Wer an diesem Donnerstagabend am Eingang des Christkindlmarktes steht, sollte besser keinen großen Hunger auf eine Fischsemmel haben. Der Fischereiverein hat seine Hütte am gegenüberliegenden Ende des Marktes bezogen – und den Magdalenenplatz überqueren, das dauert beim Eröffnungsabend am Christkindlmarkt. Kuschlig eng stehen die Besucher an den Tischen und unter den Futterkrippen beisammen, große Menschentrauben bilden sich vor den Häuschen.
Angelangt beim Fischereiverein – der offensichtlich sehr beliebte Fischburger ist am Donnerstag bereits um 18.30 Uhr ausverkauft – ist der Weg kurz zum Nachbarstand der Bio-Stadtimkerei Gold. Den Fischgeruch noch in der Nase bekommt man von Rochus Gold ein Glastäschen Honig-Glühwein in die Hand gedrückt – „selbstgemacht“, darauf ist der Hobby-Imker stolz. „Die Bienen machen den Honig und ich mache den Met“, sagt Gold. Was als Pollen in den Plattlinger Gärten seinen Anfang genommen hat, blubbert in Golds Keller wochenlang vor sich hin. Drin sind nur Bio-Zutaten: Wasser, Honig, Hefe und Gewürze wie Kardamom, Zimt und Nelke. Die Überraschung beim Verkosten: Gar nicht mal so süß, für einen Glühwein ein ungewohnter Geschmack. Gefährlich ist er aber bei 14 Prozent Alkohol.
Die längste Schlange bildet sich am Eröffnungsabend vor dem Standerl der Spielvereinigung. Dies liegt wohl auch an den Grillkünsten des Vorsitzenden Manfred Krämer, vor allem aber daran, dass das Bratwürstel-Monopol bei der Spielvereinigung liegt. Manuela Kollmann, die Halbe-Meter-Bratwürste und Steaksemmeln anbieten wollte, musste am Donnerstagmorgen kurzfristig absagen: Der Verkaufsanhänger ist kaputt. Die Stammfierantin kommt daher auch heute und morgen nicht, wie Kulturamtsleiterin Kathrin Tost bestätigt. „Es gibt aber genug anderes Deftiges“, sagt sie. Rollbraten-Semmel oder Rosswurst vom SV Pankofen etwa oder Geräuchertes vom Nepomuk-Verein. Hungrig braucht vom Christkindlmarkt keiner nach Hause gehen. Der Druck am Bratwurstgrill liegt nun aber ganz bei der Spielvereinigung.
Roulade am Spieß und Hüh-Wein bei den Rosserern
Fleischlose Alternativen bietet das Plattlinger Tierheim in seinem Häuserl. Der Verkaufsschlager, vor allem bei jungen Christkindlmarkt-Besuchern: Pommes. Aber auch veganes Schmalzbrot und Linsen- oder vegetarische Gulaschsuppe stehen auf dem Menü.
Den wohl ausgefallensten Leckerbissen bieten die Rosserer des TSV Plattling an. „Wir kochen das, was uns selber am besten schmeckt“, sagt Jessica Dengler. Und das sind nun mal Rindsrouladen. Aber zum Mitnehmen, auf einem Christkindlmarkt? „Wir haben wochenlang getüftelt“, sagt Dengler. Die Lösung: vorkochen, einvakuumieren und aufspießen. In Scheiben am Spieß auf den Grill geworfen werden sie am Markt erwärmt und mit Knödelgröstl und Soße serviert. Nicht nur bei der Kreation ihrer Speisen, auch bei der Namensgebung sind die TSV-Rosserer kreativ gewesen: Der Glühwein heißt Hüh-Wein und runde, bräunliche Orangen-Spekulatius-Pralinen verkaufen sie als Pferdeäpfel.
Die Programm-Highlights am Samstag und Sonntag:
Um 15 Uhr findet heute im Bürgerspital das Puppentheater „Kasperl und die gestohlenen Weihnachtsgeschenke statt“, anschließend öffnet um 16 Uhr der Markt. Dort können bis 17 Uhr Fotos mit dem Christkindl gemacht werden, Weihnachtslieder spielt von 17 bis 18 Uhr die Plattlinger Stadtkapelle, von 19 bis 20.30 Uhr die Band Grod zu zwoat, im Anschluss startet die Verlosung.
Am Sonntag beginnt der Christkindlmarkt bereits um 14 Uhr. Um 16 Uhr besucht der Nikolaus den Markt. Von 16.30 bis 18 Uhr singen die Vocal Singers der Städtischen Musikschule mit modernen Weihnachtsliedern für Adventsstimmung. Nach der Verlosung um 18.30 Uhr beschließt um 19 Uhr die Abendmesse in der Kirche St. Magdalena den diesjährigen Plattlinger Christkindlmarkt.
− bba
7777 Kilometer ist der 85-jährige Rudolf Haslinger im Sommer geradelt. Sitzt er nicht am Sattel, bastelt er Weihnachtsdekoration für den Markt.
Eine Gulaschsuppe oder doch was anderes? Bürgermeister Schmalhofer und Christkindl Nele machen den Volleyballern ihre Aufwartung.
Das Bratwurstsemmel-Monopol hält nach dem Ausfall von Manuela Kollmann die Spielvereinigung, Manfred Krämer brät im Akkord.
„Wir kochen, was uns selber schmeckt“ – und den Rosserer-Damen schmeckt Roulade. Für den Christkindlmarkt kommt die auf den Spieß.
