Elternbeiratsvertreterin Claudia Haberl hat drei Kinder, die allesamt verschiedene Schulformen besuchen. Eines besucht das Gymnasium, das zweite die Realschule, das dritte die Mittelschule. Bei der BLLV-Gesprächsrunde am Dienstag im Bürgerspital gab sie zu, anfangs Vorbehalte gegenüber der Mittelschule gehabt zu haben. "Warum?", fragte Moderatorin Sarah Beham. "Es war wohl der Druck der Gesellschaft", antwortete die Mutter, welche die Entscheidung aber bis heute nicht bereue.
Der Kreisverband des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes und die Mittelschule Plattling hatten hochkarätige Gäste eingeladen und gefragt: "Mittelschule – eine starke Schule?"
Sibler sieht Klassenleiterprinzip als Stärke
Stärken zeigten die Podiumsgäste – BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, der am Dienstag noch im Amt gewesene Kunst- und Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) sowie Franz Schneider, Bereichsleiter der Regierung von Niederbayern – zunächst schlagwortartig auf: Die Mittelschule biete "echte Wertschätzung", "das Klassenleiterprinzip" und "vielfältige Chancen".
Zudem berichteten geladene Gäste aus dem Schulalltag, sie sprachen teilweise Schwächen an. Judith Pammer, Lehrerin an der Mittelschule Plattling, beklagte etwa, dass geplante Förderstunden aufgrund des Personalmangels immer wieder zu Vertretungsstunden verkommen.
Berufseinstiegsbegleitung gestrichen
Fritz Meier, Mittelschullehrer in Hengersberg, und weitere Kollegen bedauerten, dass die Berufseinstiegsbegleitung nicht fortgeführt wird. BLLV-Präsidentin Fleischmann attackierte die Staatsregierung deswegen heftig, woraufhin Sibler dem FW-Kultusminister Michael Piazolo einen verbalen Seitenhieb verpasste: Angesichts eines 18-Milliarden-Haushalts müssten die sechs Millionen Euro ("eine Kleinigkeit") für die Berufseinstiegsbegleitung schon zu finden sein, sagte er.
Während BLLV-Präsidentin Fleischmann mehrere Forderungen an die Politik zum Ausdruck brachte, zeigte Sibler sein Engagement als ehemaliger Kultusminister auf, nannte zum Beispiel die von ihm initiierte Aufstockung von Studienplätzen.
Bei der schon häufig gestellten Frage ums Geld, betonte Regierungsschuldirektor Schneider, dass es durchaus möglich sei, auch Mittelschullehrern eine höhere Besoldung zu gewähren.
Schulamtsdirektorin bestätigt Personalmangel
Deggendorfs Schulamtsdirektorin Christiane Niedermeier bestätigte den Personalmangel, bedankte sich aber gleichzeitig bei der Regierung, weil diese stets Lösungen ermögliche. Plattlings Bürgermeister Hans Schmalhofer nutzte die Gelegenheit, um auf die Generalsanierung der Mittelschule hinzuweisen, die rund 13,5 Millionen Euro kosten soll. Die Mittelschule sei wichtig für das Handwerk, schob er nach. Einen Einblick in die Berufsorientierung gab Max Moosmüller von der Agentur für Arbeit.
Veronika Punzmanns Geschichte macht Mut
Einen optimistischen Ausklang verlieh Veronika Punzmann, ehemalige Mittelschülerin in Hengersberg, der Veranstaltung. 2012 schaffte sie den Quali, 2013 die Mittlere Reife. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Industriekauffrau, wurde daraufhin übernommen. Es folgte die Weiterbildung zur Fachwirtin sowie zur IHK-Prüferin. Aktuell bildet sich die junge Frau fort zur Betriebswirtin. "Jeder, der was erreichen will, macht seinen Weg", unterstrich sie.
Diese Geschichte mache Mut, stellte Moderatorin Beham fest. Damit aber noch mehr solche Geschichten erzählt werden können, müssen die Voraussetzungen verbessert werden. Dies zeigte jedenfalls diese Gesprächsrunde.
Die Diskussion wurde per Livestream übertragen. Michael Dobler, der sich mit der Veranstaltung zufrieden zeigte, sagte, dass 240 Menschen das Angebot nutzten. Die Aufzeichnung ist nach wie vor unter dem Namen "Mittelschule – eine starke Schule?" auf Youtube zu finden. Das Video wurde veröffentlicht von "Körber Medien".
Im Gespräch: (v.l.) Schulamtsdirektorin Christiane Niedermeier, Bürgermeister Hans Schmalhofer und BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Das Stadtoberhaupt nutzte die Gelegenheit, um auf die Generalsanierung der Plattlinger Mittelschule hinzuweisen.
