Tiergestützte Intervention
Tiere helfen Patienten: Bezirksklinikum Mainkofen bekommt neue Alpakas

09.08.2024 | Stand 09.08.2024, 14:46 Uhr |

Wichtige Therapietiere: Die neuen Alpakas bei der Ankunft am Bezirksklinikum. − Fotos: Bezirksklinikum, Steinhauser

Am Bezirksklinikum Mainkofen (Landkreis Deggendorf) sind sechs neue Alpakas eingetroffen. Seit fünf Jahren hatte ein externer Anbieter die Tiere zur Verfügung gestellt – nun hat das Bezirksklinikum extra Personal eingestellt und eigene Tiere angeschafft. Im Herbst folgen vier weitere Hengste.



Nach einer mehrwöchigen Eingewöhnung auf der Weide des Klinikgeländes werden die Alpakas behutsam an das angepasste Therapiekonzept herangeführt, das das Team der Stabstelle in den letzten Monaten entwickelt hat. Als leitende Koordinatorin verantwortlich für die Gesamtorganisation ist Lisa Parringer, Gesundheits- und Krankenpflegerin, im Therapiebegleithunde-Team sowie Fachkraft für tiergestützte Interventionen.

Ihr stehen Stefanie Berger, Diana Eder und Ernst Girrulat zur Seite. Berger ist Pflegehelferin, Betreuungsassistentin sowie tiermedizinische Fachangestellte und als solche fürs Tierwohl und die Durchführung der Gruppentermine der offenen Stationen zuständig. Eder ist Psychologin und Fachkraft für tiergestützte Interventionen und übernimmt das Themengebiet „Therapiewirksamkeit“ für die Patienten und die Durchführung der Gruppentermine der überwiegend geschützt beziehungsweise beschützend geführten Stationen. Girrulat unterstützt als Helfer bei der Tierversorgung und der Geländepflege an den Wochenenden.

Ergänzung zu anderen Therapieangeboten



„Bisher sind die Alpakas überwiegend im Rahmen von Spaziergängen auf dem Gelände unterwegs gewesen“, erklärt Parringer. „Mit dem neuen Konzept setzen wir einen anderen Schwerpunkt. Die Patientengruppen kommen zu den Tieren auf die Weide und dort finden die therapeutischen Angebote statt.“ So werden auf der Weide, umgeben von den Alpakas, beispielsweise Therapiemaßnahmen wie Entspannungsübungen angewendet oder es wird gemeinsam gebastelt. „Wir stellen zum Beispiel mit den Patienten ein Salz aus heimischen Kräutern her, flechten Armbänder aus getrockneten Brennnessel-Stängeln oder bauen gemeinsam Bienenhotels und Vogelfutterstationen. Es ist uns sehr wichtig, die Patienten in diesem Zuge auch an die heimische Flora und Fauna heranzuführen“, sagt Parringer. Ab kommendem Jahr könne nach dem Scheren dann auch die Wolle der Alpakas verarbeitet werden.

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Die tiergestützte Therapie ist eine Ergänzung des therapeutischen Spektrums am Bezirksklinikum Mainkofen. Bei dieser Therapieform handelt es sich um gesundheitserhaltende oder -fördernde Maßnahmen im Grundberuf des Therapeuten, die durch professionellen und somit durchdachten und geplanten sozialen Einsatz von Tieren bereichert werden, um individuelle Ziele effektiver erreichen zu können.

Nützlich beim Kampf gegen psychische Krankheiten



Unter anderem bei Patienten mit Depressionen oder Abhängigkeitserkrankungen ist sie fester Bestandteil im Therapieplan. Patienten mit Depressionen werden zum Beispiel künftig am Morgen beim Ausmisten des Stalls und beim Füttern der Alpakas helfen. „Gerade bei Antriebsschwierigkeiten in der Früh ist dies eine sinnvolle Tätigkeit. Die Patienten können Verantwortung übernehmen und sich gleichzeitig körperlich betätigen“, so Parringer.

Die Zielsetzungen für die Gruppenaktivitäten seien grundsätzlich niedrigschwellig, damit sie auf den Großteil der Krankheitsbilder anwendbar sind. Die Ziele: Vertrauens- und Beziehungsaufbau auf einer anderen Ebene, Linderung von Stress-, Angst-, Aggressions- oder Schmerzempfinden, Ablenkung von emotionalem Leid, Stärkung des Immunsystems, Muskelaufbau zur Verbesserung der Motorik, Kreislaufregulation und Blutzuckersenkung sowie Stimmungsaufhellung. Weitere wichtige Aspekte wären die Abwechslung während des Klinikaufenthalts und eine strukturierte Tagesgestaltung. Durch die Entschleunigung mit den Tieren bestehe zudem eine gute Möglichkeit zur Regeneration. „Die Alpakas können ein Anker im Alltag unserer Patienten sein“, so Parringer.

Arbeit in Absprache mit Veterinäramt



Die Arbeit mit den Tieren erfolgt in enger Absprache mit dem Veterinäramt, beispielsweise wenn es darum geht, welche Schulungen oder Prüfungen dazu erforderlich sind. „Tierschutz steht bei uns immer im Vordergrund“, sagt Parringer und ergänzt: „Ohne die Unterstützung der Klinikleitung und anderer Abteilungen hätten wir das neue Konzept nicht so schnell umsetzen können. Wir haben in kurzer Zeit alle an einem Strang gezogen und zusammen mit vielen Bereichen, wie etwa Personalabteilung, Technik und Gärtnerei, Wirtschaft oder Ergotherapie, etwas ganz Besonderes auf die Beine gestellt. Tierhaltung ist im Vergleich zu Besuchstieren eben nochmal ein höheres Niveau und kann auch Mitarbeiter verbinden.“

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Die Namen der Alpakas haben die Mitarbeiter des Bezirksklinikums anhand einer Abstimmung selbst ausgewählt. Die neuen Bewohner auf dem Gelände in Mainkofen heißen Hansi, Bertl, Gustl, Hubsi, Xaverl und Fridolin.

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