Plattling
EM: Deutschland gegen Frankreich beim Italiener

16.06.2021 | Stand 20.09.2023, 21:46 Uhr

Als die deutsche Nationalhymne am Dienstagabend erklang, herrschte noch Hoffnung auf einen Sieg der deutschen Mannschaft. −Foto: Thoma

"Alles voll", sagt Fernando Midea, als er mittags angesprochen wird, ob für das Deutschland-Spiel am Abend noch ein Tisch frei wäre. Der Inhaber des Pizza-Pavillons am Ludwigplatz hat einen Flachbildschirm aufgestellt. Die Gäste sammeln sich an Vierer-Tischen unter den Sonnenschirmen, starren auf den Fernseher, um das Spiel gegen Frankreichs Nationalelf zu verfolgen. Vereinzelte haben ein DFB-Trikot übergezogen, ein Besucher will mit einer Perücke in Schwarz-Rot-Gold auffallen. Deutschland verliert am Dienstagabend nach einem Eigentor von Mats Hummels mit 0:1.

Während dieser Text entsteht, ploppt auf dem Handy des Autors eine Facebook-Meldung auf: "Erinnerst du dich noch an diesen Beitrag von vor fünf Jahren?" Dazu zeigt die App ein Foto vom Public Viewing am Magdalenenplatz. Hunderte kamen damals zusammen, um das EM-Gruppenspiel zwischen Deutschland und Polen zu sehen. Auch an jenem Tag schürte das Ergebnis – ein torloses Remis – keine überbordende Fröhlichkeit unter den deutschen Anhängern. Trotzdem herrschte eine Begeisterung, die man heute vermisst. Oder vielleicht auch nicht?

So manchem war dieser maßlose Trubel rund um das internationale Turnier und um Jogi Löws Truppe ohnehin zu viel: Das galt sowohl für diejenigen, die sich überhaupt nicht für Fußball begeistern können, als auch für diejenigen, die sich tagein, tagaus mit dem Sport beschäftigen und der unqualifizierten Wortbeiträge des ahnungslosen Nachbarn beim XXL Public Viewing überdrüssig waren.

Ob der EM-Funke wie bei vergangenen Großveranstaltungen noch überspringt auf die breite Masse, hängt vermutlich vom Abschneiden der deutschen Elf ab. Denn für Fernando Midea zum Beispiel war’s ein perfekter Start ins Turnier. Was Italien beim 3:0-Auftaktsieg gegen die Türkei zeigte, sei "schon sehr beeindruckend" gewesen, lobte er und blickte mit Vorfreude auf das Spiel gestern Abend gegen die Schweiz. Mit einem Sieg wäre Italien weiter, während Deutschland am Samstag gegen Portugal schon unter Zugzwang steht.

Dürfte sich Fernando Midea etwas wünschen, dann wäre es ein Finale zwischen Italien und Deutschland – spätestens dann würde die grenzenlose Euphorie wohl ausbrechen.