“ in Richtung Himmel.
Viele Umbaumaßnahmen des Stadtparks können schon genutzt werden. In wenigen Wochen wird noch der große Spielplatz eröffnet. Der vor 150 Jahren für die Bürger geschaffene Park soll ein Gegenpol zum teils überlaufenen Donaupark werden, in dem man sich gerne aufhält und auch vielfältige Kultur genießen kann. So übergab der OB das Theatron an die Deggendorfer.
Musikalischer Marathonlauf
Musikalisch hatte sich die im Jahr 2000 gegründete Band „Greenfeets“ einen echten Marathonlauf mit fast 100 Melodien aus 80 Jahre Musikgeschichte vorgenommen. Dass dadurch viele Lieder nur kurz angespielt werden konnten, war für so machen Song zwar schade, hat aber der Stimmung nicht geschadet. Mit Doris Days „Sentimental Journey“ aus dem Jahr 1944 begann ein wilder Ritt von Evergreen zu Evergreen. Zu vielen Songs gab es schöne kleine Anekdoten zu hören.
Die drei Musiker Herbert „Herby“ Wardeck (Kontrabass, Mundharmonika, Gesang), Karl „Carlo“ oder „Charlie“ Schafhauser (Gitarren, Gesang) und Josef „Camillo“ Kraus (Gitarre, Mandoline, Gesang) schafften es, dass sich nach wenigen Liedern die letzten Regenwolken verzogen. Nach und nach füllten sich die Ränge mit immer mehr interessierten Menschen. Die Stimmung wurde entsprechend ausgelassener. Es wurde viel applaudiert und mitgesungen.
Von Austropop über Rock’n’Roll, Blues und Tango bis zum Walzer war alles geboten. Fast drei Stunden gaben die Musiker ohne Pause alles. Die Frage von „Carlo“: „Sind Italiener da? Nicht, ok, dann können mer’s singa“, zog sich als Running Gag durch den Abend. Die Mandolinenklänge sorgten an diesem, nicht so ganz lauen Sommerabend für echtes Urlaubsflair, auch getanzt wurde kurz zu „Que sera, sera“. Gespielt wurden Stimmungslieder wie das von Schafhauser witzig interpretierte „Nehmt’s an Alten“ oder „Adam und Eva“, aber auch nachdenkliche, schöne Balladen. Dem Wunsch nach Frieden folgten „Wind of Change“ und „Blowing in the Wind“, bei dem Herby Wardeck Mundharmonika spielte und das Publikum textsicher mit sang. Sehr gefühlvoll sang er den STS-Klassiker „Großvater“ und wurde mit viel Beifall belohnt.
Da Camillo Kraus das Krimi schreiben für sich entdeckt hat, kam der „Kriminaltango“ mit ins Programm, sowie die schöne, aus Kraus’ Feder stammende Ballade „I wart auf di“.
Jetzt kommt es auf die Künstler an
So endete ein wunderbares Eröffnungskonzert mit viel Applaus für die Band. Bleibt zu hoffen, dass sich viele Künstlerinnen und Künstler finden, die unentgeltlich im Theatron auftreten. Und viele Zuschauer, die den Künstlern trotz freien Eintritts mit ihrer Spende die gebührende Wertschätzung entgegenbringen.
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