Osterhofen
Der Stadtrat soll ins Dachgeschoss ziehen

Zustimmung für den Planentwurf zur Umnutzung des Heimatmuseums für die Verwaltung

15.09.2022 | Stand 20.09.2023, 21:46 Uhr

So soll der künftige Sitzungssaal aussehen: Im extrem hohen Dachgeschoss des ehemaligen Heimatmuseums, dem Trauner-Schlössl, wird dafür eigens ein Kubus eingebaut. Das historische Gebälk bleibt dabei sichtbar. –3D-Darstellung: Architekturbüro Paukner

Die Büros im Osterhofener Rathaus sind in ihrem Platz und ihrer Anzahl nicht ausreichend, Besprechungsräume und kleiner Sitzungssaal wurden bereits in Arbeitsplätze umgewandelt und fehlen deshalb. Jetzt soll das frühere Heimatmuseum für die Erweiterung der Stadtverwaltung saniert und umgebaut werden. Auffälligste Änderung: Der große Sitzungssaal soll ins Dachgeschoss des Graf Trauner-Schlössl verlegt werden. Norbert Paukner vom gleichnamigen Architekturbüro in Passau erläuterte dem Stadtrat in seiner gestrigen Sitzung den Entwurf mittels Plänen und Video, das Gremium stimmte dem Vorhaben einhellig zu.

Das sehr hohe Gebälk des einstigen Stadtschlosses aus dem 17. Jahrhundert sei "sehr imposant", aber wegen seiner Höhe schwierig nutzbar, erläuterte Architekt Norbert Paukner: Deshalb soll der Sitzungssaal in einem Kubus, quasi in einem "Haus im Haus", mit Glaswänden errichtet werden. So bleibt der historische Dachstuhl erhalten und erlebbar. Um den Saal-Kubus herum wird das Dach nicht gedämmt oder geheizt. Einzig einige Glasziegel werden eingesetzt, um für Lichtpunkte zu sorgen. So könne man das historische Gebäude verspüren und gleichzeitig modernen Anforderungen mit Klimatechnik und schalltechnischer Infrastruktur gerecht werden.

Gerade diese Verlegung des Sitzungssaales kommt bei einem Teil der Stadträte gut an. Dr. Stefan Platzer erkundigte sich sogar, ob der neue Sitzungssaal auch für Kulturveranstaltungen nutzbar wäre. Johann Beham hingegen sieht dies kritisch, ihm wäre am liebsten, der Sitzungssaal bliebe an seinem alten Platz: "Was man daheim nicht mehr braucht, räumt man ins Dachgeschoss", meinte er schmunzelnd.

Grund für seine Ablehnung sind die hohen Kosten der Gesamtmaßnahme. Sie veranschlagt Architekt Paukner mit 3,5 Millionen Euro inklusive Möblierung und Ausstattung. Die Kalkulation erfolgte anhand der aktuellen Preisindizes. Doch mehrere Stadträte hatten bedenken, ob die Preise nicht noch deutlich steigen werden. "Die Alternative wäre nichts zu machen", meinte Liane Sedlmeier. Doch das sei nicht möglich: "Wir brauchen vernünftige Arbeitsplätze für unsere Mitarbeiter."

Die Anregung Behams, den Sitzungssaal am alten Platz zu belassen, wäre ohnehin nicht möglich: Dann wäre die gesamte Planung nicht umsetzbar, sagte Bürgermeisterin Sedlmeier. Und ergänzte lachend: "Uns kann man alle brauchen, auch wenn wir im Dachboden sind!"

Zuschüsse werden laut Architekt aus verschiedenen Förderprogrammen in Höhe von insgesamt 526000 Euro erwartet. Der Löwenanteil stammt dabei aus der KfW Denkmalschutz Förderung mit 282000 Euro. Die gibt es aber nur, wenn auch der Energieträger gewechselt wird: Statt der bisherigen Gasheizung soll auf Hackschnitzel gesetzt werden: "Die sind in der Region verfügbar", betont Norbert Paukner. Dafür soll ein Modul für Heizung und Hackschnitzellager auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus aufgestellt werden, die Anlieferung neuer Hackschnitzel sei wohl einmal im Monat nötig.

Neben einem neuen Sitzungssaal sind in der Planung zahlreiche weitere Umnutzungen und Neuerungen vorgesehen: So wird im Erdgeschoss des Rathauses ein Bürgerbüro eingerichtet. Hier kann man sich künftig zu zahlreichen Vorhaben informieren, diese online gleich selbst durchführen oder man erhält Hilfe und Beratung durch die Rathausmitarbeiter. Diskretere Gespräche können in einem angefügten Besprechungsraum geführt werden. Gemeinsam mit dem Standesamt im Trauner-Schlössls werden so die meisten Anlaufstellen für Bürger im Erdgeschoss angeboten. Ziel ist es, die Gänge frei zu machen, da hier der Geräuschpegel sehr hoch ist, führt Bürgermeisterin Sedlmeier an. Auch Räume für Erste Hilfe oder Teeküche sind vorgesehen, ebenso für die Kopiergeräte, die aus Brandschutzgründen künftig nicht mehr am Gang stehen sollen.

Um Platz für all dies zu erhalten, wird das Bauamt in den ersten Stock des Stadtschlosses verlegt: Die Mitarbeiter sollen mehr Platz bekommen für mehrere Büros sowie Handarchiv und Besprechungszimmer. Auch rückt das Liegenschaftsamt näher ans Bauamt. Und: In einem Vorbereich werden Exponate des Heimatmuseums sowie der Stadtgeschichte gezeigt.

Die historische Substanz mit durchgehender mittlerer Flez sowie seitlichen Räumen werde dabei beibehalten, stellt Norbert Paukner vor. Ziel ist zudem die Barrierefreiheit: Höhenunterschiede zwischen Fluren und Zimmern sowie zwischen dem jetzigen Rathaus und dem Trauner-Schlössl müssen überwunden werden. An der Südseite (zum Parkplatz hin) soll der Laubengang mit verglasten Bogenfenstern geöffnet und wieder besser sichtbar werden.

Ins zweite Obergeschoss kommen neu Personalamt, Küche und ein größerer Personalraum für die Mittagspausen. Aus dem bisherigen großen Sitzungssaal werden künftig ein kleinerer Sitzungssaal sowie ein Büro gewonnen.

Der neue große Sitzungssaal im Dachgeschoss des Heimatmuseums kann auf verschiedene Weise erreicht werden: über das Treppenhaus im Rathaus, über die Erweiterung des Treppenhauses im Stadtschloss nach oben, aber auch über den Aufzug, der dafür ebenfalls nach oben verlängert wird.

Angestrebt wird ein Baubeginn im Mai kommenden Jahres, Ziel ist die Fertigstellung Ende 2024.

− gs