Oberpöring/Stubenberg
Rentner-Paar betrogen: Betrügerische Dachsanierer festgenommen

03.12.2021 | Stand 21.09.2023, 6:28 Uhr

−Symbolbild: dpa

Bereits seit Juli diesen Jahres ermittelt die Polizei Plattling (Landkreis Deggendorf) gegen betrügerische Handwerker aus Osteuropa. Am Donnerstag konnte nun der Hauptverdächtige durch Beamte der Grenzpolizei Simbach/Inn in Stubenberg (Landkreis Rottal-Inn) lokalisiert und festgenommen werden. Der Gesuchte wollte Motorsägen und Schweizer Messer aus dem Kofferraum heraus verkaufen.

Der Festgenommene - 27-jährige Rumäne - steht im Verdacht, am 27./28. Juli ein Rentnerehepaar aus Oberpöring um 13.000 Euro gebracht zu haben. Durch geschickte Gesprächsführung gelang es ihm, den Auftrag zur Erneuerung eines Gartenhausdaches zu ergattern. Trotz einer wesentlich günstigeren Vereinbarung verlangte er bei der Abrechnung diese hohe Geldsumme.

Betrüger verlangten fünffach höheren Preis

Die Arbeiten wurden nach späterer Begutachtung durch eine ortsansässige Fachfirma mit einem Wert von maximal 2800 Euro bewertet. Der erfahrene Betrüger nutzte laut Polizei das Überraschungsmoment und die Unerfahrenheit seiner Opfer unter Vorspiegelung falscher Tatsachen schamlos aus und baute derartigen Druck auf, bis das Ehepaar ihm letztlich den genannten Betrag übergab. Nach Einschätzung des Experten überstieg die Summe eine berechtigte Forderung um das Fünffache, so dass der 77-jährige Hausbesitzer einen Schaden von über 10.000 Euro durch diesen Wucher erlitt.

Der Polizei Plattling wurde der oben genannte Sachverhalt im übrigen nur deswegen bekannt, weil der Geschädigte Beschwerde führte, dass die versprochene Abholung und Entsorgung der alten Eternitdachplatten nicht erfolgt sei. Die beiden verdächtigen Handwerker waren zu diesem Zeitpunkt natürlich längst wieder untergetaucht.

Bei der folgenden Ermittlungsarbeit konnten die beiden Männer aufgrund verschiedener Spuren zwar beweiskräftig identifiziert werden, allerdings hatten diese in Deutschland keinen festen Wohnsitz, so dass ihr Aufenthaltsort nicht ermittelt werden konnte. Bei weiteren Recherchen stellte sich vielmehr heraus, dass sie in unterschiedlichen Besetzungen mit Kleintransportern durch ganz Europa fuhren und gezielt nach älteren Bauwerken und ihren Opfern – bevorzugt Senioren – Ausschau hielten und diese mit der beschriebenen Masche um ihr Erspartes brachten.

Polizei versucht Beute Besitzern zurückzugeben

Trotz Fahndungserfolg – nach den Beschuldigten wurde zwischenzeitlich mit einem europaweiten Haftbefehl gefahndet – ist die Arbeit der Behörden allerdings noch nicht beendet. Es wird nun versucht, sämtliche mitgeführten Vermögenswerte des Beschuldigten gerichtsfest einzuziehen, um den Schaden bei den Opfern teilweise wiedergutzumachen. Nach der Haftprüfung beim Amtsgericht Deggendorf wurde der Mann von der Polizei in eine Justizvollzugsanstalt überführt.

Um künftige gleich gelagerte Straftaten zu verhindern, gibt die Polizei folgende Warnhinweise: Lassen Sie sich auf keine kurzfristigen "Haustürgeschäfte" ein. Die wahre Kompetenz der hausierenden Handwerker sind Überrumpelungstaktik, Zeitdruck und finanzielle Köder. Seriöse Fachleute kommen in den seltensten Fällen ohne vorherige Aufforderung. Fordern Sie vorab stets einen schriftlichen formgebundenen Kostenvoranschlag an. Holen Sie von einem Fachbetrieb ein Vergleichsangebot ein. Bei seriösen Fachbetrieben sind Barzahlungen des gesamten Betrags unüblich. Ein seriöser Fachbetrieb händigt immer eine Rechnung aus. Werden Sie bedrängt oder haben Sie sonstige Zweifel, rufen Sie die örtlich zuständige Polizei.

− oz