Künzing
Diskussionen um den Schallschutz

Anwohner kritisieren geplante Lärmschutzwand am Schaibinger Boindl II – Stellungnahmen behandelt

30.03.2021 | Stand 20.09.2023, 2:56 Uhr

Am südlichen Rand des Bebauungsplans befindet sich die Bahnstrecke Passau-Obertraubling. Vor ihr soll die geplante Lärmschutzwand entstehen und den Schall absorbieren. Die Anwohner, die auf der anderen Seite der Bahnstrecke wohnen, äußern bedenken, dass der Schall reflektiert werden könnte und sich die Wohnsituation dadurch erheblich verschlechtert. −Foto: Gemeinde Künzing

Es ist ein Thema, das die Gemüter erhitzt – die geplante Lärmschutzwand am Schaibinger Boindl II in Künzing (Lkr. Deggendorf). Viele Bürger hatten ihre Einwendungen abgegeben und verfolgten am Montag in der Gemeinderatssitzung die Auswertungen dazu.

Das geplante Baugebiet Schaibinger Boindl II grenzt im nördlichen Bereich an die Bahnlinie Passau-Obertraubling. Vorgesehen ist deshalb eine 3,70 Meter hohe Lärmschutzwand, die den Schall absorbieren soll. Nun haben die gegenüberliegenden Anwohner an den Gleisen Sorge, dass sich ihre Wohnsituation verschlechtert.

Das Problem: Zwar würden Lärmschutzwände den Lärm effizient verringern, allerdings bestehe auch die Gefahr, dass der Schall nicht nur absorbiert, sondern reflektiert werde. Zudem werde der direkte Schall durch den reflektierten zusätzlich verstärkt. Das führe dazu, dass die Bebauung südlich der Gleise eine höhere Immissionsbelastung aufweise, sollte die Wand gebaut werden. Die Anwohner verlangen daher den Bau einer weiteren Lärmschutzwand parallel der Bahnlinie im südlichen Bereich.

"Zu diesem Problem wurde bereits ein Gutachten ausgeführt. Wir erwarten nicht, dass sich die Wohnsituation im südlichen Bereich verschlechtert", entgegnete Planer Sebastian Kunt von der Osterhofener Firma Geoplan, die auch das Gutachten durchführte. Die Wand werde durch ihre Bauweise lediglich den Lärm absorbieren und nicht reflektieren. Auch sei die Errichtung einer weiteren Lärmschutzwand im südlichen Bereich entlang der Bahnhofsstraße nicht notwendig oder rentabel und auch nicht Bestandteil des Verfahrens. Zudem sei der Schallschutz für das neue Baugebiet gesetzlich vorgeschrieben.

Beide Seiten konnten sich jedoch nicht einig werden, so dass die Diskussion noch in der Pause zwischen öffentlicher und nichtöffentlicher Sitzung vor der Turnhalle fortgesetzt wurde. Bürgermeister Siegfried Lobmeier versicherte, dass man verhindern wolle, dass sich die Situation für bestehende Anwohner verschlech- tere. Daher beschloss die Gemeinde, ein weiteres Gutachten erstellen zu lassen und sowohl vor dem Bau der Mauer als auch danach die Lärmbelastung zu messen. So soll die veränderte Belastung kontrolliert werden.

Des Weiteren sind auch Stellungnahmen von verschiedenen Fachstellen eingegangen: Die Deutsche Bahn forderte unter anderem, dass beim Errichten der Lärmschutzwand einige Punkte, wie beispielsweise die Erhaltung eines öffentlichen Weges für Wartungsarbeiten und Ähnlichem, beachtet werden. Die Wand solle erst hinter dem Feldweg gebaut werden. "Wir belassen den Schutz jedoch an dieser Stelle, weil wir so nah wie möglich an das Gleis heran müssen, um die Lärmbelastung zu verringern", so Lobmeier.

Die Bayernwerk Netz GmbH merkte an, dass man zur elektrischen Erschließung des neuen Wohngebiets eine neue Trafostation errichten müsse. Diese benötige eine Fläche von etwa 30 Quadratmetern und müsse im Bereich der Kreuzung eingeplant werden (nördlich von Parzelle 18). Dies werde von der Gemeinde gekennzeichnet. Die Regierung von Niederbayern bemängelte, dass man die Siedlungsentwicklung bei der Planung außer Acht gelassen habe. "Es geht vorrangig um die Schaffung neuer Baugrundstücke, vor allem da die Gemeinde schon lange keine mehr angeboten hat", sagte Lobmeier. Man wolle bauwillige Einwohner, darunter auch junge Leute, dazu bewegen, in der Gemeinde zu bleiben. Barthl Kalb merkte an, dass die Bemühungen um dieses Baugebiet bereits seit 1972 laufen. "Wir haben uns immer Gedanken gemacht. Seit 40 Jahren. Mal ist es an den Grundstückseigentümer, mal am Lärmschutz gescheitert. Nun endlich voranzukommen ist eine positive Entwicklung."

Das Landratsamt Deggendorf sprach an, dass kein klares Konzept beispielsweise zu Dachformen oder Firstrichtung vorliege. Laut Bürgermeister Siegfried Lobmeier will man den künftigen Bauherren möglichst viele Freiheiten ermöglichen. "Man baut in der Regel nur einmal im Leben, da sollte jeder bauen wie er möchte. Egal, ob rotes oder blaues Dach. Letztlich müssen die Bauanträge sowieso dem Gremium vorgelegt werden." Zudem würden jüngere Menschen nicht mehr so bauen wie vor 30 Jahren.

Auch das Landratsamt sprach den Immissionsschutz an, allerdings bezüglich des Verkehrslärms. Dieser überschreite den Grenzwert, wodurch weitere Alternativen für den Schallschutz gewährleistet werden müssten. Aus fachtechnischer Sicht müssten daher gegen die Planung Bedenken geäußert werden. Dies nahm das Gremium zur Kenntnis. Sebastian Kunt erklärte, dass man diese noch Ergänzen werde. Georg Zitzlsperger (FWG) kritisierte, dass man durch die fehlenden Festlegungen beim Immissionsschutz in Kauf nehme, dass sich der Gemeinderat in Zukunft damit "herumschlagen" müsse und forderte konkretere Angaben.

Die ZAW Donau-Wald bemängelte die Fahrbahnbreite. Da mehrere Kurven kurz aufeinanderfolgen, sei die Breite der Straße für die Fahrzeuge der Müllabfuhr nicht ausreichend. "Wir werden deshalb die Breite des Mehrzweckstreifens um 1,5 Meter verringern", so Lobmeier.

Dem Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan Schaibinger Boindl II wurde mit zwei Gegenstimmen von Georg Zitzlsperger (FWG) und Evelin Rauch (SPD) zugestimmt.

− vc